Eine geglückte Unterhaltungsfusion

Matthias Engel, Joachim Villegas, Ines Lacroix, Jan Schneider und Lena Schmoock (v.l.n.r.) beim Sommer-Theater-Vorspiel. Foto: Wischnewski

Welches Stück ist das rechte zur Zeit? Das fragten sich Ines Lacroix und Matthias Engel, als sie auf Inhaltssuche für ihr diesjähriges Sommer-Theater gingen. Die Wahl fiel auf ein unterhaltsames Liebesspiel, das deshalb eine gute Entscheidung war, weil die Zeiten oft erdrückend erscheinen und das deutsche Politik-Klima überhitzt daherkommt. Liebe ist auch heiß, aber als Zuschauer verfügt man über den nötigen Abstand, um nicht an eigenen Gefühlszündungen zu verbrennen. Auf jeden Fall hat das Team vom Theater an der Angel eine Darbietung zustande gebracht, bei dem die Akteure ins Schwitzen kommen und Besuchern leicht schwindelig werden kann. Und dies nicht nur, weil zu Beginn Gestalten auf hohen Stelzen durch den Garten der Villa stolzieren. „Sommer in der Villa oder Wo die Liebe hin fällt“ heißt die Saison-Aufführung. Nicht nur der unlogische Liebesstoff ist für alle Beteiligten inklusive Publikum ein Glücksfall, vor allem die drei jungen Schauspieler, die Franzosen Lena Schmook und Jan Schneider sowie der Schweizer Joachim Villegas (alle drei leben in Berlin) geben dem Spiel mit artistischen, tänzerischen, instrumentalen und frischen Mienen eine ungewöhnliche Dynamik. Sie reißen die Traditionsangler Ines Lacroix und Matthias Engel regelrecht mit und verlangen ihnen einiges ab, um im Tempo Schritt zu halten. Worum geht es? Die Besitzerin der Villa Klopstock, Alma Sed, will ein freies Zimmer vermieten. Die weiteren Mieter der einstigen Magdeburger Opernsängerin sind ebenfalls Künstler. Sparkassendirektor Frank Reich wird unter den Bewerbern auserkoren und darf sich als nützlicher Mäzen einmieten. Ein verwirrendes Gefühlsspektakel entsteht zwischen verschiedenen Figuren und mündet in eine dramatische Auseinandersetzung. Therese Thomaschke, die einstige Leiterin der Sparte Puppentheater am Volkstheater Bautzen, führt Regie. Ihre Handschrift im temporeichen Spiel, mit überraschenden Szenenwechsel und Brüchen lässt die Darbietung zu einem sehenswerten Theater-Erlebnis werden. Erfahrung und junger Elan treffen auf der Bühne aufeinander und bereichern sich gegenseitig. Komik, Dramatik, Artistik und Tragödie – all das verschmilzt in dieser Aufführung zu einem spannend-fröhlichen Sommerabend oder darf sich geglückte Unterhaltungsfusion nennen. Wer die Chance auf Karten hat – unbedingt ansehen! (tw)

„Sommer in der Villa“ mittwochs bis sonntags bis zum 21. Juli und dann wieder vom 7. bis 31. August. Spielplan: www.theater-an-der-angel.de

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