Salongeflüster: Legal, illegal, digital

Ich soll meinen Friseursalon jetzt digitalisieren. Alle Welt rät mir dazu. Und ich habe auch schon angefangen. Die Kunden können auf einem Tablett, dass ich extra spiegelblank geputzt habe, sehen, wie ihnen die Haare geschnitten werden. Einer hat mir erklärt, dass es Tablet heißen müsste. Mit einem T, dann wäre es digital. So wäre es einfach nur blöd. Dem habe ich es dann gegeben, indem ich ihm einen virtuellen Haarschnitt angeboten habe. Das wäre der letzte Schrei, würde aber mehr kosten. Ihm war’s egal. Als ich fertig war, wollte er sehen, was ich gemacht hätte. Kaum zeigte ich ihm das Ergebnis, war er schon unzufrieden. Es sähe genau so aus wie vorher. Das sei doch der Sinn der Sache, habe ich ihm erklärt. Virtuell bedeutet doch nicht real, ich klappere einfach etwas mit der Schere und schon ist alles erledigt. Daraufhin wollte er mich verklagen, aber nicht virtuell, sondern ganz real. Daraufhin habe ich ihm eine derart reale Frisur verpasst, dass er wünschte, sie wäre virtuell geblieben. Ich bot ihm an, seine Festplatte zu retten und schnitt noch einmal nach. Die Glatze steht ihm gut, finde ich. Er nicht und nun kann er sich gern einen anderen suchen, der ihn zurechtstutzt. Ich lebe eigentlich nicht hinterm Mond. So habe ich ein paar umge- rüstete Kampfdrohnen erworben, die mir zur Hand gehen. Ideal sind sie für das Stutzen von Hipsterbärten. Die sind nämlich kompliziert und pflegeintensiv. Beide, Hipster und Bärte. Aber bei den Kampfdrohnen drohen keine Widersprüche. Dazu ist die Angst zu groß. Kinder lieben meinen Legoroboter. Sicher, die Frisuren sehen nicht so gut aus, denn er hat nur drei Programmmöglichkeiten: Junge, Mädchen und drittes Geschlecht. Letztgenannte Möglichkeit ist eigentlich nur Junge mit langen Haaren. Aber die Kinder finden den Roboter einfach toll. Wem es nicht passt: Die Kampfdrohnen können zur Not auch anders. In diesem Sinne: Die Nächsten bitte.

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