Mädchen für alles: So ’ne Kakophonie

Vorgestern war ich im Treppenhaus zugange, um an einer Wand ein paar Flecken zu entfernen. Keine Ahnung, wie die dort hingekommen sind. Sie mussten jedenfalls beseitigt werden. Und während ich da so gefriemelt hab‘, kam eine ältere Bewohnerin auf mich zu. Ganz aufgelöst war sie, verzweifelt. Und völlig außer Atem. Flehend hat sie sich an mich gewandt – unbedingt brauche sie meine Hilfe. Jetzt gleich. Na gut … ich helfe ja, wo ich kann. Also hab‘ ich meine Arbeitsutensilien fallen lassen und bin mit ihr ein paar Treppen nach oben getrabt. Unterwegs liefen vor meinem geistigen Auge diverse Filme ab, was denn alles passiert sein könnte. Vielleicht hatte ihr Mann einen Schwächeanfall oder Infarkt und liegt regungslos im Wohnzimmer. Oder die Waschmaschine war defekt und hat nun das ganze Badezimmer unter Wasser gesetzt. Ich sah mich schon durch die Wohnung waten und ihr Kätzchen vor dem Ertrinken retten. Aber als wir oben ankamen, war alles trocken. Es roch auch nicht verbrannt. Und niemand lag bewusstlos auf dem Fußboden. Nicht mal ein Kätzchen hat die ältere Dame. Verwundert sah ich mich um, schnappte nach Luft und ein paar Schweißperlen liefen mir über die Stirn, als sie mich in die Küche zog und entrüstet erklärte, dass sie so ein neumodisches Radiogerät geschenkt bekommen habe. Beim Kochen wollte sie das Fräulein mit der netten Stimme hören – „die, die letztens beim Jenossenschaftsfest uffjetreten war, wissen Se?“ Die würden ihre Lieder immer bei dem und dem Sender spielen. Also hab‘ ich mich durch die Kakophonie gewühlt, bis ich den richtigen Sender gefunden hatte. Ich helfe ja, wo ich kann … Bis später, Ihr Mädchen für alles

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