Magdeburg war scharf auf den Titel

Jesko Döring am Magdeburg-Stand auf der Leipziger Buchmesse. Foto: privat

Herr Döring, Sie gingen beim MDR-Wettbewerb „Bester Vorleser Mitteldeutschlands“ als Sieger hervor und erhielten 1.400 von 4.000 Stimmen. Wer waren Ihre Konkurrenten? Und wie haben Sie diese Ihrer Meinung nach abgehängt?
Jesko Döring: Meine Konkurrenten waren eigentlich keine im Sinne einer Wort- und Tonschlacht. Der Lehrer und die Schauspielerin aus Leipzig, die Buchhändlerin aus Saalfeld und der Pfarrer aus Erfurt waren genauso wortgewandt, freundlich und nominiert wie ich; nur hat niemand mit der geballten Kraft der Magdeburger gerechnet, die offensichtlich scharf auf einen Titel waren. Ich vermute hier einen Trend in der Stadt, der ein neues Selbstbewusstsein generiert. Und das ist genauso großartig wie ich mich gefühlt habe, als das Voting diese Ausmaße annahm, die letztlich zum Titel führten.

Wie viel Naturtalent und wie viel Übung steckt in Ihnen?
„Learning by Burning“ heißt ein Titel von Stoppok und mit dem halte ich es in der Form, dass nicht geübt, sondern das Feuer angemacht wird. Mein Naturtalent sieht derweil zu, dass ich mich dabei nicht verbrenne. Eine Art Selbstschutzmechanismus, der mir gerne auch zuflüstert, was gut oder besser für mich sein könnte. Das kann zu ungeahnten Aussichten führen. Aus universaler Erfahrung sind solche Aktionen grundsätzlich aussichtsreicher als das spätere Bedauern, nichts unternommen zu haben.

Sie sind Musiker, Songwriter, Puppentheater-Mitarbeiter und üben zahlreiche andere kreative Aktivitäten aus. Wird Vorlesen für Sie zu einer weiteren Profession, zu einer neuen Karrierechance oder bleibt es nur ein Ausflug, um es den anderen mal gezeigt zu haben?
Sie sind mir offensichtlich auf der Spur und haben zweifelsfrei Recht: meine Baustellen ähneln denen Magdeburgs und führen nach und nach zu Umleitungen und Verzögerungen des schönen Lebens. Dass ich immer schon gern gesungen, komponiert, hörbuchgelesen oder pressegesprochen habe, ist ja gut und schön, aber auch so ein Hans dampft ja nicht ewig auf Hochtouren in den Gassen. Da muss meine innere Stimme das Wort ergreifen und mir zukunftsweisende Ideen unterbreiten. Das hat sie auch schon getan und mir Vorschläge befohlen. Siehe „Learning by Burning“.

Braucht das Land ein RTL-TV-Format mit Dieter Bohlen wie DSDBV – Deutschland sucht den besten Vorleser?
Nein. Das Land braucht freundliche Menschen, die miteinander auf Augenhöhe kommunizieren, die einander vielleicht sogar vorlesen oder Geschichten erzählen und zusammen Musik machen an den Lagerfeuern des Lebens. „Learning by Burning“!

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