Film verrückt: Tipps von Lars Johansen

In dieser Rubrik möchte ich Filme oder Serien empfehlen, die Sie im Kino oder auf dem Bildschirm zuhause einmal anschauen sollten. Dabei möchte ich Ihren Blick auf eher Ungewöhnliches lenken.

William Castle ist vielleicht nicht mehr jedem ein Begriff. Er hat in den 1950er Jahren das Gimmick im Kino erfunden. Mal wackelten die Stühle, mal flog ein Skelett durch den Kinosaal und bei „Der unheimliche Mr. Sardonicus“ (1961) durften die Zuschauer über das Ende des Films abstimmen. Der ist jetzt als erster Teil einer neuen Reihe als Mediabook erschienen. Mr. Sardonicus grinst durch eine Muskelverspannung im Gesicht noch fieser als der „Joker“ und ist auch sonst sehr gemein. Der „Gothic Horror“-Film macht durchaus Vergnügen, der Audiokommentar von Experte Robert Zion ist sehr informativ und wenn man sich für Kino aus dieser Zeit interessiert, dann sollte man zugreifen.

„Neun im Fadenkreuz“ ist ein 1971 entstandener italienisch-französischer Thriller mit dem großartigen Jean-Louis Trintignant in der Hauptrolle. Ein Heckenschütze tötet in Nizza scheinbar wahllos Menschen. Das erinnert ein wenig an den im gleichen Jahr entstandenen „Dirty Harry“, zu dem es einige Parallelen gibt. Hier aber tötet der Killer mit Bedacht ausgewählte Menschen, die alle in Verbindung zu einem Theaterstück zu stehen scheinen. Als er dann die Freundin des Kommissars erschießt, wird es für diesen persönlich. Das sommerliche Nizza ist ein wundervoller Schauplatz, die Musik von Morricone unbedingt hörenswert und der melancholische Unterton unterläuft den scheinbaren Zynismus des Ermittlers, der am Ende seine Polizeimarke abgibt.

Bong Joon-ho ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen asiatischen Regisseure. Im Moritzhof startet jetzt „Parasite“. Das klingt nach Horror, ist aber eigentlich eine Familientragikomödie, die dieses Jahr nicht nur in Cannes als erster südkoreanischer Film überhaupt die Goldene Palme gewann, sondern in Frankreich auch über anderthalb Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Also erwartet das Publikum Blockbusterkino aus Asien, das sich angenehm intelligent, sehr spannend, aber durchaus auch komisch mit Klassenunterschieden in der (nicht nur) koreanischen Gesellschaft beschäftigt.

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