Langsamer Leser: Rake News

Es ist ausgemacht, dass er in die Geschichte eingeht. Es ist noch nicht ausgemacht, ob daran nicht die Geschichte eingeht. Falls nicht, ist  auch noch nicht ausgemacht, als was er in die Geschichte eingeht: Als Komiker, als oberster Dementer der Freien Welt, als tragische Figur (auch ohne Demenz), als größter Lügenbold seines großen Amerika, als orkanartiger Vernichter sämtlicher Verbindlichkeiten. Ich glaube, das Bild, das er im Zusammenhang mit seinem amerikanischen Lieblingsfeindstaat Kalifornien abgab, das wird bleiben. So wie weiland von Wilhelm Zwo das Bild des im Exil holzhackenden Kaisers blieb: Donald the Raker, der den Wald harkt, das Laub, das Kleinholz, die Zäpfel, alles, was brennen kann, herausharkt, wie das seiner Meinung nach die Finnen tun. Die, sagt Donald den Kaliforniern, haben keine Probleme mit den Waldbränden. Die unordentlichen Kalifornier schon. Nebenbei sorgt Donald natürlich auch für die Kalifornier, ein gutes Klima herzustellen. One Trump – no Waldbrand! Harken ist das Geheimnis. Irgendein Bedauern gehört, dass noch über 1000 Menschen vermisst werden? Wie soll man auch Leute bedauern, die nicht auf ihren Präsidenten hören?

Ganz nebenbei hat Donald dabei auch das Geheimnis des Erfolgs der Populisten aufgedeckt: Sauberkeit, Ordnung und Fleiß sind, neben ihrer Haupttugend, der Humorlosigkeit, ihre Tugenden. Putzen, Sortieren und Harken sind die Mittel zum Zweck. Das verhindert Katastrophen und ungesunde geistige Beweglichkeit. Apropos Harken. Die Finnen sind ja Spaßbremsen. Da geschieht dem finnischen Präsidenten die unverdiente Ehre, dass der größte Präsident der Freien Welt ihn zitiert, da stellt der sich schulmeisterlich hin, um den größten Präsidenten als Trottel zu bezeichnen. Ja, hat er nicht wörtlich gemacht. Aber zu sagen, dass er ihm nie gesagt habe, dass Finnen ihre Wälder harkten, das kann man nicht machen, wenn der größte Präsident ihn zitiert. Kein Wunder, dass man demnächst überlegen muss, ob nicht Finnland auch zu den kleinen Schurkenstaaten gehört, wie Nordkorea beispielsweise.

Und nochmals Harken: Alice hat im Wunderland geharkt und statt Blätter blieben Scheine an ihrer Harke haften. Herrgott, wird da gleich ein Theater daraus gemacht. Was so überschaubar ist, wird auch schnell mal übersehen. Und man kann schließlich nicht bei jedem Cent, den man beim Bäcker lässt, stundenlang nach der Herkunft fragen. Was ist denn auch passiert? Die Alternative ist im selben Sumpf angekommen wie die Etablierten. Ich würde der AfD den Eulenspiegel-Slogan empfehlen: Wir sind nicht bestechlich, aber käuflich. Als Wähler würde ich mir allerdings Sorgen machen. Nicht des Geldes und seiner Wege wegen, sondern über das Woher. Im Osten generiert sich die AfD doch als die besseren Sozialis-ten, also die besseren Kümmerer um das Prekariat. Und ausgerechnet diese Kümmerer sollen Finanzspritzen reicher Leute erhalten? Hallo? Kapitalisten als Selbstmörder oder als Albert-Schweitzer-Verschnitt? Oder gelten die Alice-Spenden nicht eher der westdeutschen AfD mit ihrem neoliberalistischen Zuschnitt á la Meuthen und Weidel? Vielleicht müsste sich – zumindest würde ich das als Wähler verlangen– die Partei mal entscheiden, was sie wirtschaftlich will? National-sozialistisch oder National-liberal? Um das mal ins Gedächtnis zu rufen: Herr Meuthen ist der, der die Rente gänzlich zur Privatsache machen will, also auf Eigenvorsorge aus ist. Hey, Sie! AfD-Wähler! Wollen Sie das wirklich? Im Moment haben wir als Wähler mit der einen AfD zwei Parteien vor uns, die sich nicht mal auf Europa-Wahl-Kandidaten einigen können. Es gärt noch, würde Gauland blubbern. Und wahrscheinlich vom Harken eher abraten. Aber Ordnung muss sein, oder? Ich wüsste noch einen schönen Wahlslogan für die AfD:

AfD! Schein-bar alternativ! Ach, da kommt ja auch noch in der zweiten Silbe Bares zum Vor-Schein. Entzückend. Mit dem Geld haben es die Populisten. Sie harken es zusammen, wo es aufzutreiben ist, um es den Armen weiter zu geben, wie der größte Präsident und seine größte Steuerreform für die Reichen Amerikas, die am Ende, jede Wette, die Armen bezahlen müssen – und zwar den ganzen bombastischen Schuldenhaufen! Die Italiener eifern ihnen da unverhohlen nach. Schulden? Na, da muss man einfach noch mal eine Menge drauftun, dann drücken die neuen Schulden die alten platt. Früher hätte man so etwas Fake News genannt, hätte man den Begriff da schon gekannt. Heute sind es Rake News, weil einer den Mist ja zusammenharken muss und alles kann man nun die Finnen auch nicht machen lassen. Die haben genug mit ihren Wäldern zu tun. Die müssen ja schick sein und nicht brennen, wenn der größte Präsident mit seinem guten Klima („wir werden ein gutes Klima haben!“) um die Ecke kommt.

Geharkt hat auch die Landes-CDU Sachsen-Anhalts auf ihrem Parteitag in Röblingen am See. Mit der deutschen Unterschrift unter dem Migrationspakt der Vereinten Nationen bestehe die Gefahr, dazu genötigt zu werden, „die Tore bedingungslos aufzumachen“, sagte der Landtagsabgeordnete Zimmer. Innenminis-ter Stahlknecht und Rechtsaußen Schulze, seines Zeichens Generalsekretär der AfD, pardon, jetzt habe ich mich verharkt, der CDU natürlich – obwohl: Ich glaube, wenn Schulze sagte: „Zwischen mich und die AfD passt kein Blatt Papier!“, ich würde es als Originalzitat durchgehen lassen. Ich finde es schon interessant, wenn da eine ganze Landespartei so offen zeigt, dass sie entscheidet, bevor sie sich der Gefahr aussetzt, von irgendetwas eine Ahnung zu haben. Und wenn Herr Stahlknecht meint, es läge an der Kommunikation, dann würde ich einfach die Art der Kommunikation ändern. Wozu hat der Innenminister einen ganzen Presseapparat? Wenn man aber schon mal vorbauen will und für die Regierung nach der nächsten Wahl Koalitionspartner festmachen will, muss man sich dann auch bei der zweitstärksten Partei umsehen. Die Splitterpartei wird ja ausfallen als künftiger Koalitionspartner.

Gehen wir dann auch in eine Regierung, wenn die AfD die stärkste Partei wird? Wir arbeiten ja daran, dass sie es wird. Aber, liebe CDU, wenn man den Wald harkt, tut man ja vielleicht etwas für den Brandschutz, obgleich ich da eher dem kalifornischen Feuerwehrchef traue, der Donald the Raker einen Ignoranten zieh, der keine Ahnung von Forstwirtschaft und Waldbrandbekämpfung habe. Wenn man aber in der Scheiße harkt, wird man bestenfalls nur stinken, und man muss verdammt aufpassen, dass man bei den aufsteigenden Gasen nicht zündelt. Der Wähler, das sollte den Herrschaften der CDU bereits aufgefallen sein, wählt, wenn er schon rechts wählt, das Original. Es nützt nichts, so sein zu wollen, so denken zu wollen wie die schein-bare Alternative. Damit verliert man nur die Wähler, die man sicher hatte.

Die Abstimmung auf dem Parteitag sagt mir, dass es viel nötiger wäre, für die politische Bildung der Abgeordneten zu sorgen. Es verfängt nicht mehr, die Schuld ständig bei der Bundeskanzlerin zu suchen. Ich dachte vorzeiten, dass eine Demokratie auch gebildete Abgeordnete hervorzubringen vermöge. Das war wohl ein Fehlschluss. Sachsen-Anhalts Demokraten jedenfalls zeigen ihrer Führung, aber auch allen anderen nicht, was eine Harke ist. Schade eigentlich. Ich würde mir mal Ideen von der Landesregierung wünschen, richtig handgreifliche Ideen, statt des ewigen Gejammers um unzureichende Geldausstattungen und merkwürdige Erpressungen der Bundesregierung, um zu Geldern zu gelangen, von denen man sich erhofft, dass sich damit die Probleme der Braunkohlenregionen lösen lassen. Ideen braucht es hier! Wen will ich ansiedeln von den großen Konzernen und wie bereite ich das sachgemäß vor? Aber da sind wir schon wieder bei einem anderen Problem, das wir in einer späteren Folge beleuchten sollten. Und denken Sie daran: Eine Partei ist nicht einfach eine demokratische Partei, nur weil sie vom Volk gewählt wurde und so weiter und sofort!

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