Straßenbahn: Täglich fünf Züge zur Durchsicht

Seit 1989 arbeitet Ralf Jordan im Betriebshof Nord der MVB und sorgt mit seinen Mitarbeitern für die Funktionstüchtigkeit der Straßenbahnen. Täglich werden fünf Züge überprüft. Foto: Peter Gercke

Im Betriebshof Nord der Magdeburger Verkehrsbetriebe am August-Bebel-Damm sorgen 38 Mitarbeiter dafür, dass bei den Straßenbahnen alles funktioniert. Wartung, Pflege, Kontrolldurchsicht sind hier das tägliche Geschäft. Einer dieser Mitarbeiter ist Ralf Jordan. Bereits 1979 begann er seine Laufbahn bei den MVB als Lehrling. „Elektromonteur für Wartung und Instandhaltung nannte sich das damals“, erklärt der 55-Jährige, der zunächst in Sudenburg arbeitete und seit 1989 im Betriebshof Nord tätig ist. Heute lautet seine Berufsbeschreibung Vorarbeiter für Hydraulik, Klima und Lackieren. Zudem ist er Koordinator der Werkstätten.

Während seiner Lehre habe er sich nicht vorstellen können, der ganzen Technik, die in einer Straßenbahn verbaut ist, Herr zu werden. „Aber man lernt mit jedem Tag hinzu … wird vor Herausforderungen gestellt und muss schauen, wie man die Probleme löst“, erzählt Ralf Jordan. Daran habe sich bis heute nichts geändert und das mache die Arbeit so abwechslungsreich. Lediglich die Grundvoraussetzungen und die Technik hat sich seit der Wende verändert. „Das Magdeburger Straßenbahnnetz war schon zu DDR-Zeiten sehr gut ausgebaut, denn viele Menschen haben die öffentlichen Nahverkehrsmittel in Anspruch genommen, weil es weniger Autos gab“, erinnert sich der 55-Jährige. „Und die Ersatzteile haben wir damals selbst gebaut – es gab ja keine. Heute kann man alles kaufen, muss allerdings manchmal bis zu zwölf Wochen und mehr auf Ersatzteile warten, da wir aus Kostengründen nicht jedes Einzelteil in Massen vorrätig haben können.“ Früher waren die Gleise in einem deutlich schlechteren Zustand und die alten Bahnen wartungsanfälliger, sodass die Züge damals viel häufiger überprüft werden mussten.

Heute kommt eine Straßenbahn alle zehn Tage abwechselnd zur Wartung und Pflege und zur Revision. „Bei der Wartung und Pflege werden beispielsweise der Fahrgastraum und die Beleuchtung optisch geprüft“, erklärt Ralf Jordan. Auch die Scheibenwaschanlage sowie die Sandanlage, die beim Bremsen und Anfahren zum Einsatz kommt, muss regelmäßig kontrolliert werden. „Bei der Revision überprüfen wir zusätzlich u.a. die Kabelanschlüsse, den Überspannungsschutz, das Klimagerät, das Getriebe, die Bremssättel, die Außenverkleidung und noch vieles mehr.“ Vier bis fünf Züge werden so pro Tag im Betriebshof Nord kontrolliert. Immer gegen Abend. Denn morgens und am Nachmittag wird täglich eine andere Straßenbahn unter die Lupe genommen. „Das nennt sich Kontrolldurchsicht und diese ist nach 80 Tagen fällig“, sagt der MVB-Mitarbeiter.

Die Liste einer solchen Durchsicht ist deutlich länger und nimmt viel Zeit in Anspruch. Mehr als 130 Punkte müssen abgearbeitet werden – von A wie Außenbeleuchtung bis Z wie Zahnriemen. Ralf Jordan hat im Betriebshof Nord inzwischen viele organisatorische Aufgaben übernommen. Bei den alltäglichen Kontrollen und Reparaturen mischt er sich nur selten ein. „Die Bremsenprüfung mache ausschließlich ich. Und wenn es ein besonderes Problem gibt, das nicht sofort behoben werden kann, dann schaue ich mir das natürlich an. Aber der Nachwuchs soll ja auch lernen – und das geht am besten in der Praxis.“ Die MVB bildet Industriemechaniker, Mechatroniker, Elektroniker und Fachkräfte für den Fahrbetrieb aus. Über Bewerbungen freut sich das Unternehmen, da derzeit für viele Bereiche Fachkräfte gesucht werden. Ein Einblick in den facettenreichen Arbeitsalltag lohnt sich mit Sicherheit. Tina Heinz

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