Nur eitel Sonnenschein?

Wettanbieter Sunmaker besitzt als Sponsor in der dritten Liga inzwischen die Vorherrschaft.

Der Spinola Park ist eine der Boom-Regionen Maltas, eine der wirtschaftlichen Top-Adresssen der kleinen Mittelmeerinsel vor der Küste Nordafrikas. Hier in St. Julians, in unmittelbarer Nähe Valettas, Welterbe-Stadt mit dem unbestritten schönsten Hafen des Kontinents, befindet sich das Hauptquartier von Sunmaker. Jenes Wett-anbieters, der als Sponsor die dritte deutsche Fußball-Liga immer mehr beherrscht. Still und leise haben sich die Malteser, Ableger eines schwedischen Unternehmens, nach vorn gearbeitet. Sieben Vereine der dritthöchsten deutschen Profiliga tragen mittlerweile stolz das Firmenlogo auf ihrer Brust. Auch der 1. FC Magdeburg.

Von Malta aus mischt der Online-Wettanbieter im deutschen Sport kräftig mit. Gerade Vereine aus strukturschwachen Regionen greifen gern zu, wenn von der Insel ein verlockendes Angebot auf den Tisch flattert. Dem Vernehmen nach ist es ein guter sechsstelliger Betrag, den ein einzelner Drittligist Sunmaker wert ist. Das erleichtert den Vereinen die Sponsorensuche ungemein. Dass viele Drittligisten immense finanzielle Probleme plagen, pfeifen die Spatzen ja längst von den Dächern. Da wird bei verlockenden Summen, die die Sonnenmacher wohlfeil bieten, nicht lange hinterfragt. Die aggressive Strategie, mit der der Wettanbieter (Werbemotto: „Oft kopiert und nie erreicht“) vorgeht,  dürfte sich bisher jedenfalls ausgezahlt haben: Preußen Münster, Waldhof Mannheim, der 1. FC Magdeburg, der Hallesche FC, Hansa Rostock, FSV Zwickau und Carl Zeiss Jena werben in der neuen Saison mit dem Logo des Online-Casinos.

Wer sich in Deutschland für Fußball interessiert, kommt an Wettanbietern inzwischen, ob er es will oder nicht, kaum mehr vorbei. Nicht auf den Trikots, wo Sunmaker beispielsweise in der dritten Liga siebenmal Trikotsponsor ist, nicht im TV. Wer sich Übertragungen der beliebtesten Sportart der Welt ansieht, wird mit deren Werbung konfrontiert, egal ob auf RTL, Sport1 oder Sky. Egal ob Bwin, betway, bet3.000, tipico, bet at home, interwetten oder Mister Green – ihrer Offensive entgeht keiner. „Sie sind ein wichtiger Zweig“, schrieb dieser Tage der Onlinedienst „3.Liga“ in einer Analyse. „Fußballwetten, die einerseits hohe Suchtgefahr, andererseits stets die latente Gefahr der Wettmanipulation mit sich bringen. Es ist deshalb noch kein verwerfliches, aber moralisch durchaus zu hinterfragendes Geschäftsmodell“.  Viele Drittligisten seien dennoch froh, überhaupt ein derart lukratives Sponsorenangebot zu erhalten. „Doch was passiert, wenn Sunmaker unerwartet Pleite gehen sollte? Dann hätte rund ein Drittel aller Drittliga-Klubs ein Problem.“ Nicht zu vergessen, dass selbst der DFB schon vor zwei Jahren einen Vertrag mit dem Sunmaker-Rivalen bwin abgeschlossen hatte, der fortan als Hauptpartner die Trikotärmel aller 20 Drittligisten zierte.

Derzeit werben 28 (!) Glücksspielanbieter bei deutschen Sportereignissen, allein im Profifußball waren Anfang des Jahres bereits 54 Verträge abgeschlossen mit einem Volumen von rund 40 Millionen Euro. Das ergab eine Recherche des Sportbusiness-Magazins „Sponsors". Im Haifischbecken tummeln sich dabei neben Lotto als Anbieter mit staatlichem Auftrag viele private Unternehmen. Diese residieren in Glücksspiel-Oasen wie Gibraltar und Malta. Bei einer Stadtrundfahrt in Valetta zählt der Fremdenführer die (Wett)Vorteile seines Landes frank und frei auf: weniger Steuern, nur dezente Kontrollen, eine eigene Lizenzbehörde. Und im Hintergrund dudelt irgendwo der alte Udo-Jürgens-Hit „Immer wieder geht die Sonne auf“. Rudi Bartlitz

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