Hilfe für Patienten mittels schonender Eingriffe in der Thoraxchirurgie

PD Dr. Thorsten Walles: „Diagnosestellung und Therapie sollen genau auf den Patienten zugeschnitten sein.“ Foto: Universitätsklinikum

Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist PD Dr. med. Thorsten Walles kommissarischer Chefarzt der Thoraxchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg. Seine Schwerpunkte liegen vor allem in der erweiterten Tumorchirurgie und minimalinvasiven Chirurgie am Brustkorb. Hier wendet er bei mehr als der Hälfte seiner Patienten die sogenannte Schlüssellochtechnik an: „Wir machen zwei bis drei kleine Schnitte zwischen den Rippen. Mit Instrumenten und einer Kamera operieren wir dann von innen.“ Der Brustkorb des Patienten braucht auf diese Weise nicht mehr geöffnet werden, was den Patienten weniger belastet. Sammelt sich in der Brustkorbhöhle beispielsweise im Rahmen von Tumorerkrankungen oder Organfunktionsstörungen immer wieder Wasser an, kann Walles Ärzteteam dieses mithilfe der Technik leicht entfernen. „Wir können mit unseren Möglichkeiten erreichen, dass das Wasser nicht wieder kommt. So fällt es den Betroffenen danach leichter zu atmen und der allgemeine Zustand verbessert sich.“ Mit der modernen Thoraxchirurgie gibt es viele Möglichkeiten, Patienten langfristig zu helfen. So kann der Körper mittels der genannten Technik auch von tumorbefallenen Lungenabschnitten oder beispielsweise Lungenmetastasen und entzündetem Gewebe im Rippenfellraum befreit werden. Der Arzt fügt hinzu: „Tumore aus dem Mediastinum, das ist der enge Bereich hinter dem Brustbein und vor dem Herzen, können wir ebenfalls schonend heraus operieren.“ Erst kürzlich entfernte PD Dr. Walles bei der 29-jährigen Frau Retzlaw die erkrankte Thymusdrüse: „Bisher muss in den allermeisten Kliniken für die Operation bei den Patienten das Brustbein aufgesägt werden. Diesen belastenden Eingriff können wir unseren Patienten jetzt ersparen.“ Die Zahnarzthelferin plagten seit vielen Jahren regelmäßig Schluckbeschwerden und wiederkehrende Luftnot. Sie ging zu verschiedenen Ärzten und ließ sich untersuchen, eine Ursache fand sich nicht. Die Symptome hielten aber an. Die junge Patientin erinnert sich noch gut daran: „Ich war oft krank und heiser, außerdem merkte ich, dass das Essen nicht richtig runter gehen wollte.“ Nach einer Schichtaufnahme des Brustkorbs fanden die Ärzte einen mandarinengroßen Tumor vor dem Herzen, der die Beschwerden verursachte. Nach der Schlüsselloch-OP konnte sie bereits nach drei Tagen die Uniklinik verlassen. Derzeit soll sich Frau Retzlaw zwar noch schonen, merkt aber eine deutliche Besserung: „Ich habe nicht mehr dieses Kloßgefühl im Hals.“
Neben der Schlüssellochchirurgie arbeitet der Lungenchirurgie-Experte auch mit der Lasertechnik. Diese wird bei Patienten mit zahlreichen Lungenmetastasen angewandt, um die Tumor-ansiedlungen vollständig zu entfernen. „Die Anzahl der Metastasen spielt eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass alle Metastasen vollständig entfernt werden und dass dafür wenig Lungengewebe geopfert werden muss.“
Der neue Chefarzt legt großen Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Fachabteilungen im Universitätsklinikum. Als einem Krankenhaus der Maximalversorgung stehen hier Spezialisten aus den unterschiedlichsten Disziplinen der Bildgebung, interventionellen Medizin, Radiotherapie und den unterschiedlichen chirurgischen Fächern bereit. „So können wir eine schnelle und sichere Diagnosestellung und eine auf den Patienten angepasste Therapie umsetzen.“ Neulich operierte er in Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Allgemein- und Viszeralchirurgie bei einem 80-jährigen Patienten einen großen Tumor, der im Brustkorb entstanden und durch das Zwerchfell bis in den Magen hinein gewachsen war. „In solchen Situationen ist das kooperative Handeln besonders wichtig. Während der Operation und in der intensivmedizinischen Betreuung der Patienten danach. Das ist die Stärke eines Großklinikums wie der Universitätsklinik Magdeburg.“
PD Dr. Walles wird die Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum umstrukturieren. Eine Herausforderung hierbei ist, für die Patienten und ihre Ärzte außerhalb der Universitätsklinik einfach erreichbar zu sein. Sein Ziel ist es, möglichst vielen Patienten schnell und sicher helfen zu können. Carolin Hörnig

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