Langsamer Leser: Mieswurz
Mieswurz. Kennen Sie nicht? Seltsam. Nein, er ist nicht verwandt mit dem Helleborus, also dem Nieswurz, diesem Hahnenfußgewächs, das man auch (christlich) Christrose, (atheistisch) Schneerose oder arabisch تابن} قبرخ } nennt. Oder vielleicht doch? Denn die Nieswurz reichte man im Mittelalter Verrückten, also Geistesbeschädigten. Der Mieswurz dagegen hatte einen einzigen Auftritt in Super Mario Odyssey. Kapert man einen von ihnen, kann man sich so hoch strecken, dass man in der Luft schwebende Power-Monde sammeln kann. Und ich hatte für einen Moment geglaubt, ich hätte ihn erfunden. Dann wäre der nämlich ich, der Wähler, der sich bereits nach kurzer Regierungszeit ziemlich geprellt fühlt. Ach was, da ist ja das Problem klein geredet. Ich habe nicht für einen Moment geglaubt, dass wir bereits am Anfang unserer Regierung keine mehr haben. Da bewegen sich eine Reihe von offenbar Nieswurzgeschädigten als Kabinettsangehörige, denen gegenüber ich ziemlich verschnupft bin, obwohl ich es mir hätte denken können, dass es so kommt, wie es nicht mehr aufzuhalten ist.
Da steht in voller Größe erst einmal der Helleborus foetidus, der stinkende Nieswurz, der zu den Halbsträuchern zählt, ziemlich stinkig ist und einfach HORSTig wächst. Dieser Heimatminister ohne Moslems. Diese alle schließt er aus:
Herkunftsland | 2016 | 2017 | Veränderung 2017 |
Türkei | 1.492.580 | 1.483.515 | -9.065 |
Polen | 783.085 | 866.855 | 83.770 |
Syrien | 637.845 | 698.950 | 61.105 |
Italien | 611.450 | 643.065 | 31.615 |
Rumänien | 533.660 | 622.780 | 89.120 |
Kroatien | 332.605 | 367.900 | 35.295 |
Griechenland | 348.475 | 362.245 | 13.770 |
Bulgarien | 263.320 | 310.415 | 47.095 |
Afghanistan | 253.485 | 251.640 | -1.845 |
Russland | 245.380 | 249.205 | 3.825 |
Irak | 227.195 | 237.365 | 10.170 |
Serbien | 223.100 | 225.535 | 2.435 |
Kosovo | 202.905 | 208.505 | 5.600 |
Das heißt, so genau weiß ich das auch nicht. Die Italiener sind ja auch Ausländer, in der Regel aber keine Moslems. Natürlich gehören die zu Deutschland, weil man ja gern „beim Italiener“ isst. Dann gehören die muslimischen Türken, die ein Restaurant betreiben, auch zur Heimat oder doch nicht, Und was ist mit den Türken, die ein Restaurant betreiben, aber nicht mehr Muslime sind? Ob sich der Stinkwurz-Horst das alles wirklich gut überlegt hat? Oder gehören zur Heimat nur die oberbayrischen Dörfer mit ihrem gutkatholischen Glauben, der in Gegenden wie Alt-Ötting einem protestantischen Christenmenschen fremder vorkommt als der Glaube der Inka in Peru? Wie mag er dann erst auf einen Atheisten wirken? Die Tabelle übrigens stammt von statista. Klingt wie eine italienische Model-Agentur.
Dieser halbe Heimatminister ist aber ein ganzer Innenminister, der Pläne hat oder zum Vorlegen erarbeiten lässt. Alle Pläne haben mit Ausweisung, Einweisung ins AZ (kennen Sie nicht? Ist der humane Ableger vom KZ, das Anker-Zentrum: Hier werden die Anker der Schlauchboote versammelt, welche die Flüchtlinge über welchen unterseeischen Friedhof auch immer gebracht haben) oder sonstigen negativen Dingen zu tun. Man könnte ja auch mal zur Abwechslung mit Integrationsplänen aufwarten. Selbst unserem Gesundheitsminister für alle Fälle, dem Herrn Jens Spahn (ich wusste bis dahin nicht, das schwule Menschen auch von AfD-nahem Gedankengut infiziert werden können, man denkt ja nicht immer gleich an Frau Weidel, obwohl sich die Dame mit ihrem lasziv-obszön-zynischen Mundzuck-Lächeln in jedes Bild drängt) verweist auf die Dringlichkeit hin, die im Horstbau noch nicht so dringlich gesehen wurde, dass die Außengrenzen der EU gesichert gehören. Nun ist Horst ja auch Bauminister. Also abrücken zum Atlantik, und dort den Wall wieder baulich auf Vordermann bringen, Ähnliches das ganze Mittelmeer entlang (mit Ausnahme der Küsten Marokkos, Libyens, Ägyptens, da will ohnehin kein Kreuzfahrer (merkwürdige Geradlinigkeit in den Bezeichnungen) hin, und ein Kreuzfahrer schon gar nicht. Afghanistan gehört zu den sicheren Herkunftsländern. Ich würde Herrn Thomas de Maizière auch gern nach Afghanistan abschieben, unseren jetzigen Innenminister als Trittbrettfahrer gleich mit dazu.
Aber halten wir uns doch nicht bei diesen beiden finsteren Gesellen auf. Die Bundeskanzlerin scheint wächsern zu werden, durchscheinbar wie die Mechthild auf dem Fürstenwall. Jetzt, nachdem sie die völkerrechtswidrigen Bombardements der „Vergeltungsaktion“, die für die Waffenindustrie wohl eher eine „Vergeldungsaktion“ war, für angemessen erklärt hat. Pardon, ich weiß ja, dass momentan jeder meint, in Syrien darf man machen, was man will: Der eine NATO-Partner rüstet und bildet die Kurden aus, der andere NATO-Partner greift sie an. Hört man von irgendeiner Seite Protest? Herr Stoltenberg? Schweigt fein still. Man will den angreifenden NATO-Partner ja nicht verärgern. Der andere NATO-Partner zieht dann seine Truppen ab (hatte ich längst vor), um natopartnerschussfreies Feld zu schaffen. Und so darf man auch, völlig frei von jeglicher Bedenklichkeit, geschweige denn Beweisen, eben mal das Land mit dem bösen Diktator bombardieren. Da es sich um schöne, intelligente, amerikanische, britische und französische Raketen handelt, hält auch jeder Syrer freiwillig seinen Kopf zur Abrasur hin. Es sind ja Präzisionswaffen, die den Syrern im Gegenteil zu Fassbomben und den menschenverachtenden russischen Raketen in der Regel kein Leid tun. Das, denke ich, meint unsere Kanzlerin mit ihrer Beiflöterin, der Panzer-Uschi.
Der nächste traurige Fall ist der der Glyphosat-Julia. Die ahnungsfreie Landwirtschaftsministerin soll unsere Landwirtschaft in das neue Jahrtausend führen. Die Richtung sollte sein, die industrielle Landwirtschaft aus dem vorigen Jahrhundert, die gerade unsere Seen mit Gülle zuschifft, in eine Landwirtschaft zu überführen, deren Produkte gefördert werden. Von diesem Ansatz sehe ich weit und breit nichts. Bis jetzt jedenfalls. Sagen wir mal so, und mit Blick auf die französischen Offerten in Richtung Europa, ängstlicher und sozusagen nicht vorhanden regierend habe ich noch keine Bundesregierung gesehen. Ich sehe sie einfach nicht, bis auf den peinlichen Maas, der alle fünf Minuten im Fernsehen davon schwadroniert, dass sich Herr Putin jetzt nach dem Westen zu richten hat, Herrn Assad in die Mülltonne wirft und in Syrien baldmöglichst freie Wahlen abhalten will, obgleich ein großer Teil der syrischen Bevölkerung, zwischen Scylla und Charybdis wählen müssend, sich trotz allem lieber mit Assad arrangiert, weil sie denken, dass er im Zweifelsfall eher ein Friedensgarant ist als einer der Dschihadisten aus den Rebellenreihen. Oder kennen Sie jemanden, der sich in diesem siebenjährigen Krieg als neuer Führer herauskristallisiert hätte?
Ist das nicht traurig? Die Russen haben schon wieder einen Saarländer am Hals, der ihnen zeigen will, wie sie es richtig machen sollen. Das hatten wir doch schon mal – und wenn ich mich recht erinnere, ist doch das Projekt ziemlich gründlich gescheitert? Ich wäre für die Rückgabe des Saarlandes an Frankreich. Das wäre dem Großteil der Saarländer ohnehin lieber, schon des Lebensgenusses wegen, und Frankreichs Macron hätte dann nicht mehr so viel Hoffnung, die er den Deutschen entgegenbringt, weil er anhand der wieder eingefangenen Deutschen aus dem Saarland wüsste, dass Deutschland aufzufordern, innovativ und europäisch zu denken, ein antagonistischer Widerspruch ist. Unsere Kanzlerin kennt diese Art des Widerspruchs noch aus ihrem Staatsbürgerkundeunterricht. Den hatte der liebe Emmanuel eben nicht. An unserer Kanzlerin und ihrem Finanzminister wird ein Macron buchstabieren lernen, was die german angst ist. Und er wird lernen, dass der Grieche Sisyphos im Vergleich mit seinen Anstrengungen, Deutschland zu bewegen, einen beneidenswert leichten Job machen musste, um das Steinchen den Berg hinauf zu kriegen. Ich beneide ihn nicht. Uns für die nächsten Jahre mit dieser Nichtregierung freilich auch nicht. Im Übrigen meine ich, auch wenn die Mitglieder einer Partei eher auf der Krim sind als die Mitglieder anderer Parteien, lässt sich auch daraus nicht ableiten, dass es sich um eine Partei demokratischen Inhalts handelt. Ludwig Schumann