Ein zukunftsfähiges Modell?

Alle unter einem Dach: Reinigungskräfte, Wohnungsverwalter, Handwerker, Techniker, Hauswarte, Sozialarbeiter, Empfangsdamen, Azubis und der Vorstand. Foto: WBG Otto von Guericke

Wenn Oliver Hornemann, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Otto von Guericke eG, von dem Unternehmen spricht, an dessen Spitze er seit fast zehn Jahren steht, dann tut er das mit Leichtigkeit, Stolz und auch einer gewissen Heiterkeit. Was nicht bedeutet, dass er seinen Job auf die leichte Schulter nimmt – ganz im Gegenteil, er weiß um die Sorgen und Nöte, um die Chancen und die Potentialität des Wohnungsmarktes. „Seit mehr als 60 Jahren existiert die Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke als Genossenschaft. Und in dieser Zeit gab es – wie in jedem Unternehmen – Höhen und Tiefen. Während die DDR-Zeit stark vom Wohnungsbauprogramm und von der Entstehung der Plattenbausiedlungen geprägt war, hatte man nach der Wende mit Leerstand und Rückbau zu kämpfen.“
Mehr als 8.000 Wohnungen hatte die WBG Otto von Guericke vor der Wiedervereinigung in ihrem Bestand. Heute sind es etwa 6.250. Und mit der anhaltenden Abwanderung der Menschen aus der Stadt nahm auch die Staubschicht auf dem Modell Genossenschaft zu. „Häufig wird mit diesem Begriff etwas Altes, Traditionelles in Verbindung gebracht – und unsere Aufgabe ist es, dieses Image zu entstauben“, schildert Oliver Hornemann. Das funktioniere nur, wenn man sich an den Bedarf der Kunden anpasst, ihrem Sicherheitsbedürfnis begegnet und dabei modern bleibt. „Man muss Visionen haben, an ihrer Umsetzung arbeiten, aber gleichzeitig sollte man auch Traditionen pflegen.“
Zur Tradition gehört für den Vorstand, regelmäßig die Mieterzeitschrift herauszugeben oder zu Festen – wie etwa dem Hauswart-Grillen oder dem Genossenschaftsfest – einzuladen. „Das Thema Menschlichkeit darf nicht auf der Strecke bleiben – die Bindung zwischen unseren Kunden und dem Unternehmen ist uns sehr wichtig“, betont Oliver Hornemann. Mehr als 8.200 Mitglieder hat die Wohnungsbaugenossenschaft derzeit. Bindung entsteht jedoch nicht nur durch Freizeitaktivitäten und konstante Information oder stabile Mieten, sondern auch durch eine breite Palette an Dienstleistungsangeboten. „Durch Serviceerweiterungen in diversen Bereichen ist unser Unternehmen von anfangs 40 Mitarbeitern auf derzeit 130 Mitarbeiter gewachsen und wir können unseren Mitgliedern viel mehr bieten, ohne dass sie gesonderte Wege in Kauf nehmen müssen.  
Alles, was den Bereich Wohnen betrifft, vereint die WBG Otto von Guericke unter einem Dach. Vom Vermieter, dem Wohnungsverwalter über den Handwerker, den Hauswart, die Reinigungskraft bis hin zur Sozialarbeiterin, die beispielsweise Ansprechpartnerin ist, wenn Umbauarbeiten in einer Wohnung alters- oder krankheitsbedingt notwendig werden. Das gehört für den Vorstand neben der Schaffung von modernem, individuellem Wohnraum ebenso zu einem zeitgemäßen Unternehmen wie flache Hierarchien. „Kollegial miteinander umzugehen, sich zu unterstützen, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten – das steigert die Attraktivität und bringt das Unternehmen voran“, meint Oliver Hornemann. „Und wenn Wünsche, Vorschläge sowie konstruktive Kritik sowohl der Mitarbeiter als auch der Mitglieder Beachtung finden, dann macht auch dies die Genossenschaftsidee zu einem zukunftsfähigen Modell.“ Tina Heinz

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