… plötzlich ist das Smartphone aus

„Was spielst du denn da auf deinem Handy?“, fragt der Vater seinen Sohn. „Da muss …“ Ruhe. „Jaaaa?“ „Hier …“ Ruhe. „Erklär es mir.“ „Mmm …“ „Stell bitte mal das Handy aus und sprich mit mir.“ „Ja.“ „Stell es aus.“ „Gleich …“ „Stell es BITTE aus!“ „Noch einen Moment …“ „Wir haben vereinbart: höchstens zwei Stunden am Handy.“ „Jaha …“ Stopp. Plötzlich Geschrei.

Was ist jetzt los? Das arme Kind… Was ist ihm passiert? Es hat Tränen in den Augen. Kaum fähig zu sprechen, zeigt es auf das Smartphone. „Da!“ bekommt es zähneknirschend herausgepresst. Der Vater nimmt das Mobilphone, besieht es sich von allen Seiten. Scheint auf den ersten Blick in Ordnung. Keine „Spinnen“-App, kein Crash. Was ist los? Aus! Es ist aus! Das Handy! Einfach so! Nichts geht mehr. Wut steigt durch den kleinen Kinderkörper hinauf, blitzt aus den Augen und ein qualvoller Schrei erschüttert das Haus. Der 10-Jährige hat das Smartphone vor Kurzem von seinen Eltern bekommen, weil er nach den Sommerferien aufs Gymnasium geht. So weit weg von zuhause muss er erreichbar sein und natürlich jederzeit die Eltern anrufen können, wenn er Hilfe benötigt. Wenn beispielsweise der Bus nicht fährt. Aber auch als Hausaufgaben-Hilfe ist der Minicomputer gut zu gebrauchen. Schon früher hat er das Handy seiner Eltern nutzen können. Und das von Oma. Ihr hat er gezeigt, wie ihr neues Smartphone funktioniert – wo es die Apps gibt, wie man sie aktiviert und vor allem schließen kann. Oma hatte sich gewundert, wieso der Handy-Akku so schnell leer war. Ach Oma, ich zeig dir das … Der Junge lernt spielerisch. Und er spielt … Doch was? 

Anfangs war es noch recht einfach, das zu kontrollieren. Mittlerweile ist er technisch versiert, hat den Trick raus, zu verschleiern, auf welche Seiten im Internet er geht. Datenschutz, hat er ihnen gesagt. Das weiß er. Kluger Junge. Stolz erfüllt die Eltern. Doch was macht er da die ganze Zeit am Smartphone? Welche Seiten, welche Spiele, welche Kontakte … Und wieso daddelt er so lange auf dem Gerät? Ist er technisch interessiert oder schon süchtig nach dem Gerät? Was tun? Er geht kaum noch aus dem Haus, um Freunde zu treffen. Das muss sich ändern. Verbieten wollen sie ihm das Handy nicht. Aber doch besser kontrollieren. Eltern und Kind haben einen Vertrag beschlossen: Junior bekommt zwei Stunden am Tag für Spiele am Handy. Das reicht. „Ja, ja“, sagt der Junge. Dann nimmt er freudestrahlend sein neues Smartphone in Empfang. Er strahlt übers ganze Gesicht, kann sein Glück kaum fassen. Nimmt es, richtet es ein, und los geht’s … Das neue Handy ist gekoppelt an das der Mutter. Gemeinschaftsvertrag. Mit Sicherheitsfunktion. Der Junge hört schon nicht mehr hin, als seine Eltern ihm das erklären. „Denke dran: zwei Stunden!“ Ja, ja. Er schaut nicht auf die Uhr, nur aufs neue Spielzeug …

„Was spielst du da?“, fragt der Vater. „Da muss …“ Ruhe. „Jaaaa?“ „Hier …“ Ruhe. „Leg bitte das Handy weg, die zwei Stunden sind vorbei.“ „Gleich …“ „Leg es BITTE weg.“ „Nur ein bisschen noch …“ „Wir haben vereinbart: höchstens zwei Stunden.“ „Jaha …“

Stopp. Geschrei. Nichts geht mehr. Handy kaputt? Nicht im Geringsten. Mama hat zugeschlagen – aus der Ferne. Das Handy ist an eine Onlinekontrolle angeschlossen, nach eingestellten zwei Stunden gibt es zunächst eine Erinnerung. Erfolgt keine Reaktion, folgt die Blockade … Nach erstem Entsetzen hat sich das Kind beruhigt. Papa, sagt es liebevoll und kuschelt sich an seinen Vater. Der freut sich. Geht doch, denkt er. Das war ja einfach. „Du, Papa ..“ „Ja?“ „Gibst du mir mal dein Handy … ?“ (ab)

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