Welcher Weg ist deiner?

Foto: Andreas Lander

Escape Games – ein Trend, der vor allem bei jungen Leuten beliebt ist – kommen ins Theater. Genauer gesagt ins Schauspielhaus. Bei „Democrisis (K)Ein Ausweg“ wird zumindest ein Teil des Publikums per Zufall ausgewählt, sich durch einen dunklen Bereich hinter der Bühne zu arbeiten und Aufgaben zu lösen, die zu einem Ziel führen. Diese „Rebellen“ erleben einen spannenden Teil wie im Escape Game. Letztlich jedoch – das ergibt sich im Gespräch nach der Vorstellung – bedauern sie es, nicht das andere Spiel, das vor der Bühne, miterlebt zu haben. Umgekehrt ebenso. Was ist ein Stück, dessen Aufführung man im Prinzip nur zur Hälfte erlebt? Ungewöhnlich auf jeden Fall.

Wer welchen Weg geht, welche Meinung vertreten soll, das entscheiden Namenskarten, die jeder Besucher zu Beginn der Vorstellung unter seinem Theatersitz findet. Diese entscheiden auch, wie das Publikum in Gruppen eingeteilt wird. Wie im Internet üblich sind alle per Du. Das schafft Nähe, die braucht man für den Fortgang des „Spiels“. Passt aber auch zum Zielpublikum: Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Neben persönlicher Meinung sollen gemeinsam Entscheidungen getroffen werden. Zu Klimaschutz, Demokratie, Zukunft. Entscheide jetzt. Zwischen Musik, Blogger- und Werbeeinspielern, Wahlkampfreden, Flyerverteilung. Wie sie das empfinden, werden die Besucher zum Abschluss gefragt. Es waren viele Informationen, die Zeit reichte nicht, um alle auszuwerten, nachzudenken, entscheiden zu können. Manchmal kamen Argumente oder Einsichten erst später, heißt es in der Gesprächsrunde. Das ist der Unterschied zwischen dem wahren Leben und dem Internet mit seinem klick – klick – klick. Schnell ein Like hier, dort ein Herz, ein lachendes oder wütendes Smiley. Konsequenzen? Keine. Im wahren Leben zu entscheiden ist schon schwerer. Vor allem, wenn man anschließend Position beziehen muss. Persönlich. Im wahrs-ten Sinne: Wer so entscheidet, geht nach links, wer anders entscheidet, nach rechts. Oder doch lieber die Mitte? Keine Meinung? Wer will das schon?

Überraschend, unterhaltsam. Ein Lehrstück zum Thema Demokratie, Meinungsbildung und -mache, Entscheidungen. 90 Minuten im Schauspielhaus-Studio. Experimentelles Theater, das anregt zum Nachdenken und zum Beziehen einer Position. Ausgang offen. Es gibt fünf Wege durch das „Spiel“, verrät Theaterpädagogin Veronika Riedel. Einen haben wir gefunden. Welcher wird deiner sein? (ab)

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