Hengstmanns andere Seite: Zu Weihnachten auf Wein achten
Habe ich nicht erst vor ein paar Wochen den Adventsstern vom Leuchten und seinem staubigen Dasein unter der Wohnzimmerdecke befreit? Christkinder, wie die Zeit vergeht!
Da hat man sich gerade vom ganzen Weihnachtsstress erholt und nun geht es schon wieder von vorn los. Die Schnäppchenjagd auf unpassende Geschenke. Dem völlig unterkühlten Weihnachtsbaumverkäufer klar machen, dass diese „Krüppelfichte“, die er mir andrehen will, nicht meiner ästhetischen Baumvorstellung entspricht.
Und dann diese Schlacht an den Kassen der Supermärkte. Der Einkaufszettel übertrifft das gerollte Volumen einer Toilettenpapierrolle um Längen. Und für welche Produkte, die einem das Fest kulinarisch zum kalorienreichen Höhepunkt des Jahres machen sollen, entscheidet man sich?
Bio! Gut! In Bio hatte ich in der Schule immer eine schwächelnde Zwei. Also eine gute Drei. Doch kann ich deshalb wirklich sicher sein, dass immer Bio drin ist, wo Bio drauf steht? Weiß ich denn, ob die polnische Mastgans bis zu ihrer Enthauptung und Entfederung wirklich ein glückliches, freilaufendes Gänsedasein führen konnte? Das ist doch wohl eine gourmet-ethische Grundfrage. Denn ich bin nicht in der Lage, die Gans post mortem zu begnadigen, so wie es der amerikanische Präsident zum Erntedankfest mit den Truthähnen trut ... äh ...tut!
Sind wir doch mal ehrlich zu uns selbst! Die Festtage sind doch für die Galle, die Leber und den Verdauungstrakt so etwas wie ein „Ironman“ auf Hawaii. Da sollte man schon darauf achten, was man verspachtelt und welche Alkoholisiaka man sich durch die dürstende Kehle rinnen lässt! Ja! Man sollte zu Weihnachten auch auf den Wein achten.
Auf Bier würde ich in diesem Jahr verzichten wollen. Obwohl es sicher schwerfällt. Ich erinnere nur an den von mir zum Unwort des Jahres gekürten Terminus: Glyphosat! Die Europäische Union ist sich immer noch nicht „Gans“ so sicher, ob Glyphosat nun krebserregend ist oder nicht. Glyphosat-Befürworter entgegnen, dass man am Tag circa eintausend Liter Bier trinken müsste, um einer Krebserkrankung Vorschub zu leisten. Das sage ich: Gerade zu Weihnachten gibt es einige, die das schaffen.
Eines der wichtigsten Dinge zum Fest ist natürlich der schon von mir erwähnte Weihnachtsbaum. Doch gerade in dieser Zeit der schleichenden Klimakatastrophe ist doch die alles entscheidende Grundfrage: Wie beleuchte ich den Baum? Wachskerzen? Sicher, so ein offenes Feuer erzeugt bestimmt eine anheimelnde Stimmung, aber auch eine sehr hohe Brandgefahr.
Kluge Menschen entscheiden sich gegen die latente Stearingefahr. Die Kameraden der freiwilligen und unfreiwilligen Feuerwehr möchten sicher das Fest nicht mit Atemschutzmaske und C-Rohr in der löschenden Hand verbringen. Nicht zu vergessen die sehr hohe Kohlendioxidausstoßbelastung. Würde in jeder Stube im geeinten Deutschland zum Fest am Weihnachtsbaume die Wachskerzenlichter brennen, hätten diese einen Nennwert von circa eintausend Kohlekraftwerken zur Folge. Was also wäre die ökologische Alternative?
Die elektrische Baumbeleuchtung. Doch auch hier drohen Konsequenzen. Wäre es doch nur der Baum, der elektrisch zum Glänzen gebracht werden soll! Nein! Mittlerweile nimmt die Anzahl der Illuminationsfreaks unaufhaltsam zu. Sie verzieren ihre Häuser, Schuppen und Garagen mit Lichterketten, die so hell leuchten, das man die Straßenbeleuchtung vielerorts einfach abschalten könnte. In den Vorgärten leuchten elektrifizierte lebensgroße Elche und Rentierschlitten mit dem Weihnachtsmann und dem Geschenkesack hinten drauf. Beide, Mann und Sack, sind natürlich ebenfalls mit Licht erfüllt. Der Stromverbrauch steigt ins Unermessliche. Die Stromzähler laufen quasi heiß! Und die Kumpel in den Kohlekraftwerken müssen zum Fest noch eine Schippe drauf legen.
Wenn dann noch in nächster Zeit die von der Politik gewollte Anzahl der Elektro-Autos zunimmt, droht Deutschland zur Weihnachtszeit der totale Stromkollaps. Die sogenannten Entscheidungsträger müssen dann wirklich mal handeln. Entweder Fahrverbot der Elektro-Autos zum Fest. Oder: Es gibt eine Abwrackprämie für Lichterketten und dann staatlich subventionierte Wachskerzen. Das würde natürlich wieder bedeuten, man fällt den Feuerwehrleuten in den Rücken und das Ozonloch würde so hell strahlen, dass wir es endlich einmal sehen könnten.
Tut mir leid! Ich will und kann diese Kausalkette so kurz vor Weihnachten nicht zu Ende denken. Ich muss jetzt Geschenke kaufen, eine Nordmann-Tanne besorgen und in den Keller gehen, um zu prüfen, ob die Weihnachtsbaumbeleuchtung das tut, was sie tun soll, nämlich leuchten. Ich wünsche ihnen je nach Konfession, ein frohes oder gesegnetes, auf jeden Fall ein helles Weihnachtsfest. Herzlichst, Ihr Frank Hengstmann