Was war und was wird

Was bleibt uns aus den vergangenen zwölf Monaten in Erinnerung? 2018 als Jahr der Extreme? Zumindest die langanhaltenden hohen Temperaturen und die Tro-ckenheit des Sommers samt ihren Auswirkungen auf Landwirtschaft und Schifffahrt dürften wir so schnell nicht vergessen. Die sportlichen Erfolge – bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang sowie der Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die 2. Liga – und Misserfolge – das frühe Aus der Nationalelf bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland – sind beinahe wieder in Vergessenheit geraten. Hitzige Zeiten, nicht nur im meteorologischen Sinne, sorgten auch 2018 dafür, dass eine Schlagzeile die nächste jagte: Das frühe Ende der kurzen Ära Martin Schulz, der Tod des Physikers und Nobelpreisträgers Stephen Hawking, zahlreiche Proteste in Chemnitz nach dem Tod eines 35-jährigen Deutschen durch Messerstiche, die Besetzung des Hambacher Forstes durch Umweltaktivisten, mal wieder eine Traumhochzeit im Vereinigten Königreich (Prinz Harry und Meghan Markle) und ein lange währender Scheidungskrieg namens Brexit. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war in diesem Jahr für die eine oder andere Schlagzeile gut. Für das größte Medienecho sorgte ihre Ankündigung, nicht mehr für eine Wiederwahl als CDU-Vorsitzende antreten, aber bis 2021 Kanzlerin bleiben zu wollen. Und dann immer wieder dieser US-Präsident – Trump gegen Nordkorea, Trump gegen Russland, Trump gegen Europa und Trump gegen das eigene Land.

Und 2019? Wird mit Sicherheit genauso ereignisreich. Gewisse Personen werden schon dafür sorgen. Und auf das Wetter ist ebenfalls Verlass … Wahrsagerin Andrea Hamborg hat ihre Karten befragt und sieht für das kommende Jahr keine großen Veränderungen, zumindest was das politische Klima betrifft. „2019 wird politisch spannend und kämpferisch. Aber gleichzeitig sehe ich keine großen Veränderungen, was das Erreichen gewisser Ziele betrifft, denn die internen Hahnenkämpfe verhindern weiterhin eine Einigkeit und dadurch auch Fortschritte. Damit bleibt die Unzufriedenheit in Deutschland erhalten, diese zentrale Wut wird nicht so schnell abnehmen, selbst wenn sich die Lage in Sachen Flüchtlingskrise etwas beruhigt.“

Auch mit Blick auf Magdeburg sieht die 57-jährige gebürtige Altmärkerin, die Betriebswirtschaft auf Diplom studierte und später ihr Hobby – das Wahrsagen – zum Beruf machte, eher schwarz. „Natürlich nicht auf alle Lebenslagen bezogen. Aber im politischen Bereich wird es viel Schreierei geben.“ Die Landeshauptstadt ist für Andrea Hamborg eine emotional gespaltene Stadt. „Und es wird viel Arbeit, Geduld und auch finanzielle Mittel brauchen, um wieder eine Einheit entstehen zu lassen. Solche Situationen stimmen mich immer traurig. Ich kann zwar verstehen, dass die Menschen wütend und nicht immer einer Meinung sind. Aber ich kann nicht verstehen, warum man gegeneinander, anstatt miteinander arbeitet.“ Als weiteres Beispiel dafür nennt sie die Baustellen-Situation. „Es passiert viel in Magdeburg und das ist auch gut für die Stadt, schließlich kommen Fortschritt und Entwicklung nicht von allein. Dazu gehört auch, in die Infrastruktur zu investieren. Das benötigt viel Zeit und zieht den Unmut der Bevölkerung nach sich. Und all das hat eben auch Auswirkungen auf den Tourismus. In diesem Bereich wird es 2019 keine Verbesserung geben. Erst wenn die Stadt wieder zu ihrer Einheit findet, wirkt sich das positiv auf den Tourismus aus.“

Die Wahrsagerin, die häufig Dinge einfach so ausspricht, wie sie ihr in den Sinn kommen, verlässt sich in ihrem Beruf auf ihre Menschenkenntnis, ihre Beobachtungsgabe und ihr Feingefühl. Dies seien wichtige Voraussetzungen, um dieser Tätigkeit nachgehen zu können. „Das Wahrsagen kann man nicht erlernen … das trägt man einfach in sich oder eben nicht.“ Bereits als Jugendliche hatte Tante Helga aus Olvenstedt, einst die berühmteste Wahrsagerin Magdeburgs, prophezeit, dass sie eines Tages diesen Beruf ausüben würde. „Zunächst habe ich Kartenlegen und Handlesen nur im Familien- und Freundeskreis gemacht. Aber mit meinem Arbeitsleben war ich nicht glücklich und so habe ich 2003 die Chance ergriffen und mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Bereut hat Andrea Hamborg das nie. Tina Heinz

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