Leben im Labyrinth

Einblicke in die Vorbereitungen für das „Kunstfest der Moderne“ im September. Foto: Anne König

Sie nennen sich Professoren, wie einst die Gestalter des Bauhauses vor 100 Jahren. Da gibt es die Professor(inn)en für Literatur und Organisation, für Technik und Improvisation, für Stage-Management, Bau und für Tanz. Wie die Professoren vor 100 Jahren, sind sie es, die bestimmen, wo es langgeht. Das erzählen sie mit einem Augenzwinkern. Sie arbeiten mit großer Freude, Spaß am Entwickeln und Austüfteln, ebenso wie mit Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung, schließlich soll es am Ende entsprechend funktionieren. Alles „nebenbei“, aus reinem Spaß an der Freude, neben Beruf, Schule, Studium. Manche sind seit Jahren dabei, andere das erste Mal. Gemeinsam etwas schaffen, was andere bewegt und erfreut, das ist es, warum sie sich beim Kulturanker engagieren, sagen sie übereinstimmend. Um Magdeburg zu einem kreativen Ort zu machen. Anderen Freude bereiten wollen sie und dabei auch selbst Spaß haben.


Am geheimen Ort treffen sich die Kreativen, um über das Vorhaben zu reden, zu planen, zu organisieren, Details abzusprechen. Fast täglich sind sie mittlerweile damit beschäftigt, mal jeder für sich, mal mehrere zusammen, mal in großer Runde. Dann finden sie sich in einer großen Halle ein, die sie nutzen dürfen, und die ausreichend Platz bietet für Material und Vorbereitungsarbeiten. Dort lagern Utensilien aus vorigen Kulturaktionen ebenso wie Kulissenteile, die u.a. vom Theater der Stadt zur Verfügung gestellt wurden, aus Inszenierungen wie Antigone und Aida. Darunter große Spiegel, die später den „Spiegelsaal” in der Stadthalle gestalten. Dort wird beispielsweise Bas Böttcher, 1. Deutscher Meis-ter im Poetry-Slam, zu erleben sein, das Improtheater Taktlos oder am Sonntag ein Bongospieler. Doch der Reihe nach.

Die Idee, so verraten sie, entstand eigentlich durch den geplanten Umbau der Stadthalle. Eine Art „Abrissparty“ sollte stattfinden, als Highlight vor der Sanierung. Der Kulturanker e.V. ist bekannt dafür, ungewöhnliche Orte mit ungewöhnlichen, Aufsehen erregenden kulturellen Ideen zu beleben. Events wie Abaton (in der ehemaligen JVA), Opus Aquanett (im Wissenschaftshafen) oder in verlassenen Gebäuden der Innenstadt von Mystique bis Hassel-Fever im vorigen Jahr sind bekannte Beispiele. Schnell war die Idee geboren, das denkmalgeschützte Bauhaus-Gebäude im Stadtpark mit Bauhaus-Ideen zu füllen. Entstanden ist daraus der Plan für ein Festival „rund um Bauhausalgorithmus, Performance und Einfachheit inmitten der einzigartigen Kulisse der Rotehorninsel“, wie es der Kulturanker  formuliert. Auch wenn sich nun die geplante Sanierung der Stadthalle verzögert, findet dennoch vom 13. bis 15. September dort das „Kunstfest der Moderne“ statt. Die Stadthalle wird an jenem Wochenende präsentiert wie nie zuvor – mit Aktion in Bereichen, die sonst für Besucher nicht zugänglich sind. Das gesamte Areal wird zum Labyrinth, verrät Karsten Steinmetz vom Kulturanker e.V. Rund 900 Meter zieht sich der Weg durch das Gebäude, von Eingang und Blüthnersaal über die verschiedenen Treppenbereiche, verschlungen durch den großen Saal zu den Garderoben und anderen Künstlerbereichen. Dabei werden die Räume umbenannt in Algorythmus (Hauptsaal), Kleewiese (Blüthnersaal), Spiegelkabinett (unterer Saal) und Bauhausnest (Musa Nova Ecke). Überall findet etwas statt.

Und alles ändert sich, sagen die Organisatoren. „Wer einmal den Weg durchs Gebäude gegangen ist, wird beim nächsten Mal nicht Dasselbe vorfinden.“ Das Bauhaus mit Leben füllen, dem Bauhausgedanken entsprechend modern denken, modern gestalten, in völlig neuer Form erscheinen lassen, die Stadthalle neu denken ist das Vorhaben vom Kulturanker. Mit Leben füllen auf die vielfältigste Art und Weise. Mehr als 50 Künstler werden beim Festival zu erleben sein mit Angeboten von Literatur bis Improvisationstheater, von Taiko-Trommeln bis Bauchtanz, von Modenschau bis Film. Dabei gibt es nicht nur Vorführungen, Mitmachen ist angesagt. Ob Yoga-Workshop, Swingtanz-Schnupperkurs, Schach oder Blindball (Anmeldungen: kunstfest@kulturanker.de) – ein breites Spektrum an Aktivitäten ist zu erwarten. Sogar ein Bauhaus-Tanztheater. Dazu kommt jede Menge Livemusik von Bands wie Blues Fingers, Die Botschaft, Hypraschall, Antiheld, AnSpielung, Szibor Querido… Und natürlich Party! Allein am Samstagabend sind auf fünf Floors 15 DJs zu erleben!

Eröffnet wird das Festival am Freitag, 13.September, um 16 Uhr (bis nach Mitternacht), am Samstag geht’s von 11 bis 5 Uhr und noch einmal weiter am Sonntag ab 12 Uhr. Das detaillierte Programm wird zum Termin zu finden sein auf der Internetseite des Vereins: www.kulturanker.de     Birgit Ahlert

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