Gedanken- & Spaziergänge im Park: Aberglaube und Symbole
Gibt es irgendwelche magischen Verbindungen zwischen verschiedenen Personen oder grundverschiedenen Ereignissen? Natürlich nicht. Das ist doch alles nur Aberglaube! Und doch kommt es einem manchmal so vor. Ich denke zum Beispiel dabei an unsere Fußballnationalmannschaft. Wenn ich die Entwicklung dieser Mannschaft über die letzten Jahre so betrachte, so fallen eigentümliche Parallelen zu der Bundesregierung unter Angela Merkel auf. Natürlich alles nur Zufall. Wir wissen ja, dass Angela Merkel sich immer für Fußball interessierte, bei verschiedenen Europa- oder Weltmeisterschaften die Mannschaft manchmal in der Kabine besuchte, bei der letzten Weltmeisterschaft allerdings nur das Trainingslager in der Vorbereitungsphase. Es zeigen sich auch gewisse Parallelen zum Bundestrainer Jogi Löw bei ihr.
Frau Merkel wurde 2005 erstmals Kanzlerin, Jogi Löw 2006 Bundestrainer. Beide erlebten über zehn Jahre eine andauernde Erfolgskurve, bis 2014 Deutschland sogar im Finale der Weltmeisterschaft Argentinien 1:0 besiegte. Das war das berühmte Sommermärchen, bei dem die Deutschen auch ungestraft Nationalgefühl mit Schwarz-Rot-Gold zeigen durften. Aber seit 2015 neigte sich diese Kurve abwärts. Für die Bundesregierung war es die Flüchtlingskrise (oder muss man heute Geflüchtetenkrise sagen?), die den Status von Frau Merkel doch merklich erschütterte. Prompt schied die Nationalmannschaft bei den Europameisterschaften 2016 im Halbfinale aus. Noch schlimmer wurde es für CDU und SPD nach der letzten Bundestagswahl 2017, bei der beide heftig Federn ließen. Die anscheinend beiderseits ungeliebte GroKo wurde auf präsidialen Wunsch noch einmal wiederbelebt, wobei „belebt“ reichlich übertrieben erscheint. Die Umfragewerte sanken noch tiefer als die Wahlergebnisse und Merkels Stern sank. Manche fantasierten schon über ihren Rücktritt. Parallel dazu erlebte die deutsche Mannschaft ihr bislang größtes Debakel, sie schied schon in der Vorrunde der Weltmeisterschaft 2018 aus. Und ebenso wie bei Frau Merkel wurde über den Rücktritt von Jogi Löw spekuliert. Aber genau wie Frau Merkel blieb auch er im Amt. Die Umfragen der CDU/CSU sanken weiter, die Ergebnisse der Wahl in Bayern waren auch schlechter als gewohnt und seltsam: die deutsche Mannschaft kassierte bei der UEFA-Europaliga der Nationalmannschaften bisher zwei Niederlagen und ein Unentschieden.
Wie Frau Merkel scheint auch Herr Löw fest auf seinem Posten zu sitzen, trotz alledem! Welche magische Verbindung scheint es da zu geben? Natürlich alles nur Zufall; wir wissen das. Die Wahl nun in Hessen mit dem zweistelligen Absacken der CDU? Wie wird die Nationalmannschaft beim nächsten Spiel gegen die Niederlande aussehen? Bleibt Merkel, bleibt Löw? Natürlich alles Spinnereien. Doch für die magisch Denkenden bleibt eine Frage offen: Beeinflusst das Schicksal von Merkel das von Löw oder ist es vielleicht umgekehrt? Immerhin. durch die schlechten Ergebnisse der deutschen Mannschaft ging auch ein Herzenswunsch von Frau Claudia Roth in Erfüllung, die sich vor der Weltmeisterschaft in Russland wünschte, dass nicht zu viele schwarz-rot-goldene Fahnen geschwenkt würden und nicht so ein großer nationaler Jubel entstünde. Da konnte sie sich nun freuen. Was geht nur in dieser Frau vor, fragt sich der Wanderer. Hat der armen Frau das „Sommermärchen“ von 2014 solch einen Schock versetzt?
Gäbe es eigentlich gegen Schwarz-Rot-Gold etwas einzuwenden? Darf man als Bürger eines demokratischen Landes nicht die Landesfarben hochhalten, sich daran freuen oder auch seine Freude über etwas damit ausdrücken? Bei anderen Völkern ist das selbstverständlich. Wer jemals in Schweden war, der weiß, dass in sehr vielen Vorgärten Fahnenmasten mit der schwedischen Fahne stehen. Und das nicht nur zu Feiertagen, sondern auch im gewöhnlichen Alltag. Haben wir nicht im Fernsehen beim letzten Spiel Deutschland gegen Frankreich gesehen, wie das Stadion voll war von tausenden blau-weiß-roten Trikoloren. Und dann sangen die Franzosen auch noch voller Begeisterung die Marseillaise! Bei der Gelegenheit fallen mir wieder die Trikots der Fußballspieler und was darauf abgebildet ist ein. Bei den Franzosen der stolze gallische Hahn auf der linken Brustseite, darunter steht France, also Frankreich. Bei den Niederländern ist ein Löwe ohne weiteren Text abgebildet, bei den Briten das Wappen mit den drei Löwen, bei den Polen der weiße Adler und in der Schweiz das weiße Kreuz auf rotem Feld, allesamt ohne irgendeinen Text; das Wappen spricht für sich. Und bei unserer Mannschaft? Man sieht einen etwas gerupften Adler, umkreist von der Schrift „Deutscher Fußballbund“. Bedeutet das, dass unsere Mannschaft gar nicht für Deutschland, sondern für einen Superverein spielt? Auch das weiße Trikot zur letzten Weltmeisterschaft vermied schamhaft die Farben schwarz-rot-gold, die sich noch bei den erfolgreichen Meisterschaften etwas gezackt über die Brust der Spieler zogen. Diesmal war sie durch verschiedene Grautöne nur noch angedeutet. Ist es ein Wunder, dass ebenso wie die Farben auf den Trikots auch das Spiel unserer Mannschaft verblasste und nur noch grau war? Auch ihr Bus, der die großmäulige Aufschrift „Die Mannschaft“ führte, vermied dabei das Adjektiv „deutsche“. Warum haben wir immer noch diese Schwierigkeiten mit unseren Farben und unserer Hymne? Der übersteigerte Kult des Deutschtums in der Nazizeit wurde über die Jahrzehnte zu einer Verachtung des Eigenen. Gesundes Nationalgefühl wird mit Nationalismus verwechselt und denunziert. Ein Vorgang, den man sich bei kaum einem anderen Volk vorstellen kann. Psychologen wissen, dass wer sich selbst verachtet auch keine Achtung vor den anderen hat. Wir alle kennen das Bibelwort: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Meist wird aber davon nur die erste Hälfte „liebe deinen Nächsten“ zitiert und der zweite Teil „wie dich selbst“, der ja die Voraussetzung für den ers-ten Teil ist, wird übergangen. Wer sich aber nicht selbst liebt, kann auch andere nicht lieben.
Manchmal nimmt dieser Abscheu gegen nationale Symbole, wie unsere Fahne, geradezu skurrile Formen an. In der „Welt“ stand kürzlich der Bericht eines Teilnehmers an der Berliner Massendemonstration mit dem Namen „Unteilbar“, dass er und sein Freund jeder an einem Stab die Deutschlandfahne und die Europafahne mit sich führten. Die Folge war, dass sie angepöbelt und von einem Ordner darauf hingewiesen wurden, dass diese Fahne nicht erwünscht sei. Man möchte diese Geschichte kaum glauben, wenn man im Fernsehen gesehen hat, wie viele andere Fahnen dort gezeigt wurden: von der Gewerkschaft, von der Antifa, von den Kurden und anderen mehr. Es ist nicht zu verstehen. Warum überlässt die vorgebliche Mitte der Gesellschaft die Deutschlandfahne denen, die ihrer Meinung nach schlecht für Deutschland seien, womit zumeist die AfD oder Pegida gemeint ist? Warum erhebt sie nicht selber Anspruch auf die Fahne ihres Landes, da sie doch behauptet die unteilbare Mehrheit der Menschen dieses Landes zu vertreten? Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass hier ein unterschwelliger Selbsthass das Deutschlandbild und die nationale Symbolik beschädigen will. Warum nur? Warum wird kein Anspruch auf die nationale Symbolik erhoben? Oder sollte etwa die frühere Familienministerin Kristina Schröder mit der Behauptung Recht haben, dass „der Kampf gegen rechts auf die bürgerliche Mitte zielt“? Paul F. Gaudi