Matthias Kühne: Eigenkapital vs. Baukosten
Wessen Ziel es ist, ein Haus bauen zu wollen, kommt an den Thema Eigenkapital nicht vorbei. Das verfügbare Vermögen zum Zeitpunkt einer Finanzierung ist der Dreh- und Angelpunkt bei jedem Immobilienvorhaben. Banken orientieren sich bei der Kreditvergabe am Kaufpreis und Marktwert einer Immobilie. Das Haus oder die Wohnung dient als Sicherheit für die Beleihung. Die Kaufnebenkosten sind darin aber nicht enthalten und müssen in der Regel selbst bei einer Vollfinanzierung durch Eigenkapital des Käufers abgedeckt werden. Beim Kauf einer Immobilie für beispielsweise 200.000 Euro macht das je nach Region bis zu rund 30.000 Euro aus. Diese Baunebenkosten sind aber nur ein Fallstrick beim Hausbau.
Vor allem die eigentlichen Baukosten sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. So verglich das Statistische Bundesamte die Baupreise für Wohnhäuser im Mai 2018 gegenüber dem Vorjahr und stellte eine Preissteigerung um 4,1 Prozent fest. Das sei der stärkste Anstieg seit mehr als zehn Jahren, teilte die Behörde mit. Der Preisanstieg bezieht sich auf alle Formen von Wohnhäusern, nur Fertighäuser werden in dieser Statistik nicht erfasst.
Ein wesentlicher Grund für die gestiegenen Preise ist die hohe Nachfrage nach Bauleistungen als Folge des Immobilienbooms, außerdem gibt es Kapazitätsengpässe bei Baufirmen und Handwerkern, aber auch Personalmangel in der Branche. Die erste Preiserhöhung kann bereits in der Rohbauphase auftreten, weil die nötigen Handwerker fehlen. So verteuerten sich entsprechende Arbeiten am Mauerwerk und bei Zwischendecken von Mai 2017 bis Mai 2018 um 4,6 Prozent. Bei Betonarbeiten betrug der Anstieg sogar 5,4 Prozent – was beispielsweise mit Engpässen bei der Materialbeschaffung und bei Spezialmaschinen begründet werden kann. Gute Handwerker suchen sich ihre Aufträge mittlerweile aus. Fehlender Nachwuchs verstärkt das Problem. Während einerseits die Marktregularien an der Preisspirale drehen, verteuert andererseits Vater Staat ebenfalls die Kosten. So führte die Novellierung der Energieeinsparverordnung 2016 zu höheren Anforderungen bei der Dämmstoffstärke und Fensterverglasung, was wiederum zu höheren Lohn- und Materialkosten führt. Übrigens hat sich die Zahl der Bauvorschriften seit dem Jahr 1990 bis heute auf 20.000 vervierfacht. Die Vorgaben zum Lärm- und Brandschutz, zur Energieeinsparverordnung und Barrierefreiheit widersprechen sich teilweise gegenseitig und machen jedes Gewerk zur Wissenschaft.
Unter dem Strich wird unter der Entwicklung das Augenmerk für ausreichend Eigenkapital für eine Baufinanzierung immer wichtiger. Nichts wäre schlimmer, als wenn mögliche Kostensteigerungen am Bau – auch durch zeitliche Verzögerungen – nicht richtig einkalkuliert wurden. Im ungünstigsten Fall könnte das zu einem Baustopp führen. Kleine Bauherren haben gegenüber Handwerkern wenig Verhandlungsmacht und ihnen bleibt oft nichts anderes übrig, als die aufgerufenen Preise zu akzeptieren. Obwohl die Politik immer wieder betont, Menschen mit geringerem Geldbeutel bei der Bildung von Wohneigentum zu unterstützen, zeigt die Preisspirale in die entgegengesetzte Richtung. Um sicher zu gehen, dass sich der Traum vom eigenen Haus auch wirklich erfüllt, sollten Sie nicht auf eine fachliche und erfahrene Beratung durch entsprechende Experten verzichten.