Die zwölf schönsten Regierungsjahre

Marion Bach gehört seit zwölf Jahren zum Ensemble der  Magdeburger Zwickmühle. Im September will sie mit Hans-Günther Pölitz in die vierte Regierungszeit gehen. „Da ist was im Anzug“ lautet damit nicht nur das befristete Programm zur Bundestagswahl.

Frau Bach, das jüngste Zwickmühlen-Programm zur Bundestagswahl 2017 heißt „Da ist was im Anzug“. Geht es dabei darum, zu zeigen, wo es überall den Bach runtergehen könnte?
Marion Bach: Im September habe ich drei Regierungszeiten in der Magdeburger Zwickmühle hinter mir und die vierte ist im Anzug. Klingt das so, als ob mit mir etwas den Bach runtergegangen sein würde? Und das, trotzdem es vor zwölf Jahren Stimmen gab, die mit Anspielung auf meinen Namen meinten: „Jetzt geht alles den Bach runter!“

Dann amtieren Sie mittlerweile genauso lange wie Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Genau. Und wir könnten im September sogar eine gemeinsame vierte Regierungszeit beginnen. Ich prophezeie ja erneut eine Große Koalition. Die lebe ich mit der großen Heike Ronniger und Hans-Günther Pölitz auch schon lange.

Der Politik haben Sie voraus, dass es auf der Kabarettbühne in der Leiterstraße keine Frauenquotenprobleme gibt.
Ja, das ist Hans-Günther passiert. Genau genommen steht es bei uns fünf Frauen gegen zwei Männer. Im Programm prallen dann drei Meinungen aufeinander. Da bilden wir gut die Kenia-Koalition von Sachsen-Anhalt ab.

Bei dem weiblichen Übergewicht, hat es da der Chefautor nicht besonders schwer?
Wir haben uns natürlich gegen ihn verbrüdert, äh verschwestert. Doch das bleibt für ihn ein selbst gemachtes Elend.

Wahlprogramme von Parteien werden häufig nicht im Detail gelesen. Das Interesse daran lässt zu wünschen übrig. Wie stellen Sie sich solchen Vorurteilen?
Wir sind das einzige Metier, in dem Politik noch Spaß macht. Bei uns muss man über Politik lachen können.

Langweilt es Sie auf Dauer nicht, immerfort dasselbe Programm zu spielen?
Ich bitte Sie, wir spielen unterschiedliche Programm und jeden Tag vor einem anderen Publikum. Kein Abend gleicht dem anderen. Es gibt Zwischenrufe. Manchmal kann man spontan improvisieren und darauf eingehen.

Sie meinen, man bemerkt auf der Bühne die Spaltung von Ansichten im Publikum?
Bei uns darf jeder die Kundgebung verlassen. Das ist auch schon passiert. Kurios sind heute die unterschiedlichen Reaktionen. Nach einer Vorstellung kommt es schon mal vor, dass da jemand mit der Bemerkung kommt, so dürften wir das aber nicht sagen. Es ist einmal eine Dame aufgestanden, die meinte, sie wäre bei uns in einer AfD-Wahlveranstaltung. So ist das mit den Vorurteilen: Die Pointe hatte sie einfach nicht abgewartet. Andere wiederum machen sich um uns Sorgen, dass man uns vielleicht bald wegsperren würde.

Was ist denn nun wirklich im Anzug?
Gute Pointen, viele Lacher und jede Menge Musik. Was uns da Hans-Günther Pölitz musikalisch immer wieder auftischt, bewundere ich.


Wie haben Sie die zwölf Jahre Ensemble-Mitgliedschaft verändert?
Abgesehen vom zunehmenden Lebensalter, lese ich Zeitungen heute ganz anders. Ursprünglich komme ich ja aus dem Musiktheater. Dass ich so lange so viel Freude am politischen Kabarett finden könnte, hätte ich nicht gedacht. Allerdings hat daran die Arbeit mit Hans-Günther den wesentlichen Anteil.

Sie schreiben an einem Buch. Worum geht es?
Das werden episodische Geschichten, in die mein Werdegang eingebettet sein wird. Der Arbeitstitel heißt „Das Mittelpunktgen“. Ich hoffe, dass ich diesen Sommer damit fertig werde. Da ist also noch etwas im Anzug.

Weil Sie nicht so groß gewachsen sind, stellen Sie sich gern in den Mittelpunkt?
Auf meinem Autonummernschild stehen die Buchstaben „SM – BK“. Meine Kollegen übersetzen die Abkürzung mit „Super-Marion – Böser Kampfzwerg“. Das sagt doch alles. Oder?

Bühnenpräsenz und privat sind eine Einheit?
Ich bin eben ein quicklebendiges Beispiel für die Dialektik von der Einheit und vom Kampf der Widersprüche. Ganz ehrlich, in der „Zwickmühle“ hatte ich bisher meine zwölf schönsten Regierungsjahre.
Fragen: Thomas Wischnewski


Da ist was im Anzug

Zwickmühlen-Programm zur Bundestagswahl
Satirische Variationen zu einem Thema
mit Marion Bach, Heike Ronniger
und Hans-Günther Pölitz; Regie: Michael Rümmler
Aufführungen nur bis zum 23. September 2017
Karten unter Telefon 0391-5414426
Montag bis Freitag von 11 Uhr bis 18 Uhr
Spielplan unter: www.zwickmuehle.de

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