Langsamer Leser: Endlich! Die Kastration der Demokraten beginnt
Wenn man den Bock zum Gärtner macht, braucht man tatsächlich nur acht (8!) Zeilen, um von einem hochverdienten Demokraten wie Hans-Joachim Tschiche zum „Sprecher gegen Extremismus“, den berühmten Herrn mit dem Kameltreiberjargon, Herrn Poggenburg, zu kommen. Und es tut mir leid, selbst wenn er sich so bezeichnen darf, käme ich nicht auf die Idee, diesen Undemokraten mit dieser Bezeichnung ohne Anführungsstriche zu ehren. Und dieser Herr Oberrassist darf sich erlauben, einen Verein vorzuführen, der sich über Jahre mit seiner Arbeit an Schulen, mit seiner Arbeit für Integration und Demokratieverständnis höchst verdient gemacht hat und, schlimmer noch, Michael Bock, den ich eigentlich für einen ehrenwerten Journalisten halte, macht sich zum Sprecher derer, die mit vereinten Kräften Demokraten zum Schweigen bringen wollen. Dass sich die „Volksstimme“ dafür hergibt, ist schlimm, aber vielleicht eben auch dem Namen geschuldet. Wie soll denn, sehr geehrter Herr Bock, ein Verein wie „Miteinander“, dessen Vorsitzender Tschiche gewesen ist, anders als politisch reden? Sicher, als der Verein in diesem Jahr zur Meile der Demokratie den Schwanz eingekniffen hat und, der AfD wegen, sich in die Schmollecke zurückgezogen hat, habe ich das als Feigheit vor dem Feind empfunden. Geht der Verein jetzt auch nicht mehr in den Landtag? Meidet er die Straßenseite, auf der er ein AfD-Mitglied vermutet? Das war schlichtweg eine unüberlegte Aktion. Aber dem Verein vorzuwerfen, dass er das Maul auftut, weil er die Hasstiraden gegen Ausländer, die Äußerungen führender Parteimitglieder zum Dritten Reich nicht mittragen will, dagegen aufsteht, weil beispielsweise Integration ein wichtiger Teil seiner Arbeit ist, das ist unglaublich. Und das ausgerechnet von den Schwarzen, pardon, von der CDU, die auf die sogenannte Wende, also auf die friedliche Restauration, so stolz ist, als hätte sie Herr Kohl inszeniert, die Vorwende-Zensur wieder eingeführt wird, indem dieser unsägliche Generalsekretär Sven Schulze sich nicht entblödet, diesem Verein die Steuergelder zu entziehen, es sei denn, er würde sich einer „100prozentigen Neutralität“ verpflichten, das ist ein solcher Hohn auf die Demokratie, wie ich sie seit Erich Honeckers Zeiten nicht mehr erlebt habe. Dieser Mann, der Demokraten zum Stillschweigen bringen will, und zwar gemeinsam mit – und solange Poggenburg nicht ausgeschlossen ist, werde ich auch immer behaupten, dass dies eine, zumindest wenn ich es salonmäßig freundlich ausdrücken will, faschistoide Partei ist, also Hand in Hand mit dieser Partei zur Kastration der Demokratie aufruft, dieser Mann, mein Herr Ministerpräsident, gehört unverzüglich aus seinem Amt entfernt, es sei denn, Sie treten morgen vor das Mikrofon, lösen die Jamaika-Koalition auf und gehen die schwarzbraune Koalition an. Mir scheint, Sie haben aus der Weimarer Zeit nichts, aber auch gar nichts gelernt. Die braune Diktatur war eine gewählte, wenn ich mal Nachhilfe erteilen darf. Wer heute in dieser Weise gegen Demokraten vorgeht, Geld gegen Stimme, wetzt bereits die Messer zur Kastration. Ich sehe den „Sprecher gegen Extremismus“ (das muss er als Mitglied einer dem Extremismus nahen Partei ja auch gut können) bereits die Nachfolge von Herrn Stahlknecht antreten und erinnere an den Poggenburg-Chat mit dem Bundespolizisten, der nachfragt, was man denn „nach der Machtübernahme“ mit den Journalisten mache. Herr Bock, es tut mir leid, aber, das wird hier häufig wiederholt, nur weil eine Partei demokratisch gewählt ist, vertritt sie noch keine demokratischen Inhalte. Und das muss gesagt und gesagt und gesagt werden, gleich, ob sie zweit-, dritt- oder stärkste Kraft im Landtag ist. Diese „Vogelschiss“-Partei gehört nicht in Regierungsverantwortung. Und ich bin auch nicht mehr bereit, wie manche Politiker immer noch, von den Leuten, die diesen Menschen hinterherlaufen, von besorgten Bürgern zu sprechen. Viel spricht dafür, dass sie, käme diese Partei an die Macht, es den Bürgern besorgen würde. Aber auf dieses Experiment möchte ich mich nicht einlassen. Wer Leuten nachläuft, die Politikernamen an Galgen schreiben und damit demonstrieren, ja, natürlich war das Pegida, aber die werden doch gerade in die Partei geholt, wer Leuten nachläuft, die vom Schuldkult reden, wenn sie von Holocaust-Opfern sprechen und von der Vergangenheit, die für einen Gauland ein Vogelschiss ist, wenn Leute wie Frau Weidel, dann auch noch zutiefst heuchlerisch, von Ausländern herabwürdigend als Burkamädchen und Messermännern spricht, wenn Leute solchen Menschen hinterherrennen, dann sind das keine besorgten Bürger mehr, sondern Leute, die aktiv eine neue faschistische Gesellschaft wollen. Mit diesen Leuten an der Spitze weigere ich mich auch, geradezu beschönigend von einer populistischen Partei zu sprechen. Wer das macht, denkt auch über Koalitionen nach.
Nein, es kann nach zwei Jahren niemand mehr sagen, das alles habe er nicht gewusst. Wenn der Führer gewusst hätte, wie dämlich die Menschen sind, hätte er vielleicht doch wieder Ansichtskarten verkauft. Manchmal ist so ein kleiner Job einfach ehrenvoller und hätte der Welt das Grauen des Dritten Reiches erspart.
Aber Tritt fassen können diese „Alternativen“ nur, wo die Demokratie gerade stirbt. Und ich kann nicht erkennen, dass die demokratischen Parteien aus ihren Wahlniederlagen auch nur einen Funken gelernt hätten. Sie tun wirklich alles, um tabula rasa zu schaffen. Das Feld zu bereiten ... Das, so entdeckt es uns Volkes Stimme, geschieht nun step by step. Wir beginnen mal, indem wir missliebige Vereine mundtot machen. Das hatte seinerzeit die Regierung Böhmer bereits versucht. Der damalige Wirtschaftsminister war einer der Anheizer. Schließlich hätten wir kein Problem mit Nazis in Sachsen-Anhalt. Wir hatten das über mehrere Jahre nicht, weil Vereine wie „Miteinander“ und „Menschenskinder“ eine hervorragende Arbeit mit jungen Menschen leisteten. Zwei bis drei Jahre nachdem diese Arbeit zurückgefahren wurde, hatten wir wieder das Problem mit rechten Jugendlichen. Das scheint in der Wahrnehmung nicht angekommen zu sein. Steuergelder sind auszugeben für die Verteidigung der Demokratie, Herr Bock, nicht, wie in der DDR, damit man schön den Mund hält und in vorauseilendem Gehorsam das demokratische Chaos in einer Kiste versammelt, die man dann gemeinsam unter dem Absingen des Deutschlandliedes in der Ostsee versenkt. Poggenburg (ich gebe auch zu, dass mir hier die Anrede „Herr“ unangemessen erscheint, hießen die nicht „Volksgenossen“?) als „Extremismusexperte“ (das trifft es doch viel genauer) wird den Weg zur Ostsee noch finden und auf Usedom der Fischersfrau befehlend zurufen, trotz des Windes das Kopftuch abzunehmen, Alice wird erwartet. Na, da kann doch die Kastration der Demokraten zu ihrem Höhepunkt geführt werden. Wohl bekomms! Ludwig Schumann