Die Stadtfelder: Geschichtsunterricht
Manchmal sind Erwachsene ziemlich doof und nervig. Absolute Spaßbremsen! Sagen einem ständig, was man nicht machen soll – und da gibt es ziemlich viel. Nicht zu lange vor dem Computer hocken oder mit dem Smartphone daddeln. Die Hausaufgaben nicht vergessen. Nicht so laut Musik hören. Nicht zu spät nach Hause kommen. Beim Fußballspielen nicht gegen die Mauer bollern. Nicht so viel Süßkram essen … und diese Aufzählung könnte ich auch auf den nächsten Seiten noch fortsetzen. Am meisten nervt der Opa, der in der Wohnung unter uns wohnt. Der schimpft sogar, weil ich angeblich im Treppenhaus zu schnell unterwegs bin. Was kann ich denn dafür, dass er schon alt ist und sich deshalb langsamer als ich fortbewegt? Jedes Mal, wenn wir uns über den Weg laufen, sagt er mir, ich solle nicht so rennen … nicht die Leute überrumpeln … nicht so laut durchs Treppenhaus trampeln. Das geht mir manchmal echt auf den Wecker und dann drehe ich in meinem Zimmer erst recht die Musik ganz laut auf. Aber vermutlich nerve ich damit eher die anderen Nachbarn, weil er nicht mehr so gut hört. Neulich habe ich ihn allerdings im Hof getroffen und da war er gar nicht so griesgrämig. Hat sich neben mich auf die Holzbank gesetzt und mein Geschichtsbuch durchgeblättert – denn eigentlich hätte ich für einen Geschichtstest lernen sollen. Da steht eine Menge unnützes Zeug drin, meinte er. Und darin waren wir uns dann auch einig. Die Seiten über den Zweiten Weltkrieg schaute er sich etwas genauer an, fragte mich, ob ich wisse, wann dieses oder jenes Ereignis stattgefunden habe. Als ich ihm stolz die richtigen Daten nannte, rief er: „So ein Quatsch! Warum müsst ihr das denn bis auf die Minute genau auswendig lernen? Die Zusammenhänge sind doch viel wichtiger!“ Und dann holte er zu einem Erfahrungsbericht über diese furchtbare Zeit aus, der interessanter war als alle Geschichtsstunden zusammen. Mehr gelernt habe ich außerdem auch noch. Als ich ihm sagte, ich müsse bald ein Referat halten, bot er seine Hilfe an und wirkte gar nicht mehr so griesgrämig. Seitdem gehe ich immer langsam durch das Treppenhaus … Jugendliche Grüße, Max www.diestadtfelder.de