Scharfe Sprüche: Verhältnismäßigkeit mit Beigeschmäckle

Olaf Bernhardt

Wir, die schon etwas länger auf dem Planeten herumtrampeln, wissen, dass solche mit kürzerer Aufenthaltszeit manchmal übermütig auftreten. Die Gnade der späten Geburt bringt ungestümes Verhalten hervor. Das kann man bei politischen Losungen, aber auch in Alltagssituationen beobachten. Kürzlich zog so eine kleine Truppe Jungbefußter für eine Geburtstagsparty an die Ehle. Weil sie Erfahrung mit strammen Erwachsenen hatten und Ärger durch Feierlautstärke vermeiden wollten, hatten die 15- und 16-Jährigen für ihre Zusammenkunft ein entlegenes Örtchen ausgesucht. Nur hatten sie die Rechnung mit zwei Ehle-Anglern nicht gemacht. Das Land ist halt so dicht besiedelt, dass überall irgendjemand lauert, der sich belästigt fühlen kann. Die Hobbyfischer riefen also die Ordnungsmacht herbei, damit den Halbstarken mal richtig die Meinung gegeigt würde.

Die Polizei rückte am Samstagabend, nach 22 Uhr, mehrköpfig an, wies die Partytruppe wegen der lauten Musik in die Schranken. Wie Hitzköpfe so sind, fielen gegenüber den Hütern gestörter Angler einige respektlose Bemerkungen. So etwas dürfen sich Polizisten natürlich zu Recht nicht gefallen lassen. Sie erteilten den Jugendlichen einen Platzverweis und lösten damit die Party auf. Die Fahrräder sollten sie gefälligst nach Hause schieben. Um die erteilten Anweisungen zu kontrollieren, lauerte die Staatsmacht den Heimfahrern an der Berliner Chaussee auf. Tatsächlich hatten die sich doch auf ihr Fahrrad geschwungen. Wegen dieses Gesetzesverstoßes wurden die renitenten Burschen in Polizeibegleitung nach Hause chauffiert und den Eltern vorgeführt. Also, ich finde es gut, dass die Polizei Konsequenz zeigt und für die Einhaltung von Regeln sorgt. Den Halbwüchsigen die Grenzen aufzuzeigen, ist sicher kein schlechter pädagogischer Impetus. Wenn das doch nur bei anderen Gelegenheiten auch so wäre, vor allem, wenn es verhältnismäßig richtig und angemessen sei. Obwohl ich gern allen ein regelmäßiges Currywürstchen zum Verzehr verordnen würde, bleibt Essen reine Geschmackssache. Mal abgesehen davon, dass es heute eine Menge Ernährungs-Polizisten gibt, die am liebsten vorschreiben würden, was essbar ist. Mit Mannschaftsstärke Teenies Staatsmacht vorzuführen, hat ein fades Beigeschmäckle von Unverhältnismäßigkeit. Lasst Euch den Sommer deshalb nicht verderben, auch nicht Ihr Ordnungshüter. Also bis gleich, Euer Olaf vom Hassel.

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