Passion Mythology

Künstlerin Jelena Orlowa (M.) mit Galeristin Tatyana Nindel und deren Mann Fred bei der Vernissage in der Kunstgalerie „fabra ars“.

Eine neue Ausstellung in der Kunstgalerie „fabra ars“ zeigt Bilder der Künstlerin Jelena Orlowa-Afinogenowa. Titel: „Passion Mythology“. Es geht um Liebe und Leidenschaft, Schönheit und Harmonie, in verschlungenen Facetten.

Die Thematik der Bilder von Orlowa-Afinogenowa ist sehr vielfältig – sie malt mit Erfolg Porträts, Genrebilder, historische Motive. Aus meiner Sicht realisiert sich ihre kreative Individualität jedoch im Malen des Stilllebens am größten. Im Kreise ihrer Lieblingsmotive sind neben den Elementen, die schon ewig für die Kunst des Stilllebens genutzt werden, auch viele ungewöhnliche, exotische und die Fantasie reizende Gegenstände. Puppen und Theatermasken, Porzellanfiguren und Schlüsselbunde, tropische Muscheln, Schachfiguren, alte Haushaltsgegenstände und daneben flatternde Schmetterlinge und Libellen, märchenhafte in der Luft schwebende Eier, weite Landschaften, die in die intime Welt des Stilllebens eindringen – das alles erschafft auf ihren Leinwänden eine besondere Welt, die mit der Atmosphäre der poetischen Relativität und des freien Fantasiespiels durchdrungen ist. Die auf den ersten Blick unlogische Kombination der Gegenstände, die Verletzung ihres realen Maßstabs, die räumlichen Verlagerungen, die Missachtung der Gravitationsgesetze, vermitteln den Bildern von Orlowa-Afinogenowa eine oberflächliche Ähnlichkeit mit den Werken der surrealistischen Maler, aber in ihrem Geiste ist es eine andere Malerei. Sie verzichtet auf das für den Surrealismus charakteristische Element der Absurdität, seine Ausrichtung auf den Ausdruck der dunklen Kehrseite des menschlichen Bewusstseins. Dennoch verbindet sie auf ungewöhnliche Art das Sein mit der Fantasie, lässt Reales mit Mythischem verschmelzen. Liebe und Leidenschaft, eine ganz dünne Grenze, die man nicht überschreiten darf, wenn man versucht, die Schönheit und Harmonie eines nackten Körpers wiederzugeben. Und die Mythologie bietet dafür unendlich viele Möglichkeiten.

Das Bild trägt den Titel „Paprika“. Fotos: Anne König

Es ist eine wunderschöne literarische Erklärung für diversen künstlerischen Schnörkel. Nicht umsonst haben Meister aller Epochen das altgriechische Epos in ihren Werken dargestellt. Liebe und Leidenschaft – das war das allerwichtigste für die alten Griechen, das ist das allerwichtigste für die modernen Menschen. Es gibt nichts wichtigeres im Leben. In den Bildern von Jelena Orlowa-Afinogenowa bekommen sie eine eigene Qualität. Sie sind unendlich interessant zu betrachten und je länger man dies tut, desto mehr Feinheiten und bis dahin versteckte Nuancen kommen zum Vorschein. Ihre Wirkung ändert sich abhängig von der Beleuchtung, der Tageszeit, dem Blickwinkel.

Kunst ist, was sich bei der Wiederholung nicht verwischt, was nie langweilt, wie Lieblingsmusik und ein vor langer Zeit auswendig gelerntes Gedicht. Etwas, wohin man immer wieder zurückkehrt und jedes Mal eine Freude empfindet. Wie bei den Bildern von Jelena Orlowa-Afinogenowa. Zu sehen noch bis 25. November in der Kunstgalerie „fabra ars“ in der Grünen Zitadelle. (tn/ab)

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