Perfektionist mit Seele fürs Leben

Frank Büschel am Ort des Anfangs: Das erste Büro befand sich im Souterrain eines Hauses in der Hegelstraße. Heute gibt es acht Abendfriede-Filialen in Magdeburg, weitere in Schönebeck und Wolmirstedt. Foto: Peter Gercke

Es ist eine besondere Gabe, Menschen bei ihrem letzten Weg zu begleiten. Den Abschied so zu gestalten, dass alle sich gut aufgehoben fühlen, den Verwandten zur Seite zu stehen, ihnen Trost und Kraft zu geben.
Frank Büschel hat sich das mit seiner Firma zur Aufgabe gemacht. Vor 20 Jahren gründete er Abendfriede Bestattungen. Wer ist der Mann an der Spitze des Unternehmens?Eigentlich wollte er Koch werden, sagt Frank Büschel. Ein Lächeln überzieht sein Gesicht. Fast verträumt erzählt er von seinem Opa Richard, der leidenschaftlicher Hobbykoch war. Dass es ihn später stattdessen ins Bestattungswesen verschlägt, hätte er nie gedacht.       
Die Mutter hat ihm alles vermittelt, was zum Haushalt gehört.  „Von ihr habe ich gelernt anzupa-
cken, egal worum es geht.“ Ob Küche oder Hausputz, Einkauf, Wäschewaschen ... Eigentlich, so sinnt er, wäre er ein guter Hausmann geworden. Doch das, widerspricht er sich sogleich, wäre ihm nicht genug.
Koch wurde er nicht. Das Leben ging einen anderen Weg. Zunächst in die Produktion. Der Schüler begeisterte sich für Fahrzeuge, lernte Auto-
lackierer. Eine Begeisterung, die vielleicht vom Vater stammt, der Schlosser war. Außerdem gab es zwischen Kochtraum und Lehre den „Unterricht in der Produktion“, der ihm gefallen hat, und schließlich die Lehrausbildung. Es hätte auch eine Gärtnerlehre sein können.
Geboren und aufgewachsen in Magdeburg, war der Junge Frank viel bei den Großeltern. Zu ihnen hatte er eine ganz besondere Beziehung. Sie haben ihm Leidenschaften mitgegeben. Nicht nur fürs Kochen, auch für die Natur, die Frank Büschel später im eigenen Garten auslebte. Oma Emmi war Blumenbinderin und liebte Pflanzen. „Ihre Freude war ansteckend“, erinnert er sich und lächelt. „Sie war immer stolz auf mich.“ Ganz besonders, als er für sie eine spezielle Chrysantheme züchtete, in ihrer Lieblingsfarbe. Da war sie schon alt und krank und der Enkel wollte ihr eine Freude bereiten. „Du kannst Blumen veredeln, durch gezielte Schnitte, ausgeizen anderer Blüten“, erklärt er mit fachmännischer Leidenschaft. „So eine große Blüte wurde das“, zeigt Frank Büschel mit beiden Händen, die er zu einer Schale zusammenlegt. Fast sichtbar wird sie in seiner Beschreibung. Lilafarben, mit langen Blütenblättern. „Ein Traum.“ Seine Augen strahlen bei den Worten, er wirkt als erlebe er diese Zeit noch einmal, mit der Oma, die sich unglaublich freut über diesen Jungen, und dass er so eine schöne Blume nur für sie geschaffen hat. Die Großeltern haben ihm viel bedeutet. Opa Richard hat er bis zum Schluss gepflegt. Abschied gehört zum Leben. Das weiß er spätestens seitdem. Abschied nehmen musste er schweren Herzens später auch von seiner Frau, die den Kampf gegen den Krebs verlor. Dass ihm das Leben noch einmal eine neue Liebe beschert, damit hatte er nicht gerechnet. Dankbar ist er dafür. Dankbar für die Liebe. Und dankbar jenen Menschen, die zu ihm gehalten haben in der schweren Zeit. Er hat am eigenen Leib gespürt, wie schwer es sein kann, der „Hinterbliebene“ zu sein. Das gehört zu den Gründen, wieso heute auch die Betreuung der Angehörigen zur Firmenphilosophie von Abendfriede Bestattungen gehört. „Zu wissen, man ist nicht allein, kann viel Stärke geben.“
Die Mitarbeiter des Unternehmens stehen nicht nur jenen Menschen bei, die ihren eigenen Abschied vorbereiten. „Wir begleiten Menschen auch nach dem Sterbefall.“ Hinterbliebene fühlen sich oft einsam und hilflos. Gemeinsam Schönes zu erleben, gibt Trost und Mut und Kraft. Das brachte Frank Büschel auf die Idee, nicht nur Gesprächsrunden, sondern auch Konzerte zu organisieren. War es anfangs vor allem das gemeinsame Erinnern und Trös-ten, so stehen heute Kraft und Hoffnung im Vordergrund. „Sich an die schönen Momente erinnern ist wichtig, ebenso aber auch, das eigene Leben nicht zu vergessen. Wir wissen nicht, wie lange es dauert. Wir sollten es nutzen. Für uns. Für unsere Lieben.“ Gleichzeitig an jene denkend, denen es nicht gut geht: Die Einnahmen werden traditionell dem Hospiz der Pfeifferschen Stiftungen gespendet.
Momente wie bei den Konzerten sind Frank Büschel wichtig. Er schöpft Kraft daraus und freut sich, wenn es anderen ebenso geht. Wenn Besucher auf ihn zugehen, mit einem Lächeln, und sich bedanken für die schönen Stunden. Dann hat sich die Mühe gelohnt, die Zeit der Vorbereitung, der Absprachen und Proben ... Die Benefizkonzerte sind ihm Herzenssache geworden. Das nächste findet am 14.Oktober statt, um 15 Uhr, in der Pauluskirche, Goethestraße. Zu erleben sind u.a. das Rossini-Quartett, Kammersängerin Undine Dreißig und die Pia-nistin Petra Steinbring.  
Zeit für Hobbys bleibt dem  Unternehmer kaum. Früher war er segeln. Schon mit 4 Jahren ist er über die Planken gelaufen. Der Vater nahm ihn mit, segelte bei Wind und Wetter. Schöne Erinnerungen sind das. Heute fehlt die Zeit. Manchmal gönnt er sich einen Ausflug wie kürzlich nach Warnemünde zur Hanse Sail.
Selbst der Garten, den er früher mit Leidenschaft pflegte, ist heute vor allem zum Abschalten da, zum Ausspannen. Zuhause ist der Platz zum Luftholen, sagt er. Bevor es am nächsten Tag wieder in die Vollen geht, mit 100 Prozent ... „Meine Tätigkeiten füllen mich aus, ich liebe sie.“ Doch er braucht auch den Ausgleich. Geblieben ist das Kochen. Noch heute zieht es den Geschäftsmann an den heimischen Herd, um zu schnippeln und zu schmoren, zu würzen und zu veredeln. Als Thailand-Fan liebt er orientalische Gewürze. Zu seinen Favoriten gehören aber auch Gänsebraten und Grüne-Bohnen-Suppe. Und: Er ist zuständig für die großen Feste. Als er davon spricht, schwingt Stolz in der Stimme. Das Organisieren gehört zu seinen Stärken. Das Kochen zur Leidenschaft. „Es ist sehr entspannend.“ Baut Stress ab. Davon hat er reichlich, ist Abendfriede doch nicht seine einzige Firma.
Sein jetziges Leben hätte er früher nicht für möglich gehalten. Er lacht auf bei dem Gedanken. „Eine eigene Firma? Nicht auszudenken!“ Ein eigenes Haus? Illusorisch.  Er erinnert sich an die erste Wohnung. Stolz war die junge Familie auf die eigenen vier Wände. Altbau, Schöninger Straße. Der Schornstein kaputt, die Toilette halbe Treppe tiefer. Viel Arbeit musste das junge Paar investieren, um ihr Zuhause richtig bewohnbar zu machen. Das Haus ist längst abgerissen, Neues entstand an selber Stelle. Frank Büschel erinnert sich gern zurück: „Wir haben etwas geschaffen aus dem wenigen, das wir hatten.“
Mit der Wendezeit kam die Arbeitslosigkeit. Frank Büschel besann sich zurück auf seinen erlernten Beruf und machte sich auf den Weg nach Niedersachsen. Schnell fand er Arbeit bei einem Automobilhersteller in Hannover. Er lernte das „kapitalistische Deutschland“ kennen, das sich so ganz anders zeigte, als im Land DDR propagiert. Die Bezahlung war gut, die Arbeit sicher. Seine Familie, Frau und Tochter, blieb währenddessen in Magdeburg. Sie nur an den Wochenenden besuchen zu können, tat weh. Vor allem, wenn er am Sonntagabend wieder über die A2 in Richtung Niedersachsen fahren musste. Büschel kündigte und suchte in der Heimat eine neue Herausforderung. Zufällig ergab sich privat der Verkauf einer Immobilie. Da merkte er: Das ist genau sein Ding! Mit Leuten reden, verhandeln, bis beide Seiten zufrieden sind. Da hatte er einen Traum: Beruflich selbständig machen und davon leben können. Das wär’s! Er machte eine Umschulung zum Kaufmann für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, gründete die Firma Büschel-Immobilien, die seitdem längst mit ihrem grünen Logo ihre Spuren in der Stadt hinterlassen hat. Es war nicht immer eitel Sonnenschein, sagt der Unternehmer, und lebhaft bewegen sich seine Hände, als wolle er negative Gedanken wegwischen. „Es gab enge Zeiten, Existenzangst, natürlich.“ Auch das war ein Grund, sich ein zweites Standbein zuzulegen. Das wurde Abendfriede.
Wir gehen an den Ort des Anfangs zurück. Hegelstraße. Souterrain. „Hier war unser erstes Büro“, das Lächeln ist zurückgekehrt, lässt das Gesicht strahlen, die Augen funkeln. Dieses kleine Büro war Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Firmenentwicklung. Sein Erfolgsrezept? „Ich bin ein Perfektionist bei allem, was ich tue, gebe immer 100 Prozent, mit voller Energie.“ So organisiert er mittlerweile vier Firmen. Sie unter einen Hut zu bringen, gelingt nur mit entsprechenden Mitarbeitern. Auf seine ist er stolz, betont er. „Da fängt erfolgreiche Arbeit an.“ Nicht nur, aber besonders im Bestattungswesen. „Das ist mehr als ein Beruf, es ist Berufung. Wer nur Geld verdienen will, ist fehl am Platz.“
Abendfriede Bestattung expandiert, gerade erst wurde eine neue Filiale in Reform eröffnet. „Damit sind wir in fast jedem Stadtteil vertreten“, freut sich der Chef. Stolz schwingt in seiner Stimme. Seine Unternehmen stehen auf solidem Fundament. Was nicht heißt, dass er sich auf die „faule Haut“ legen würde. Im Gegenteil. „Wir haben noch Großes vor“, will er neugierig machen, aber keine Details verraten. Zunächst wird Jubiläum gefeiert. 20 Jahre Abendfriede.
Am 9. September gibt es eine große Festveranstaltung. Dafür hat sich die Firma ins Museumsdepot der MVB in Sudenburg eingemietet. Von 11 bis 18 Uhr wird gefeiert. „Wir möchten danke sagen jenen, die an uns glauben, die uns unterstützen und das Bestehen der Firma möglich machen.“ Aber auch die Verbundenheit mit der Stadt zeigen, denn das Fest steht jedem offen. Einladungskarten gibt es keine, ebenso wenig Eintrittskarten. „Jeder ist herzlich willkommen.“ Eintritt kostenfrei!
Ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm verspricht der Unternehmer. Zum Auftakt spielt das Blasorchester Angern e.V. Dann sorgt  TromPeti für Stimmung, der als Sänger der Spaß- und Partyband Tänzchentee bekannt ist. Als Stargast tritt Chris Andrews auf, mit dem sich Frank Büschel einen eigenen Traum verwirklicht. Träume sind wichtig, sagt er, sie bringen voran. Wenn sie dann noch Wirklichkeit werden – umso besser.  
Wovon er heute noch träumt? Eigentlich ist er glücklich, sagt er. Ein paar Kilo weniger auf der Hüfte, das wäre noch ein Traum, fügt er zwinkernd hinzu. Und Zeit für Luise, seine Enkeltochter. „Ich bin Opa geworden. Das ist das Größte!” Birgit Ahlert

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