Kinder-Erste-Hilfe: Richtig helfen

Nach der Geburt geht es dem Baby gut, nach einigen Wochen strahlt es das erste Lächeln aus, es folgen Krabbelversuche, das erste Mal stehen, die ersten Wörter – wenn sich ein Kind normal entwickelt, sind Eltern glücklich und erleichtert. Doch was ist zu tun, wenn trotz aller Fürsorge ein echter Notfall eintritt? Wenn das Kind plötzlich keine Luft mehr bekommt, wenn es etwas Giftiges verschluckt hat, wenn irgendetwas passiert, das nicht passieren soll? Die AOK Sachsen-Anhalt bietet wieder kostenlose Erste-Hilfe-Seminare für Eltern an, denn bei kleinen Kindern sind oft ganz andere Handgriffe als bei Erwachsenen nötig.

Elias Becker ist erfahrener Rettungsassistent. Mit seinem Team gestaltet er seit Jahren die AOK-Seminare für die Kinder-Erste-Hilfe. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, sagt Becker. Deswegen gibt es die speziellen Seminare überhaupt, denn das einst im Erste-Hilfe-Kurs Gelernte kann nicht einfach auf Kinder übertragen werden. Die Herz-Lungen-Massage ist so ein Beispiel. Sie richtet sich nach Atem- und Herzfrequenz und beide unterscheiden sich bei kleinen Kindern deutlich von Erwachsenen. Elias Becker zeigt den Seminarteilnehmern die richtigen Griffe, die Besonderheiten und nimmt ihnen vor allem die Angst, etwas falsch zu machen.

Elias Becker und die organisierende AOK haben natürlich vor allem Mütter und Väter im Blick. An den Seminaren können aber auch alle anderen teilnehmen, die regelmäßig mit Kindern zu tun haben. Kos-ten entstehen für die Teilnehmer keine. Auch eine AOK-Mitgliedschaft ist nicht notwendig. „Unser Anliegen ist es, dass es allen Kindern gut geht und darum freuen wir uns auch auf die Teilnahme nicht AOK-versicherter Eltern“, sagt Sascha Kirmeß, der Sprecher der Krankenkasse.

Im Ernstfall: Ruhe bewahren

Ruhe zu bewahren ist natürlich leichter gesagt als getan, aber dennoch der erste Rat, denn die Besonnenheit der Eltern überträgt sich auf das Kind, genauso wie Nervosität und Panik. Nur in Ruhe lässt sich allerdings die Situation ausreichend erfassen. Danach sollten die Eltern zügig Hilfe holen. Elias Becker empfiehlt daher, immer die passenden Telefonnummern bereitzuhalten: 112 für den Notruf und bei Vergiftungen 0361-730730.

Bis der Rettungswagen eintrifft, kann man viel tun, um Verletzungen zu behandeln. Diese Tipps des AOK-Experten lassen sich im Notfall ohne große Vorkenntnisse umsetzen:

Verbrennungen: Nur Wasser, keine Salben

„Brandwunden sollte man mit kaltem Wasser, 15 bis 20 Grad, mindestens zehn Minuten kühlen. Bei größeren Verbrennungen das Kühlen unterbrechen“, sagt Becker. Mit keimfreiem Material wird die Wunde danach locker abgedeckt. Passende Verbände finden sich in jedem Erste-Hilfe-Kasten. Nur Brandwunden im Gesicht sollten nicht abgedeckt werden. Kaltes Wasser ist bei Brandwunden auch schon das einzige Hilfsmittel. Absolut tabu sind Salben, Puder, Öle, Alkohol und alle möglichen Hausmittel. Brandblasen sehen zwar hässlich aus, dürfen aber nicht geöffnet werden. Sie sind ein natürlicher Schutz gegen Wundinfektionen.  „Wichtig ist die Schockvorbeugung. Halten Sie Ihr Kind warm und bringen Sie es gegebenenfalls in die Schocklage, bei der die Beine höher gelagert sind“, sagt der AOK-Experte. Außer bei Bagatellverbrennungen sollte man den Notarzt alarmieren.

Vergiftungen: Verzicht aufs Brechmittel

Vergiftungen sind bei Kindern relativ häufig. Wenn bekannt ist, was das Kind aufgenommen hat, sollte man sofort der Giftnotruf anrufen. Rettungsassistent Becker rät: „Experimentieren Sie nicht herum, sondern rufen Sie gleich professionelle Hilfe.“ Wenn noch nicht klar ist, welche Substanz das Kind eingenommen hat, müssen Eltern auf Symptome achten und diese dem Notarzt mitteilen. Keinesfalls sollten Kinder zum Erbrechen gebracht werden. Wenn sich zum Beispiel Säuren noch einmal durch den Körper bewegen, können sie großen Schaden anrichten. Brechmittel wie Kochsalzlösung können für Kinder ebenfalls sehr gefährlich sein. Für die Ärzte sollten Verpackungen, Reste der eingenommenen Substanz oder auch Erbrochenes aufgehoben werden.

Starke Blutungen: Druckverband hilft

Aufgeschlagene Knie und diverse Platzwunden gehören zur Kindheit wie Milchzähne und Virusinfektionen. Wenn das Kind aber größere Mengen Blut verliert, wird es ernst. Eltern sollten in diesem Fall das Kind erst einmal in die Waagerechte legen, das dient gleichzeitig der Schockvorbeugung. Die verletzte Stelle soll dabei hochgelagert werden, um die Blutung zu stoppen. Die Wunde muss dabei höher liegen als das Herz. Mit einem Druckverband wird die Verletzung schließlich versorgt. Bei starken Blutungen sollte dennoch der Notarzt gerufen werden.

Lernen von Profis

Die Seminare der AOK bieten noch viele weitere Tipps. Wie verhalte ich mich, wenn das Kind etwas verschluckt hat? Was ist bei einem Insektenstich mit Folgen zu tun? Das ganze Jahr über bietet die AOK die Seminare über ganz Sachsen-Anhalt ver-teilt an. Informationen und Anmeldung unter www.aok.de/kindererstehilfe oder in einem der 44 Kundencenter.

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