Über die Elbe: Furte, Fähren & Brücken

Eine Zeitreise in die Brückengeschichte von Magdeburg

Fähren zählten in Magdeburg zu den wichtigsten Transportmitteln, um die beiden Ufer der Elbe zu erreichen.

Im Raum des heutigen Magdeburg lebten im frühen Mittelalter die aus christlicher Sicht heidnischen Sachsen und Slawen. Keiner der bekannten Missionare drang in dieses Gebiet vor. Auch Bonifatius kam 719 nur in ihre Nähe, ins nördliche Thüringen. Selbst den Merowingern, den Vorläufern der fränkischen Könige, gelang es nicht, mit ihren Truppen die Elbe zu erreichen. Erst die Karolinger Hausmeier Karlmann und Pippin stießen 744 in Richtung der mittleren Elbe vor. Karl der Große ließ auf einem Hoftag 777 zum Sturm auf das Sachsenland blasen. Ziel war die Bekehrung der „Heiden” bei Magdeburg. Schwert und Flammen sollten helfen, die Anhänger Wotans vom „rechten Glauben" zu überzeugen. Damit erreichte der politische, militärische und damit kirchliche Einfluss der Franken die Elbe. Karls Truppen stießen bis ins Elbeknie vor. Dort fanden sie am linken Ufer einen schon lange bestehenden sächsischen Adelshof, die Magdeburg, vor. Sie lag an einem schiffbaren Wasserweg, über den flussabwärts die Nordsee, flussaufwärts gen Süden über die Saale thüringisches Gebiet erreichbar war. An der „Magdeburger Pforte" ist die Elbe eingeengt durch die Ausläufer des Flämings und der Hohen Börde. Sandbänke vor den Felsen im Wasser teilten den Fluss in mehrere Arme. Hier konnten Handelsleute leicht die Elbe queren. Selbstverständlich erkannten auch die Franken die militärische und kommerzielle Bedeutung der Schnittstelle von Land- und Wasserweg. Sie ließen über die Elb-arme zwei Brücken schlagen, um bei ihren Kreuzzügen gegen die heidnischen Slawen nicht mehr vom Wasserstand abhängig zu sein. Kastelle sicherten den Übergang.

 

Schnell entwickelten sich die Magdeburg und ihre unmittelbare Umgebung zu einem Zentrum des Fernhandels. Südlich des Königshofes entstand ein Handelsplatz, auf dem Kaufleute aus dem Westen – auch Araber aus Spanien – Gewürze, Silber, Schmuck und Tuche gegen Pelze, Häute, Honig und Wachs slawischer Händler aus dem Osten tauschten. Die Händler mussten anfänglich noch die Furt am heutigen Domfelsen nutzen (Burgfurt) oder die Flussquerung zum Marktplatz (Marktfurt). Ein weiteres Mittel zur Überquerung der natürlichen Wasserhindernisse waren Fähren. Seit dem 12. Jahrhundert behalfen sich die Magdeburger dieser Möglichkeit, mit tro-ckenen Füßen die Stadt zu erreichen. Zur Bewirtschaftung ihrer Wiesen, Felder und Wälder nutzten die Klöster Unser Lieben Frauen und Berge Fährverbindungen über die Elbe. Salbke und Westerhüsen setzten gemeinsam auf Fähren, die sich am Standort wie heute, am Ausgang der Kieler Straße, befunden haben. Die Fähren sonst hatten keinen festen Liegeplatz, sondern wurden auf der Elbe zwischen Prester und Westerhüsen eingesetzt. Überall dort, wo es keine Brücken gab, nutzten die Magdeburger diese Art der Flussquerungen, um ihrem Tageswerk nachzugehen. Meist waren es sogenannte Schrickfähren, die mit Stangen und Staken bewegt wurden, aber auch segeln konnten. Später dienten die Gierfähren der Elbüberquerung, die mittels einer fest am Ufer verankerten Kette durch den Druck der Strömung über die Elbe pendelten. Mit dem Aufkommen der Kettenschifffahrt mussten die Gierfähren ihren Betrieb einstellen. Größere und mit Dampf betriebene Fähren wurden gebaut, die Kraftfahrzeuge und Pferdefuhrwerke befördern konnten. Im 19. und 20 Jahrhundert gab es im Elbeabschnitt bei Magdeburg von Buckau bis Herrenkrug neun Fähranleger.

Die Transportleistung der Boote reichte allerdings nie aus, um mit den stetig wachsenden Warenströmen mithalten zu können. Das schafften nur feste Bauwerke. So begann man auch in Magdeburg Ende des 13. Jahrhunderts die erste Steinbrücke zu errichten. Da der Bau und die Unterhaltung Unsummen verschlang, wurden Zölle für die Nutzung verlangt. Die Begriffe Zollhaus, Zollhafen oder Zollbrücke erinnern noch daran. Vermutlich stand die erste Brücke in Höhe des Domfelsens und führte zum Klusdamm. 1275 stürzte sie ein und wurde im selben Jahr wiederaufgebaut – allerdings 600 Meter weiter nördlich. Grund dafür war wohl eine Veränderung des Flusslaufes. Rf

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