Die Stadtfelder: Leise und aufgeräumt
Meine Eltern gehen mir in letzter Zeit ziemlich auf den Keks. Sie sind aber der Meinung, dass es eher andersherum ist. Das liegt am Alter, sagt meine Mum dann immer. Fragt sich nur, ob an meinem oder an ihrem … Jedenfalls meckern sie oft rum. „Komm nicht zu spät zum Essen.“ „Besetz das Badezimmer nicht so lange.“ „Räum deine Sachen weg!“ „Mach die Musik leiser.“ Und solche Sachen. Es vergeht kein Tag, ohne dass sie mich mit diesen Sprüchen nerven. Deswegen gehe ich nach der Schule öfter mal meine Freundin besuchen. Ihre Eltern kommen erst später nach Hause und wir haben bis dahin unsere Ruhe. Und ja, wir machen als erstes immer unsere Hausaufgaben! Ich schwör‘! Neulich wollten wir voller Elan ein Referat vorbereiten, obwohl wir dafür noch echt viel Zeit hatten. Aber wir haben uns total enthusiastisch auf die Vorbereitung dafür gestürzt … und dann war es plötzlich vorbei mit der Ruhe. Erst hüpften und klimperten die Gläser und Tassen im Schrank, angetrieben von einem dumpfen Bass. Bis die Musik immer lauter wurde und selbst diese Geräusche übertönte. Meine Freundin meinte, dass sei der Nachbar aus der Wohnung eine Etage tiefer. Der macht das wohl öfter. Irgendwann gesellte sich zur lauten Musik noch ein dröhnendes Pochen. „Das ist die Nachbarin, die ihm gegenüber wohnt. Die klingelt erst Sturm, dann klopft sie und nach einer Weile hämmert sie mit den Fäus- ten gegen seine Tür. Bringt bloß nichts. Der macht eh‘ nie auf. Und Beschwerden haben auch noch nichts bewirkt“, sagte meine Freundin und zuckte mit den Schultern. Die Begeisterung für unsere Referatsvorbereitung war jedenfalls dahin. Stattdessen regten wir uns über bescheuerte Nachbarn auf und ich musste feststellen, dass es bei uns im Haus gar nicht so viele davon gibt. Weder wird häufig laut Musik gehört (an dieser Stelle würden meine Eltern vermutlich widersprechen), noch riecht es komisch. In unserem Flur ist es auch nicht so dreckig und im Eingangsbereich liegt nicht so viel Mist rum. Vielleicht können wir uns in Zukunft nach der Schule hin und wieder auch mal bei uns zu Hause treffen – bei leiser Musik, in meinem aufgeräumten Zimmer.
Bis bald mal wieder, Janina
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