Sudenburg: Auf dem Boden von Initiativen wächst was

Michael Hoffmann, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Sudenburg und auch Geschäftsstraßenmanager der Halber. Foto: Peter Gercke

Obwohl die „Sudenburg“ als einstige Vorstadt Magdeburgs mehrfach abgerissen, zerstört, in ihren Grenzen verlagert und immer wieder neuaufgebaut wurde – oder vielleicht gerade wegen dieser Geschichte – ist hier eine besondere Lebendigkeit spürbar. Die aktuelle MVB-Baustelle am Südring wirft den Stadtteil zwar in ein gewisses historisches Schicksal zurück – nämlich abgeschnitten zu sein – doch im Herzen regen sich Menschen mit tiefen Sudenburger Wurzeln und schenken dem Areal entlang der Halberstädter Straße stets Impulse für die weitere Entwicklung.
Während der Bombennacht am 16. Januar 1945 blieb Sudenburg im Gegensatz zur Altstadt weitestgehend unzerstört. Deshalb prägen den Stadtteil viele Gebäude aus der Gründerzeit. Eines war Sudenburg schon immer: irgendwie bunt und facettenreich an Menschen unterschiedlichen Schlages, aus verschiedenen sozialen Schichten mit gewöhnlichen und ungewöhnlichen Träumen und Visionen. Über eine geschlossene Meile wie die Halberstädter Straße – das pulsierende Herz Sudenburgs – verfügt kein anderer Magdeburger Stadtteil außerhalb der Altstadt. Entlang der Hauptverkehrsader existieren zahlreiche inhabergeführte Geschäfte mit teilweise langer Tradition. „Uhren Meyer“ ist mit seinem Gründungsjahr 1835 gar das älteste Unternehmen Magdeburgs. Seit 1996 haben sich engagierte Sudenburger im Interessenverein „IG Sudenburg“ zusammengeschlossen und organisieren über das ganze Jahr hinweg zahlreiche Aktivitäten im Stadtteil, die in ihrer Wirkung aber stets in die ganze Stadt hinausstrahlen. Der jährliche Weihnacht Adventsmarkt um die Ambrosiuskirche herum findet an vier Tagen statt, so lang wie in keinem anderen Stadtteil außer dem auf dem Alten Markt. „Mit 80 Tannenbäumen schmücken wir das Areal aus“, sagt Michael Hoffmann, Vorsitzender des Vereins IG Sudenburg. Jedes Jahr gibt es ein organisiertes Osterfeuer, im Sommer das Sudenburger Straßenfest und den „Sudenburg Lauf“ und im Oktober einen Lampion- und Fackelumzug. Auch um die Blumenampeln und Blumenkübel sowie den Christbaum auf dem Ambrosiusplatz, die LED-Festbeleuchtung mit Herrnhuter Stern und die festliche Beleuchtung der Halber kümmert sich die IG Sudenburg. Man kürt hier seit 2007 den „Sudenburger des Jahres“. Im vergangenen Dezember wurde das Thomas Schäfer, ohne den kein Fest in Sudenburg denkbar wäre. Er organisiert den Hüttenaufbau zum Adventsmarkt und beim Sudenburg-Fest. Das sagt Bernd Willerding (selbst Sudenburger des Jahres 2015) über den aktiven Sudenburger. Man findet solche engagierten Menschen wie Rechtsanwalt Frank Klinge, Goldschmiedemeisterin Annette Krietsch von Uhren-Meyer, Sven Kelch vom Reklame-Laden, Ansgar Schubert von Radio Montag, Nadja Gröschner von der Feuerwache und viele andere in der Interessengemeinschaft. Nicht nur die bekannten Traditionen und Aktivitäten sorgen für ein anziehendes Sudenburger Flair. Der Stadtteil wandelt sich baulich und gewinnt vielfach an Wohnanziehungskraft. Zeugnisse dafür sind nicht nur zahlreiche sanierte oder neu gebaute bzw. im Bau befindliche Mehrfamilienhäuser. Entlang der Fichtestraße, am Kroatenweg und in der Bergstraße wachsen Einfamilienhäuser sowie weitere neue Mehrfamilienwohngebäude. Offenbar ist Sudenburg für junge Familien zunehmend attraktiv geworden. Es gibt hier eben wirklich alles, was man zum Leben braucht und vielleicht sogar etwas mehr als anderswo in Magdeburg. Die Feuerwache als Kulturinstanz sei genannt, die Bowlingbahn am Lemsdorfer Weg, die HALBER 85 als neue Eventhalle, mehrere Sport- und Fitnessangebote, eine Musikschule, zahlreiche Einzelhandels- und Dienstleistungsgeschäfte sowie Restaurants und Kiezkneipen. Nicht zuletzt hat Sudenburg nach vielen Initiativen auch endlich Anschluss ans schnelle Internet gefunden. „Das war lange Zeit ein echtes Sorgenkind.
Bis 2018/19 werden wir diese Baustelle jedoch abgeschlossen haben. Noch bestehende Engpässe bei der Internetversorgung liegen jetzt häufiger bei Hauseigentümern als bei der Telekom“, sagt Michael Hoffmann. Der IG-Sudenburg-Vorsitzende blickt aber längst nach vorn: Der Eiskellerplatz wird ein neues Gesicht erhalten. Das Stromhäuschen darauf soll im nächsten Jahr abgerissen werden und der Platz wird dann endlich wieder ein richtiger Platz sein. Die Fassade der Ambrosiuskirche benötigt dringend eine Sanierung. Auch darum kümmern sich die Sudenburger bereits. Die Architektin Sina Stiebler hat ein Konzept für die äußere Grundsanierung des Sakralbaus erstellt. Der Sudenburger Verein kümmert sich parallel darum, unterstützt Fördermittel für die Erhaltungsmaßnahme zu bekommen. Michael Hoffmann ist auch Geschäftsstraßenmanager von Sudenburg und seiner Halber. Er betreibt die Gläserne Sudenburg Manufaktur und hat die Webseite „halber.biz“ ins Leben gerufen. Hier laufen die Fäden für das Geschäftsstraßenmanagement für die Halberstädter Straße zusammen. Auch das ist ein Beispiel-Engagement, an dem sich andere Geschäftsstraßen noch manche Anregung holen können. (tw)

Zurück