Daves kleine Kolumne: Betreuer
Gestern hab ich ‘nen alten Kumpel auf der Straße getroffen. An seiner rechten Hand eine junge Frau – sie war Spastikerin. „Mensch, Fred“, jauchzte ich fröhlich, denn ich freute mich wirklich, ihn zu sehen, „wir haben uns ja ewig nicht gesehen.“ „Ja, Dave, das stimmt, freut mich auch.“ Die körperbehinderte Frau musterte mich. „Nun“, sagte Fred, „ich habe inzwischen mein Studium der Sonderpäpadogik erfolgreich abgeschlossen.“ „Ich seh schon“, sagte ich, „und jetzt betreust du körperbehinderte Frauen. Das find’ ich ja super.“ Ich sah, wie sich sein Blick verfinsterte. Ihrer übrigens auch. „Dave.“ „Ja?“ „Das ist meine Freundin. Seit anderthalb Jahren. Wir lieben uns wirklich.“ Ach herrjeh! Mein Gott, ich sag’s euch. In dem Moment wäre ich am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. „Tja, na denn. Viel Glück euch beiden.“ Mein Gott, war mir das peinlich. Ich ging weiter, doch dann fiel mir ein: Lebenspartner. Betreuer. Da sind die Grenzen eh fließend ... David Blass