Ein Blick hinter digitale Kulissen

Seit einigen Tagen liegt das Buch „Künstliche Intelligenz“ für „Dummies“ aus dem Wiley-Verlag vor. Der Wiley-Verlag hat 1991 mit einem Buch über das Betriebssystem MS-DOS begonnen, Themen aus dem Gebiet der Computernutzung anfängerfreundlich zu behandeln, in den weiteren Jahren sein Themenfeld aber stark erweitert. Wer eine leichte Einführung in die Physik, in die Mathematik oder eben auch in aktuelle Themen wie Deep Learning oder Big Data dem Studium schwerer Fachbücher vorzieht, dem kann diese Reihe sehr empfohlen werden. Der Zusatz „für Dummies“ täuscht etwas. Man wird hier mit abstrakten Begriffen und mathematischen Gleichungen konfrontiert, aber man muss sie nicht unbedingt komplett verstehen oder nachvollziehen können und darf darüber ohne großen Schaden für das Verständnis hinweglesen. So auch in dem nun vorliegenden neuen Buch der Reihe. Der Autor, Ralf Otte, ist Professor am Institut für Automatisierungssysteme der Technischen Hochschule Ulm. In Magdeburg erlangte er einst die Hochschulreife. Über 25 Jahre lang beschäftigt er sich mit Fragen des Lernens von Maschinen (dem sog. Maschinellen Lernen) sowohl in der Praxis als auch in der Theorie.

Das Buch greift ein hochaktuelles Thema auf, denn Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Wir werden fast täglich darauf hingewiesen, dass sie in Zukunft unser Leben bestimmen würde und da ist es wichtig, sich etwas näher mit diesem Thema zu befassen. Wie fing alles an mit der sogenannten KI und wo liegt der Unterschied zu unserer natürlichen Intelligenz? Ist ein Digitalrechner schon intelligent? Was ist Information und induktiver bzw. deduktiver Wissenserwerb? Was sind Algorithmen und Künstliche Neuronale Netze? Wie lernt KI, wie funktioniert das Finden von Wissen in großen Datenmengen der Industrie, der Medizin, der Wissenschaft und Wirtschaft, aber auch in den Big Data Pools der sozialen Netzwerke statt, wozu benötigt man „Deep Learning“, wann kommt das autonome Fahren und wann entsteht Bewusstsein oder gar Selbstbewusstsein in den Maschinen? Diese und viele andere aktuelle Fragen werden sachkundig und – der Buchreihe angepasst – amüsant behandelt. Kleine Roboterkarikaturen vor jedem Kapitel lassen schmunzeln. Besonders interessant ist, dass der Autor fundiert die Grenzen heutiger KI-Systeme aufzeigt, etwas, was in anderen KI-Büchern oftmals unzureichend diskutiert wird. Man lernt nicht nur etwas über die Entwicklungsstufen der KI bis zur heutigen Zeit, sondern auch, wenn man dem Autor folgt, etwas über die mögliche Zukunft dieser Technologie und ihrer Beziehung zu uns Menschen. In den letzten Kapiteln geht der Autor intensiv auf Möglichkeiten der Erzeugung von Bewusstsein ein und schlägt eine Umsetzung mittels Quantencomputern vor. Ein überaus interessanter Vorschlag. Wie immer bei technologischen Umbrüchen wird es letztlich darauf ankommen, was wir aus diesen Möglichkeiten machen werden und ob wir klug genug sind, uns mit einer Maschinenintelligenz, die irgendwann ein künstliches Bewusstsein bekommen soll, hinreichend zu arrangieren.

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