Wer die Wahl hat, sollte die „Zwickmühle“ wählen

Marion Bach, Hans-Günther Pölitz und Heike Ronniger in „Da ist was im Anzug“. Foto: Regina Pölitz

Wahlkampf und mancher möchte gähnen. Immer dieselben Versprechen, von immer denselben Parteien über alles, was besser und richtiger laufen sollte. Und jeder Politiker bzw. dessen Gefolge hätte natürlich das passende Rezept und die heilsame Therapie für eine rosige Zukunft. Am Ende war doch alles nur viel Getöse, vom heißen Kampf bleibt realpolitisch ein laues Lüftchen mit Verschlimmerungseffekten übrig. Gut oder Nichtgut – das ist Wahlkampf. Und man möchte meinen damit sei alles Wesentliche darüber gesagt.
Das ist anders, wenn man zum Wahlkampf ins jüngste Programm des Kabaretts „Zwickmühle“ geht. Was Hans-Günther Pölitz, Marion Bach und Heike Ronniger mit „Da ist was im Anzug“ (Premiere war am 9. März) an Anzüglichkeiten ihrem Publikum satirisch anziehen, ist keine Zumutung, wie man sie wahlversprecherisch erlebt, sondern das wohl fröhlichste Polit-Theater der Saison. In Selbststäuschung hatte der Rezensent auf das Martin-Lied von Dieter Krebs gewartet und wurde von einer überzeugenden Mireille-Mathieu-Stimme und einer Adaption über den „Martin“ der französischen Sängerin, verkörpert durch Marion Bach, überrascht. Es überzeugen überhaupt alle musikalischen Überleitungen, die szenische Schlusspunkte setzen und zugleich Auftakt fürs weitere Spiel sind. Die zeitlich begrenzte Inszenierung (9. März bis 23. September) sprengt mit ungewöhnlich historischen Gleichnissen und humorvollen Pointen jede einschläfernde Wirkung politischer Floskelsprache. Diesbezüglich bleibt Autor Hans-Günther Pölitz ein Meister seines Fachs. Unter der Regie von Michael Rümmler und im perfekten Zusammenspiel zwischen Pölitz und den Kabarettistinnen Marion Bach und Heike Ronniger kam ein Unterhaltungsstück nach Maß auf die Bühne – oder um im Wortspiel des Titels zu bleiben – eben ein Maßanzug. Von frivolen Anzüglichkeiten bis zu tiefen Analyseschnitten schneidern die Darsteller die Bühnenwirkung. Da bleibt nur das Fazit: Wer die Wahl hat, sollte die „Zwickmühle“ wählen. (tw)
Weitere Infos + Tickets: www.zwickmuehle.de

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