Logistik im Klinikum: 60 Operationen pro Tag

Am Klinikum Magdeburg werden jährlich knapp 17.000 Operationen durchgeführt. Um die gesamten Abläufe sicher zu koordinieren, ist eine ausgereifte Logistik notwendig.

Für die meisten Patienten, die sich einem geplanten chirurgischen Eingriff unter Vollnarkose unterziehen müssen, endet die Erinnerung nach dem Einschleusen in den OP-Bereich, wenn der Anästhesist seine Arbeit erledigt hat, und setzt dann erst wieder im Aufwachraum ein. Was sich währenddessen im Operationssaal abspielt, entzieht sich ihrer Kenntnis. Welche Logistik hinter diesem Prozess steckt, der ein wenig an die akribisch geplanten Abläufe an einem Flughafen erinnert, vermag der Laie nicht zu erahnen. Dass am Klinikum Magdeburg die alltägliche Abfolge reibungslos funktioniert, dafür sind Chefärztin Dr. Christiana Hesse (OP-Managerin), Leitende Oberärztin Heike Baer (ärztliche OP-Koordination) und Annette Wöllmer (pflegerische OP-Koordination) zuständig. Sie managen die Koordinierung der OP-Pläne an einem digitalen Reißbrett (Foto links) – berufsgruppen- und fachbereichsübergreifend und in ständiger Kommunikation mit allen im OP tätigen Mitarbeitern. Über zwölf zentrale und drei dezentrale Operationssäle verfügt die Institution in der Birkenallee. Einer davon ist einer der modernsten Hybrid-Operationssäle Europas – ausgestattet mit einem Gerät, das die volldigitale Röntgen-Bildgebung in Echtzeit bei hochkomplexen Eingriffen, beispielsweise am Herzen oder am Kopf, ermöglicht.

Die OP-Planung entsteht mehrere Tage, ja Wochen im Voraus und wird ständig präzisiert. Eine Vielzahl von Zusammenhängen muss bei der Vergabe der OP-Termine beachtet werden. Die Raumkapazitäten spielen dabei ebenso eine Rolle wie das zur Verfügung stehende Personal und die auf den Stationen vorhandenen Betten. 31 Mitarbeiter in der Anästhesiepflege, 15 Narkoseärzte, 48 Mitarbeiter im Bereich der OP-Pflege, 3 Mitarbeiter, die die Patienten umbetten, 2 Logistik-Mitarbeiter, die Material und Medikamente verwalten, sowie die für den jeweiligen Bereich zuständigen Ärzte sind am Klinikum Magdeburg verantwortlich für die Umsetzung der vom Koordinations-Team erstellten Pläne. Etwa 60 Operationen pro Tag werden durchgeführt – circa 400 pro Woche und knapp 17.000 im Jahr.

„Der Plan für die OP-Belegung wird am jeweiligen Vortag, um 14 Uhr, dingfest gemacht“, erzählt Annette Wöllmer. In das Computersystem wird dabei nicht nur eingetragen, wann welches Team welchen Patienten in welchem Saal operiert, sondern auch, welche Medikamente der Patient einnehmen muss und welche Besonderheiten zu beachten sind. „Am Folgetag findet dann erneut ein Check-up um 7 Uhr statt und der Plan wird gegebenenfalls angeglichen“, schildert die für die pflegerische OP-Koordination zuständige Mitarbeiterin. „Das ist beispielsweise bei Notfällen oder akuten Patientennachmeldungen notwendig. Diese haben oberste Priorität und die anderen OPs rücken nach hinten.“ Ab 7.30 Uhr gehen die einzelnen Teams in die jeweiligen OP-Säle und bereiten diese vor. „Gegen 8 Uhr werden dann die Patienten geschleust, damit spätestens 8.30 Uhr alle OP-Teams starten können“, so Annette Wöllmer.

Während bei einem Patienten die Narkose – außerhalb des OP-Saals – eingeleitet wird, haben die bei der Operation anwesenden Ärzte, Anästhesisten, Operateure, Assistenten und OP-Pfleger nochmal die Gelegenheit, alles Wichtige zu besprechen. „Team-Timeout nennt sich das“, erklärt Anästhesie-Schwester Katja Töter. „In US-amerikanischen Krankenhäusern ist dies Pflicht, in Europa gibt es dafür lediglich eine Empfehlung.“ Diese „Auszeit“ soll den Mitarbeitern des Klinikums die Gelegenheit geben innezuhalten. „Wir schauen uns gemeinsam an, was auf dem Whiteboard steht – wer der Patient ist, welcher Eingriff bei ihm vorgenommen wird, ob die Person Allergien hat und welche Medikamente sie erhält – und besprechen, ob alles vorhanden ist, was für die OP benötigt wird. Dabei gehen wir auch Szenarien für möglicherweise auftretende Komplikationen durch.“

Wenn der Patient nicht mehr ansprechbar ist, wird er in den OP-Saal gebracht, wo nur wenige Minuten für die richtige Lagerung, die Hautdesinfektion und die Abdeckung zur Verfügung stehen. Sobald dies erledigt ist, kann die Chirurgin oder der Chirurg das Skalpell ansetzen. Für jeden Eingriff steht ein bestimmtes zeitliches Kontingent zur Verfügung – je nachdem, wie einfach oder kompliziert dieser ist. Sollte während der Operation etwas Unvorhersehbares passieren, das die zeitliche Abfolge durcheinanderbringt, muss der Tagesplan aktualisiert werden. Das OP-Management muss sofort flexibel reagieren – nicht nur im Fall von Notfallmanagement oder Nachmeldeorganisation. Ist der Eingriff beendet und der Patient mit Verband sowie allem Notwendigen versehen, holen die Anästhesisten ihn wieder aus dem Land der Träume und kabeln ihn ab. Anschließend wird die Person in den Aufwachraum gebracht, wo die Vitalfunktionen weiterhin überprüft werden. Im OP-Saal wird unterdessen alles gereinigt und desinfiziert und innerhalb kürzester Zeit für den nächsten Patienten vorbereitet. Sobald sich die Türen des OPs hinter dem klinischen Hausdienst schließen, beginnt das gesamte Szenario von vorn. Tina Heinz

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