Film verrückt: Tipps von Lars Johansen
Ich möchte hier regelmäßig Filme oder Serien empfehlen, die Sie im Kino oder auf dem Bildschirm zuhause einmal anschauen sollten. Dabei möchte ich Ihren Blick auf eher Ungewöhnliches lenken.
„Viele kamen vorbei“ ist ein beinahe vergessener deutscher Film aus dem Jahr 1956. Trotz eines minimalsten Budgets, das nicht einmal für das Nötigste reichte, ist ein erstaunlich gelungener, atmosphärisch dichter Film herausgekommen, der fast neorealistische Qualitäten aufweist und dabei auch noch gehörig spannend geraten ist. Auch die im Großen und Ganzen eher unbekannten Schauspieler tragen zum guten Gesamteindruck bei. Für den Komponisten Peter Sandloff gab es damals sogar ein Filmband in Silber für die beste Filmmusik. Vor allem aber ist die erstaunlich gute Kamera-arbeit von Klaus von Rautenfeld erwähnenswert. Kurz, es lohnt sich, dieses kleine Meisterwerk auf DVD wieder- bzw. überhaupt zu entdecken.
Das gilt auch für „Laurin“ aus dem Jahre 1989 von Robert Sigl. Dieser hat danach bisher nur noch für's Fernsehen gearbeitet. Das ist ein Verlust für die große Leinwand, denn hier haben wir ein kleines Meisterwerk des „gothic horror“, also einen atmosphärischen Film, der die Geschichte eines Kindermörders aus dem Blickfeld eines Mädchens, Laurin, erzählt. Sie ist eigentlich kein Kind mehr und doch entsteht durch ihren Blick eine märchenhafte, fast schon surrealistische Stimmung, für die der Regisseur in seinem beeindru-ckenden Debüt adäquate Bilder gefunden hat. Gut, dass der Film jetzt als üppig ausgestattete Veröffentlichung endlich wieder zugänglich gemacht wird.
Im Kino kann man sich auf dem Moritzhof vielleicht den ungewöhnlichen deutschen Film „Fikkefuchs“ ansehen. Provozierendes, böses und zugleich fast anrührendes Gegenwartskino, in dem ein Vater versucht, seinem erwachsenen Sohn, den er gerade erst kennen gelernt hat, sehr zupackende Hilfestellung beim Umgang mit dem anderen Geschlecht zu geben. Das wird natürlich peinlich und richtig unangenehm für alle Beteiligten und ist gerade darum so ehrlich, dass es beinahe körperlich schmerzt.