Wie die Jungfrau zur Buchmesse kommt

Es weht ein Hauch Frankreich über die Leipziger Buchmesse. Das jedenfalls erfährt, wer sich etwas mit dem Plakat beschäftigt, mit dem die Stadt in diesem Jahr für ihren literarischen Auftritt wirbt – mit neuem
Wappen, Magdeburger Farben und Symbolen.
Geschaffen wurde das Motiv von Robin Zöffzig, 1984 in Magdeburg geboren und seit 2012 freischaffend als Maler und Grafiker tätig. Das Plakat ist ein Auftragswerk des Kreativsalons.
Inspiriert im vorigen Jahr vom Frankreich-Thema der Buchmesse lässt der Künstler die Magdeburger Jungfrau freiheitskämpferisch in die Zukunft ziehen, gedanklich angelehnt an ein berühmtes Bild des französischen Malers Eugène Delacroix (La Liberté guidant le peuple/Die Freiheit führt das Volk). Dessen Protagonistin zieht Jeanne-d’Arc-gleich mit Fahne und Gewehr zum Sieg, über eine Barrikade, mit freiem Oberkörper und grenzenlosem Freiheitsdrang. Ihr nachempfunden schwingt nun die Magdeburger Jungfrau darselbst barbusig voran, mit Blick zunächst in die Vergangenheit, doch die Haltung der Zukunft entgegen – umrahmt von fahnengleich grün-roten Bändern. An Stelle des Gewehrs hält sie einen grünen Kranz in der rechten Hand, mit der linken scheint sie das Stadttor zu öffnen ... Davor ein moderner Till Eulenspiegel. Er wartet auf seinen nächsten Schabernack, weshalb er seine Kappe in den Händen statt auf dem Kopf trägt, sagt Robin Zöffzig. Seinen Blick wendet der Schalk der Zukunft zu, auf alle Hoffnungen, Wünsche und Fantasien, auch jenen der Schreibkräfte, die Magdeburg zur Buchmesse führen.

Der Gedanke nahm recht schnell Formen an, sagt der Künstler. Nach einem Treffen mit der Auftraggeberin vom Kreativsalon war das Was schnell geklärt. Doch das Wie bedarf einiger Raffinesse. Insbesondere um keinen „Kessel Buntes” entstehen zu lassen. Magdeburgs Farben Rot-Grün sind klar, ebenso das sportliche Blau-Weiß, einfache Farbenlehre. Schwieriger ist die Kombination blau-türkis oder rot-orange, das Einflechten der Otto-Kampagne der Stadt, auch farbenmäßig.  Da galt es eine harmonische Komposition zu finden. „Sonst ist es, als ob im Orchester alle Instrumente eine andere Melodie spielen.” Entstanden ist eine Verbindung von mittelalterlichem und aktuellem Wappen, stadttypischen Smbolen und Farben, von der Jungfrau bis zur modernen Literatur.
Robin Zöffzig hat an der Kunsthochschule Halle studiert und war Meisterschüler bei Prof. Schade an der Burg Giebichenstein. Zu seinen Auszeichnungen gehört u.a. Magdeburgs „HO Kunstpreis”. Er lebt seit einigen Jahren in Leipzig, ist jedoch nach wie vor mit Magdeburg verbunden, sowohl familiär als auch künstlerisch. So wird er beispielsweise im Sommer als Kurator die Kunstaktion „Opus Aquanett” im Wissenschaftshafen betreuen. Das nächste auswärtige Projekt ist die Gestaltung Taunussteiner Kirchenfenster.
Sein Besuch der Leipziger Buchmesse ist für Freitag angekündigt, am Nachmittag wird er am Magdeburg-Stand erwartet.

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