Struwwelpeter 4.0

An einem sonnig-schönen Tag
Der Leon auf dem Sofa lag.
Das Wetter lud zum Spielen ein,
doch Leon wollt’ nicht draußen sein.
Skaten, radeln, was erleben,
schien den Jung‘ nicht anzuheben.
Viel lieber wollt‘ er Ruhe haben
und sich im Internet vergraben.
Dort hing er nun den ganzen Tag,
las, was dieser oder jener mag,
likte Fotos … eins, zwei, drei
das ganze Insta-Einerlei,
sah Blogs sich übers Reisen an.
Was man im Real-Life so entdecken kann!
Doch selbst etwas zu unternehmen,
schien Leon arg zu widerstreben.
Alles, was ihm wichtig war,
das bot das Internet ihm dar.
Chatten, Filme und Musik,
selbst Lösungen fürs Fach Physik.
Denn Schule war der einz’ge Grund,
das Sofa zu verlassen und
sich hinauszuwagen in das Licht,
das ihm brannte im Gesicht.
Die Eltern sagten nichts dazu,
hatten so auch ihre Ruh‘.
Wenn das Kind am Bildschirm hing,
war das allen ein Gewinn.
Weder Gezeter noch Gezische,
keine Nörgelei bei Tische.
Der Junge ist auf sich gestellt
Und schlägt sich wacker auf dem Feld
der Online-Games und Rollenspiele.
Nichts weiter, das ihm noch gefiele.
Selbst auf dem Weg zum Unterricht
kann er das Zocken lassen nicht.
Ganz regungslos und stumm
drückt Leon auf dem Smartphone rum.
Grüßt keinen Nachbarn, keinen Freund.
Lebt in ‘ner and’ren Welt und träumt
von Call-of-Duty und solch’ Spielen,
dass er beim Geh’n vergisst zu zielen,
wohin er seine Schritte richtet
und sich das Unheil so verdichtet.
Der Gully-Deckel – nicht am Platz.
Der Junge macht ‘nen großen Satz
tief hinein ins Bodenlose.
Welch wundervolle Insta-Pose!
Doch dafür ist es schon zu spät,
den Aufprall er nicht überlebt.
Die Mutter ward erst aufmerksam,
als kein Facebook-Post mehr kam …
Tina Heinz

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