Magdeburg im Rausch

Die Diskussion läuft seit vielen Jahren: Wie hält es der Staat mit der Legalisierung sogenannter leichter Drogen, allen voran Cannabis. Die Fraktion Linke/future im Magdeburger Stadtrat forderte bei der letzten Sitzung des Gremiums den Oberbürgermeister auf, die Einrichtung einer legalen Ausgabestelle zu prüfen und gegebenenfalls ein Modellprojekt zu initialisieren. Ja, es ist eine Krux mit den Drogen. Alkohol und Nikotin gelten als Kulturgenuss und berauschen die Menschheit, solange man zurückschauen kann. Die Bestandteile der weiblichen Hanfpflanze enthält den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) in äußerst geringen Mengen. THC beeinflusst das Zentralnervensystem des Menschen und ist vorrangig für die muskelentspannende, beruhigende und übelkeitsunterdrückende Wirkung verantwortlich. Manch Hustensaft entfaltet seine Wirkung auch nur wegen seines Alkoholanteils. Jeder denkende Mensch weiß, dass jede toxische oder schädigende Folge stets eine Frage der Dosis ist. Insofern ist „Gras“ mit Sicherheit nicht gefährlicher als Ethanol. Die Süchtigen unter uns wird es wohl immer geben, ob es nun Rauschmittel sind, Glücks- und Computerspiele oder andere dopaminausschüttende Auslöser. Würde man Alkoholgenuss unter Strafe stellen, würden die Plätze in Entzugskliniken sicher nicht weniger werden. Ja, das Leben und seine fließenden Übergänge zwischen Maß und Maßlosigkeit sowie die konstruierten Grenzen der Zivilisation. Insofern bleibt jede Dabatte um Cannabis ein Eiertanz ums Für und wider. Einen echten Effekt hätte die Freigabe auf die Kriminalstatistik. Ruckzuck würden hier die Straftaten nach unten purzeln, aber gleichzeitig auch die Aufklärungsquote. Die Anzahl registrierter Rauschgiftdelikte stieg in Deutschland 2016 um 7,1 Prozent auf insgesamt 302.594 Fälle. Besonders interessant sind die Zahlen bei Delikten mit Cannabis. Von allen registrierten Rauschgiftdelikten drehten sich 183.015 um Cannabis, also mehr als sechzig Prozent. Dabei ging es überwiegend nicht um Handel, Schmuggel oder Besitz großer Mengen, sondern vorrangig um entdeckte Konsumenten (145.915). Die Polizei verfolgt gezielt Cannabiskonsumenten, weil jeder entdeckte Hasch-Raucher zugleich eine aufgeklärte Straftat markiert. Das treibt die Quote in die Höhe, nur leider nicht bei den Diebstählen und Einbrüchen, bei denen die Aufklärung gering bleibt. Mit der Legalisierung von Cannabis würde man der Polizei ein wenig vom Aufklärungsrausch nehmen. Das wäre sicher nicht gut. Gut ist, dass die Mehrheit kein Cannabis fürs Glück braucht. Aber es sei schon Mal orakelt, dass Magdeburg mit Sicherheit kein deutsches Modellprojekt für eine Rauschfreigabe sein möchte. So berauscht ist man in der Landeshauptstadt nicht. Thomas Wischnewski

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