Offen für Ideen – nur die Zweifler bleiben verschlossen

Bauprojekt Kleiner Stadtmarsch

Im IBA Shop in der Regierungsstraße versammelten sich am 26. Juni rund 70 Neugierige, um mehr über die geplante Wohnbebauung am Kleinen Stadtmarsch zu erfahren. Heide Grosche, die Leiterin des Magdeburger Stadtplanungsamtes stellte die Ausgangssituation vor und umriss das Gebiet. Die Wohnungsunternehmen, die städtische Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) und die Wohnungsgenossenschaft Magdeburg (MWG) beabsichtigen, hier Wohnungen zu errichten.

MWG-Vorstand Thomas Fischbeck und Wobau-Geschäftsführer Peter Lackner stellen an jenem Abend aber keine Modelle oder Planungen für das Areal vor. Vielmehr wollten sie Offenheit demons-trieren und den nun auf den Weg zu bringenden architektonischen Ideenwettbewerb vorstellen. Ihre Botschaft war eindeutig: Man sei gespannt auf die Kreativität der Architekten und deren Lösungsvorschläge. Bis auf das umrissene Baugebiet, maximal zu bebauende Flächen, mögliche Höhen, die rechtlichen Vorgaben zu Natur-, Umwelt- Hochwasser- und Lärmschutz gebe es für die Kreativen keine Grenzen. An der Stelle sollte auf jeden Fall ein Gebäudekomplex entstehen, der aufgrund des Standortes ein architektonisches Gewicht am ostelbischen Ufer setzt und der Stadtsilhouette zusätzlich Attraktivität verleiht. Auch der 93-jährige Bruno Krayl, Sohn von Magdeburgs berühmtem Architekten Carl Krayl, war anwesend und betonte seine Unterstützung für das Vorhaben. Wenn man an dieser Stelle gern an einstige Visionen Bruno Tauts anknüpfen wollte, müsste der Bau dennoch eher vom Heute als vom Zeitgeist der 1920er Jahre geprägt sein.

Einige Besucher machten dennoch ihre Skepsis gegenüber den Plänen deutlich. Als würde dort Raubbau am grünen Kulturpark einsetzen. Doch dessen Fläche wird überhaupt nicht angetastet. Die Sorge, dass dort hochwertige Wohnungen nur hohe Mietpreise verlangten, kam aus wenigen Mündern. Doch wie wollte man mit Mitteln für den sozialen Wohnungsbau und geringen Mieterlösen ein Bauwerk schaffen, das dem Standort in der Gestaltung gerecht würde. Ein reiner Zweckbau mit Sozialwohnungen könnte das nicht leisten, argumentieren Thomas Fischbeck und Peter Lackner für ihre Visionen am Kleinen Stadtmarsch.

Die Versammlung war der Ausgangspunkt für ein offenes und öffentliches Verfahren. Dass die Ideen in Medien und weiteren Veranstaltungen der Bürgerschaft präsentiert würden, beweist viel mehr, dass die Bauherren nicht an Magdeburger Interessen vorbei bauen wollen, sondern als ortsansässige Unternehmen im Sinne der Bürger planen möchten. Im Herbst wird sicher schon mehr über den Fortgang zu erfahren sein. Vielleicht kann die neunköpfige Jury des Architektenwettbewerbs dann schon konkretere Ideen präsentieren. Thomas Wischnewski

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