Dominator Fußball und sonst nichts?

Was Rankings über deutsche Top-Klubs aussagen. SCM und FCM auf guten Positionen.

Linksaußen Matthias Musche war einer von sechs Akteuren, die den SCM bei der WM vertraten. Foto: Peter Gercke

Winterpausen besitzen etwas Wohltuendes. Nicht nur für die arg geschundenen Körper der Athleten (es sei denn, man ist Handball-WM-Teilnehmer), sie bieten nebenbei die Muse, Dingen nachzugehen, für die ansonsten in der Hatz nach Toren und Punkten kaum Zeit bleibt. So haben in diesen Tagen die Ruhe in den deutschen Profiligen und die eben beendete Handball-Weltmeisterschaft (siehe auch Beitrag nächste/vorhergehende Seite) eine alte Diskussion neu aufploppen lassen: Wie sieht es eigentlich im Wettbewerb der Sportarten hinter dem großen Dominator Fußball aus? Wer vermag sich da in den Mannschaftsdisziplinen am besten zu behaupten: Handball, Basketball oder Eishockey? Ein anderes Thema, organisch eng damit verbunden, verspricht  auf den ersten Blick sogar noch ein wenig mehr Spannung: Wo steht mein Klub in der Beliebtheitsskala der Fans. Und zwar nicht nur in der Region (da mag die Antwort auf der Hand liegen), sondern deutschlandweit.
 
Was bei der Frage nach den beliebtesten Vereinen – die Münchner Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia untersuchte erstmals hierzulande in einer sogenannten 360-Grad-Analyse die wichtigsten Teamsport-Profiligen nach einheitlichen Kriterien – herauskam, dürfte im Fußballland Deutschland niemanden groß überraschen. Auf die Plätze 1 bis 34 setzten die befragten Sportfans (über 18 Jahre) ausschließlich Klubs der ersten und zweiten Kicker-Liga. Spitzenreiter im Ranking der populärsten deutschen Teams sind erwartungsgemäß die Bundesligisten Borussia Dortmund, FC Bayern und Borussia Mönchengladbach; wobei der zweite Platz der Münchner hinter dem Erzrivalen BVB schon ein wenig überrascht. Als beliebtester Zweitligist schob sich der FC St. Pauli auf einen bemerkenswerten siebten Platz.
 
Da die Daten erhoben wurden, bevor der FCM in die zweite Liga aufstieg, ist Rang 40 der Blau-Weißen mehr als ehrenwert. Vor ihnen stehen von den ostdeutschen Klubs nur noch die im Befragungszeitraum höherklassig spielenden RB Leipzig, Dynamo Dresden, Union Berlin und Erzgebirge Aue sowie Drittligist Hansa Rostock. Welches Potenzial im FCM schlummert, beweist eine andere, zum Jahreswechsel 2018/19 vorliegende Statistik: Bei der Zuschauerresonanz im eigenen Stadion katapultierte sich der Club in seiner ersten Zweitliga-Saison aus dem Stand auf Rang fünf. Mit im Schnitt 21.366 Besuchern haben sie nur die beiden Traditionsklubs Hamburger SV (50.210) und 1. FC Köln (49.180) sowie St. Pauli (29.504) und Dresden (27.988) vor sich. Union Berlin und die Ex-Bundesligisten VfL Bochum und MSV Duisburg folgen schon hinter den Magdeburgern.
 
Unter den Top-50-Profiklubs der Goldmedia-Analyse finden sich insgesamt vier Teams der Handball-Bundesliga, neben dem THW Kiel noch der SC Magdeburg, die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim. Erstellt man einmal aus dem ermittelten Zahlen-Konvolut eine Top-25-Tabelle ohne Fußballklubs, ergibt sich ein sehr interessantes Bild. Die ersten sechs Plätze machen nämlich Handballvereine unter sich aus.
 
Erfreulich aus Sachsen-Anhalt-Sicht: Der SCM lässt deutschlandweit bei der Frage, für welchen Klub das meiste Interesse besteht, nur Klassenprimus THW Kiel den Vorrang. Hinter den Grün-Roten landen die SG Flensburg-Handewitt, die Rhein-Ne-ckar Löwen, der VfL Gummersbach und die Füchse Berlin. Als beliebtester Vertreter des Eishockeys rangieren die Kölner Haie auf Platz sieben vor den Eisbären Berlin. Bester Vertreter der Basketball-Bundesliga ist Alba Berlin (13.). Ganz vorn sogar liegt der SCM in einem Vergleich der TV-Präsenz der Saison 2017/18. Hier kamen die Magdeburger auf eine Reichweite von 24,9 Millionen Zuschauern. Erst dahinter folgen der THW Kiel (21,9 Millionen) und der SC DHfK Leipzig (20,9 Millionen).
 
Das Münchner Institut befragte die deutschen Sportfans ebenso nach der Beliebtheit einzelner Sportarten. Hier korrelieren die Ergebnisse stark mit den Resultaten der Klub-Befragung. Fußball ist und bleibt, wen überrascht es, in Deutschland die mit Abstand beliebteste Sportart. Rund 86 Prozent der Sportfans gaben an, sich dafür zu interessieren, zwei Drittel sogar stark. Gleich dahinter auf Rang zwei folgt Olympia. Fast 70 Prozent der Sportfans interessieren sich, fast die Hälfte sogar stark für die Olympischen Spiele. Dabei gibt es in der Gunst der Fans kaum Unterschiede zwischen Sommer- und Winterspielen. Auf den weiteren Plätzen folgen Wintersport, Motorsport und Leichtathletik.  
 
Und  noch etwas förderten die Wissenschaftler mit ihren Ergebnissen zutage: Eine in jüngster Zeit immer wieder zu hörende angebliche Olympiamüdigkeit des deutschen Publikums können sie mit ihrer Umfrage jedenfalls nicht bestätigen. Die Daten zeigten, erklärte Goldmedia-Geschäftsführer Marcus Hochhaus, „wie präsent die Marke Olympia heute bei den Sportfans ist. Auch wenn einzelne olympische Sportarten in der Beliebtheit weiter hinten liegen, können die Olympischen Spiele insgesamt als Synonym für internationalen Spitzensport gesehen werden. Olympia zieht regelmäßig eine Vielzahl der sportbegeisterten Deutschen in ihren Bann und ist ein absolutes Spitzenevent.“ Rudi Bartlitz

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