Verpackungsfrei einkaufen

Reger Betrieb herrscht in der Arndtstraße. In „Frau Ernas losem LebensMittelPunkt“ kann man sich zurücklehnen und bei Kaffee, Tee oder auch Müsli dem Treiben in der Nähe des Lessingplatzes zuschauen oder eben Lebensmittel, Kosmetik- und Hygieneartikel einkaufen. Spender für Nüsse, Hülsenfrüchte, Reis, Getreide sind an der einen Wand aufgereiht. An der anderen, etwas weiter hinten im Geschäft, befinden sich die Spender für Spülmittel und Waschmittel. Zwischendrin Holzkisten gefüllt mit Obst und Gemüse, große Dosen gefüllt mit Gewürzen und Tee, ein Kühlschrank gefüllt mit frischer Milch in Glasflaschen, Joghurt und Käse vom Pfaffendorfer Hof. Auch Süßigkeiten gibt es. Alles lose, alles unverpackt. Wer bei Sarah Werner (Foto links), die vor einem Monat „Frau Ernas“ in Stadtfeld eröffnete, einkauft, vermeidet Verpackungsmüll. Bewusstes Einkaufen – der Umwelt zuliebe.

Ein Mann betritt das Geschäft – eine Vorratsdose in der Hand. Müsli braucht er, Haferflocken und eine Auskunft über die Nährwerte des Müslis. Sarah Werner überlegt kurz und öffnet eine Schublade, in der sie den Zettel mit den entsprechenden Angaben findet. Dann wird die Vorratsdose in leerem Zustand gewogen, mit den benötigten Lebensmitteln befüllt und erneut gewogen. Zwischendurch ist Zeit für einen Schnack. Zeit, die sich Sarah Werner gerne nimmt. So erfährt die studierte Sozialpädagogin etliches über ihre neue berufliche Heimat Stadtfeld, lernt Menschen kennen und erhält wertvolle Tipps. „Ich habe versucht, den Unverpackt-Laden mit einem breitgefächerten Angebot zu bestücken – von Seife und Waschmittel über Tee und Milch bis hin zu Obst, Gemüse und Cerealien. Alles, was man im Alltag so braucht und das sich lose verkaufen lässt, sodass nicht unnötig Müll entsteht“, erzählt die 31-Jährige, während sie die soeben eingetroffene Lieferung verstaut.
„Aber noch ist das alles recht neu für mich … ich lerne täglich hinzu und freue mich natürlich über die Anregungen der Kunden. Wenn etwas im Sortiment fehlen sollte, nehme ich das in mein Büchlein auf und schaue, ob ich das – meinen Vorstellungen entsprechend – liefern lassen kann.“ Das bedeutet, dass nicht jede Gurke, jedes Stückchen Käse einzeln in Kunststoff abgepackt sein soll. Ganz ohne Verpackung geht es dennoch nicht. Irgendwie müssen die Produkte schließlich in den Laden gelangen. „Bestimmte Lebensmittel können lose in Kisten geliefert werden, die Milch in Pfandglasflaschen, anderes wiederum in großen Eimern oder Kunststoffbehältern. Plastik zwar, aber immerhin wird dies wiederverwendet.“
„Frau Ernas“ ist jedoch mehr als ein umweltfreundlicher Tante-Emma-Laden. Hier kann man bei einem Getränk verweilen, die Kinder in der Spielecke toben lassen, Menschen treffen, sich austauschen. Um das anzuregen, finden diverse Veranstaltungen statt, bspw. eine Eiweißnudel-Verkostung (27. 10., 17 Uhr), Verkostung von selbstgemachter Pflanzenmilch (28.10., 15 Uhr) oder ein Windelfrei- und Stoffwindel-Workshop (9.11., 19.15 Uhr).  Und wer noch einen Perspektivwechsel braucht, kann sich den Laden von der Schaukel aus betrachten. Tina Heinz

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