Medizinischer Rat: Durchblutungsstörungen der Bauchorgane

PD Dr. med. habil. Jörg Tautenhahn

Mit steigendem Alter oder bei erblichen Dispositionen kann es zu Verschlussprozessen der Blutgefäße im Bauchraum kommen. Drei große Gefäßabgänge der Bauchschlagader sind für die Versorgung von Leber, Milz, Magen, Bauchspeicheldrüse sowie Dünn- und Dickdarm verantwortlich. Kommt es in diesen Arterien zu gefährlichen arteriosklerotischen Ablagerungen oder Verstopfungen durch einen Thrombus, wird die Blutzufuhr behindert. Der Fachmann spricht von einer viszeralen Ischämie.

Bei einem akuten Verschluss – zu über 85% ist das mittlere Gefäß betroffen, dass zum größten Teil den Darm versorgt – zeigen sich verschiedene Symptomphasen. Es beginnt mit einem stärkeren Bauchschmerz und gegebenenfalls Durchfall, geht über in eine abgedämpfte Schmerzphase nach ca. 6 Stunden, in der sich jedoch der Allgemeinzustand verschlechtert und nach zirka 12 Stunden kann es bei hochgradigen Verengungen zum Darminfarkt, einem Darmverschluss mit Perforation in den Bauchraum und letztendlich zum Versagen von mehreren Organen kommen. Die akute Durchblutungsstörung stellt immer einen Notfall dar und gehört umgehend in fachärztliche Hände, denn es besteht akute Lebensgefahr.

Viel häufiger ist allerdings die chronische Form der Durchblutungsstörung zu beobachten. In diesen Fällen ist die Symptomatik nicht so ausgeprägt. Der Bauchschmerz ist nicht übermäßig, er  beginnt in der Regel ca. 20 Minuten nach der Mahlzeit und hält 3-4 Stunden an. Es kommt zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Durchfälle wechseln häufig mit Verstopfungen und die Patienten klagen über Gewichtsverlust und verminderte Leistungsfähigkeit. Betroffen sind meistens ältere Patienten mit schwachem Herzen, Herzrhythmusstörungen und einem Flüssigkeitsmangel. Bluthochdruck, Rauchen, erhöhte Fettwerte und eine Dialyse stellen weitere Risikofaktoren dar. Gerade diese chronischen Durchblutungsstörungen bleiben in vielen Fällen unentdeckt und unbehandelt.

Sollte es sich nur um einen Gefäßkrampf handeln, genügt oft eine medikamentöse Infusionstherapie. Bei schwerwiegenderen Durchblutungsstörungen gehen die Therapieoptionen von der minimal-invasiven Gefäßaufdehnung mittels Ballon oder einer  Stent-Setzung bis hin zum Gefäßbypass. Modernste Verfahren, wie die Computertomographie oder die Magnetresonanz-Angiographie begleitet durch Ultraschalluntersuchungen und Laborparameter unterstützen die Spezialisten bei der Diagnosestellung. Gefäßchirurgen, Radiologen und Allgemeinchirurgen treffen in der Regel gemeinsam eine Behandlungsentscheidung. Ihr PD Dr. med. habil. Jörg Tautenhahn, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Magdeburg

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