Magie, wohin das Auge blickt

Der Märchendom bei Saalfeld.

Dass Deutschland ein schönes Land ist und man seine Ferien wunderbar hier verbringen kann, ist nicht neu. Während die meisten jedoch an die Ost- oder Nordsee denken für den lange geplanten Sommerurlaub, schlummern magische Orte im Herzen des Landes, deren Erkundung der Weg wert ist. Ilona und Peter Traub locken in ihren drei Büchern nach Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Sie haben wunderbare, scheinbar von Magie umgebene Orte (wieder-)entdeckt und beschreiben diese auf ganz eigene Weise auf je fünf Routen. Mit reichlichem Bildmaterial sowie Mythen und Sagen rund um die Orte machen sie diese, die teilweise abseits der üblichen Pfade liegen, erlebbar.

Der 2016 erschienene erste Band, „Magische Orte in Mitteldeutschland – Zwischen Harz und Dessau, Altmark und Kyffhäuser“, enthält Routen quer durch Sachsen-Anhalt bis nach Niedersachsen hinein. Dabei erkunden die Autoren verschiedene Städte mit ihren Klöstern, Burgen und vor allem ihrer Natur. Natürlich darf eine Route durch Magdeburg nicht fehlen. Route drei umfasst Eisleben, Wiederstedt, Magdeburg, Hundisburg, den Haldenslebener Forst, Tangermünde, Jerichow, Steckby, Lödderitz und Wörlitz – das ist weit mehr als ein Tagesausflug. Von den Pyramiden in Eisleben über das Schloss mit Schlosspark in Oberwiederstedt geht es direkt an das Magdeburger Elbufer und in den magischen Dom. Jedoch werden die Orte und Sehenswürdigkeiten nicht einfach beschrieben, sondern nahezu zum Leben erweckt – mit vielen eindrucksvollen Bildern und liebenswerten Texten. So schreibt Peter Traub im ersten Band über Magdeburg und den Dom: „Vom nördlichen Turm des Domes schnellt ein Falke in die Höhe. Bald darauf ertönt das Glockengeläut von Sankt Mauritius und Katharina, schallt über die Plätze und Straßenzüge der Innenstadt, die Elbe und die Alte Elbe sowie den von beiden Flussarmen umschlossenen, baumgesäumten Werder und lässt jedes andere Geräusch verblassen. Getragen und ernst ist der Gesang der fast neun Tonnen schweren Susanne, die von ihren leichteren, klangschönen Schwestern Apostolica und Dominica begleitet wird. Zusammen gelten sie als eines der gewichtigsten Barockgeläute Deutschlands, dessen Tonfülle den Augenblick zu dehnen scheint.“ Auch Hundisburg mit seinem wunderschönen Landschaftspark und Schloss wird auf dieser Route als Ausflugsziel vorgeschlagen. Des Weiteren noch die Teufelsküche und Küchentannen bei Haldensleben, die Altstadt und der Hafen von Tangermünde sowie  die Klosterkirche Jerichow mit ihrem Klostergarten und der Steckby-Lödderitzer Forst. Vollendet wird diese Route mit dem Wörlitzer Park.

Die Drachenschlucht bei Eisenach.

Band zwei, 2017 erschienen, führt nach Sachsen, „Zwischen Leipzig und Oberlausitz, Elbsandsteingebirge und Vogtland“. Auch hier gibt es viel zu sehen und zu erleben. Eine der fünf Routen beginnt im Elbtal und am Burgberg Meißen, gefolgt vom Jagdschloss Moritzburg, das die meisten als verschneites Schloss in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ kennen. Nach Erkundung der Filmkulisse kann man sich noch die Kaditzer Linde ansehen. Vor Ort noch beeindruckender als auf einem Bild. Die 20 Meter hohe Sommerlinde ist ein Naturdenkmal und steht auf dem Kirchhof der Emmauskirche in Kaditz, einem Stadtteil von Dresden. Hat man sich in ihrem Schatten etwas ausgeruht, kann es auch gleich zu den Dresdner Elbwiesen weiter gehen. Diese eignen sich wunderbar für ein Picknick, schreiben Ilona und Peter Traub. „Wind bewegt die Gräserflut. Wie auf einer Wasseroberfläche breiten sich von einer imaginären Mitte zu den Seiten hin Wellen aus, die an den Spaziergängern vorbei in die Ferne eilen. Ein Bussard kreist in der Höhe und trotzdem zügelt keiner der kleinen Vögel am Elbufer seine Sangeslust. Ein um das andere Mal klingt das Lachen junger Familien herüber, die in der Nähe auf bunten Decken beim gemeinsamen Picknick verweilen.“ Und dies ist nur ein Teil der umfangreichen Route.

Nun, zwei Jahre nach dem zweiten Band, erschien der dritte – „Magische Orte in Mitteldeutschland – Zwischen Thüringer Schiefergebirge und Rhön, Eichsfeld und Altenburg“. Und wieder finden sich Mythen und Geschichten, wortreiche Beschreibungen und wunderschöne Eindrücke, festgehalten auf Bildern, in dem handlichen Buch. Ob die leuchtenden Feengrotten in Saalfeld, die geheimnisvolle Drachenschlucht in Eisenach oder die sehenswerte Wartburg – für jeden gibt es etwas zu erleben. Die Drachenschlucht soll zudem noch immer von Drachen bewohnt werden, sagen manche Bewohner Eisenachs. „Nachts kommen sie aus ihren Verste-cken, wandern stumm im Mondlicht, gut sichtbar mit den gelben Ohrdrüsen und gelben Flecken auf der schwarzen, glänzenden Haut. Strömender Regen lockt sie sogar tagsüber aus ihren Refugien. Zwei Meter weit können sie ihr Gift verspritzen. Um die Gehölze aber muss man sich nicht sorgen, denn niemand sah sie je Feuer speien. Auch erschrecken sie nicht durch monströsen Wuchs. Die Rede ist von Feuersalamandern, die wegen ihres schönen Warnkleides so beliebt sind,“ schreiben die Autoren in ihrem Buch. Die Schlucht bietet an heißen Tagen eine willkommene Abwechslung – dort ist es hoch bewachsen und kühl. Etliche Tierarten haben hier ihr Zuhause in den verschiedenen Bäumen. Die schmalste Stelle der etwa drei Kilometer langen Strecke ist 68 Zentimeter breit. An dieser Stelle stauen sich ab und zu die Besucher, die die 172 Höhenmeter bestreiten. Es gibt viel zu sehen auf den fünf Routen durch Thüringen.

Wer gern durch die Natur wandert und sich das ein oder andere Schloss und weitere Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen möchte, ist mit den drei Bänden an der richtigen Stelle. Es gibt viel zu sehen mitten in Deutschland, viel zu erkunden und zu erleben. So kann Urlaub in Mitteldeutschland abenteuerlich und noch dazu erkenntnisreich sein und gut belesen ist man nach diesen Büchern auch. (so)

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