Matthias Kühne: Eigenkapitalbildung über die eigene Immobilie
Ausreichend Eigenkapital bleibt die Voraussetzung, um sich den Wunsch nach einem Eigenheim zu erfüllen. Aber wie viel Geld braucht man wirklich? Es gibt Wege, auch mit wenig Geld ans Ziel zu kommen.
Wer über den Bau einer eigenen Immobilie etwas zur Alterssicherung und Vermögensbildung tun will, braucht Eigenkapital. So lautet jedenfalls der Grundansatz. Das ist natürlich grundsätzlich korrekt. Die eigentlich knifflige Frage ist jedoch, wie viel Geld man tatsächlich mitbringen muss, um ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung finanzieren zu können. Dass jemand eine Immobilie aus bestehendem Vermögen bezahlen kann, bleibt die Ausnahme.
Banken und Verbraucherschützer empfehlen in der Regel rund 30 Prozent Eigenkapital für den zufinanzierenden Gesamtbetrag. Diese Faustformel entspricht allerdings oft nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Vor allem junge Paare tragen sich mit dem Wunsch nach einem Eigenheim. Können jedoch selten die Höhe von 30 Prozent Eigenkapital aufbringen. Häufig wird der Wunsch also zurückgestellt, und man beginnt gemeinsam für einen späteren Zeitpunkt Geld auf die hohe Kante zu legen. Da man derzeit mit Sparen jedoch kaum Zinsen erzielen kann und gleichzeitig die Inflation am Wert des angesparten Betrages frisst, erscheint dieses Konzept nicht wirklich sinnvoll.
Aus meiner langjährigen Baufinanzierungserfahrung kann ich belegen, dass der Wunsch nach einem Eigenheim auch mit weniger Eigenkapital erfüllt werden kann. Meine Faustformel lautet: Man kann die Immobilie mit bis zu 90 Prozent der Beleihungssumme belasten. Es reichen dann auch rund 10 Prozent Eigenkapital, um sich den Wunsch nach einem eigenen Heim zu erfüllen. Anstatt erst zu sparen, zahlt man auf diese Weise sofort die Kreditsumme ab. Dies ist eben auch Vermögensbildung, eben nur über die Immobilie und nicht über irgendein Sparkonzept. Wer diesen Weg gehen möchte, sollte nur beachten, vertraglich eine langfristige Zinsbindung einzugehen. Auch hierbei zahlen sich die derzeit noch niedrigen Zinsen für Baufinanzierungen aus.
Im Übrigen erlebe ich seit über 20 Jahren, dass Menschen mit geringeren Einkommen häufig die verlässlicheren Kreditnehmer sind, als solche, die relativ viel Geld verdienen. Warum ist das so? Wer mit weniger Geld auskommen muss, hat meistens gelernt besser mit wenig Geld umgehen zu können. Ich würde eher stutzig werden, wenn jemand 5.000 Euro und mehr im Monat verdient, aber kaum Eigenkapital mitbringt. Da kann es gut sein, dass schon im Lebensstandard hohe Ansprüche existieren wie die Unterhaltung eines sehr kostenintensive Autos, mehrere teure Urlaubsreisen im Jahr oder andere Luxuswünsche, die einen hohen Lebensstandard signalisieren sollen, werden regelmäßig erfüllt. Die eigenen Bedürfnisse selbstkritisch auf den Prüfstand zu stellen und zu erkennen, auf welche Wünsch man gut und gern verzichten kann, ist viel wichtiger, als sich gutgläubig vorzustellen, dass es mit dem Einkommen immer nur in die positive Richtung gehen könnte.
Wovon ich Interessenten mit wenig Eigenkapital stets abraten würde, sind so genannte Bauträgermodelle oder Eigentumswohnungen. Bei 200.000 Euro Finanzierungssumme, muss man rund 15.000 Euro sofort als weiche für Kosten für Notargebühren, Grunderwerbsteuer und Bauantrag aufbringen. Um diese Kosten kommt man auf keinen Fall herum. Man kann sich mit einem realistischen Finanzplan und einer guten beruflichen Perspektive auch mit wenig Eigenkapital den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. Banken stellen auch in solchen Situationen Darlehen bereit. In Ausnahmefällen werden sogar Projekte ohne Eigenkapital finanziert. Allerdings ist das Risiko für jeden Darlehensgeber dann höher und man muss schon mit höheren Zinsen und damit höheren Tilgungsraten rechnen. Wer also ohnhin sparen will, sollte sein Geld vielleicht besser gleich in die Anlage einer eigenen Immobilie stecken, als zu hoffen, dass sich das Geld auf dem Konto vermehren würde. Deshalb scheint es heute in vielen Fällen vorteilhafter zu sein, das Vorhaben Sparen quasi in die Baufinanzierung zu verlagern. Lassen Sie sich auf jeden Fall fachlich seriös und gut beraten. Ein erfahrener Finanzexptere kennt alle möglichen Unwegsamkeiten bei einer Baufinanzierung.