Magdeburg erfindet sich neu

Wobau-Chef Peter Lackner, Vorstandsmitglied der Otto-von-Guericke Wohnungsgenossenschaft Karin Grasse,Bauminister Thomas Webel, Oberbürgermeister Lutz Trümper und MWG-Vorstand Thomas Fischbeck. Fotos: Peter Gercke

Denkt man an Magdeburger Baustellen, rücken die Tunnelarbeiten am Bahnhof in den Mittelpunkt. Doch das große Bauen, das für ein neues Stadtbild sorgen wird, beginnt bereits an anderen Orten.
Sachsen-Anhalts Bauminister Thomas Webel, Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper und die Vertreter dreier Wohnungsunternehmen, Vorstandsmitglied der Otto-von-Guericke Wohnungsgenossenschaft Karin Grasse, Wobau-Chef Peter Lackner und MWG-Vorstand Thomas Fischbeck gaben am 21. April den Startschuss für das derzeit größte innerstädtische Hochbauvorhaben. Bis 2020 soll das neue Domviertel stehen und die Lücke am Südabschnitt des Breiten Wegs zwischen Danz- und Keplerstraße schließen. 90 Millionen Euro sind als Kosten für das Quartier mit 230 Wohnungen, Raum für Einzelhandel und Gastronomie veranschlagt. Es ist das größte Wohnungsbauprojekt in der Landeshauptstadt seit 1990.
Der Planungszeitraum bis zum jetzigen Baustart dauerte acht Jahre. OB Lutz Trümper freute sich zum Termin darüber, dass an der Stelle endlich gebaut wird und wog die Planungsphase gleich noch weltwirtschaftspolitisch auf. In China dauerten Projekte solcher Größenordnung von der Idee bis zur Fertigstellung zwei Jahre. Solche kurzen Fristen machten das enorme Aufholen der Asiaten möglich, sagte er. Einen ironischen Seitenhieb in Richtung Stuttgart und Berlin kam ihm außerdem über die Lippen: „In Magdeburg würden große Bauvorhaben auf jeden Fall fertiggestellt.“
Mit der Entstehung des Domviertels verbindet sich manche Hoffnung, beispielsweise die Belebung des Breiten Wegs als Flaniermeile. Zusätzlicher Wohnraum in der Innenstadt bringt mehr Menschen in das Areal. Auch das wird dem Leben in der City Auftrieb geben.
Nicht nur das Domviertel verändert künftig den Pulsschlag in der Landeshauptstadt. Auf der anderen Seite der Danzstraße wird mit Hochdruck die ehemalige Staatsbank als Verwaltungssitz der Magdeburger Wohnungsbaugesellschaft saniert. Unter demselben Dach zieht das Dommuseum Ottonianum ein. Im Herbst will die Wobau Einweihung für ihren Firmensitz feiern. An der dritten Großbaustelle am Breiten Weg laufen ebenfalls schon die Vorbereitungen für den Spatenstich. Für den Neubau der SWM-Firmenzentrale an der Stelle des abgerissenen „Blauen Bocks“ sollen im September offiziell die Bauarbeiten beginnen.
Die MWG plant bereits einen weiteren prägenden Neubau. An der Erzbergerstraße / Ecke Virchowstraße soll ein 61 Meter hohes Hochhaus mit Wohnungen entstehen, der „Luisenturm“. Der Stadtrat machte mit einer Entscheidung am 20. April dafür den Weg frei. Ab 2018 könnte der Wohnturm in den Himmel wachsen. In der Mittagstraße startet die MWG ebenfalls an der Elbe ein weiteres Wohnungsbauprojekt. In der Neustädter Straße sollen ab Juli Mieter die dortigen Neubauten beziehen.
Auch eine weitere Bebauung an der Ostseite des Universitätsplatzes sei laut OB Trümper noch nicht vom Tisch. Die Stadt will hier weiter nach konkreten Möglichkeiten suchen. Die Einwohnerzahl Magdeburgs wächst. Von einer steigenden Wohungsnachfrage geht der Oberbürgermeister aus. Außerdem könnten die Investitionen auch aufgrund der immer noch niedrigen Zinsen wirtschaftlich leichter finanziert werden. Magdeburg ist also nicht nur wegen der Tunnelbaustelle am Bahnhof in einer neuen Umgestaltungsphase. Ab 2020 wird sich das Stadtbild an vielen Stellen verändert haben. Bedenkt man, dass die großen Vorhaben zum überwiegenden Teil aus eigener Kraft städtischer Akteure erfolgten, darf das Selbstbewusstsein der Bürgerschaft deutlich mitwachsen. Magdeburg erfindet sich Mal wieder ein Stück weit neu. (tw)

Zurück