Permakultur auf dem Industriegelände

Das „Wurzelwerk“ in Buckau: Michael Schütze (re.) und Benjamin Höhn haben die Gartensaison auf dem Gelände des ehemaligen VEB Sauerstoff- und Acetylenwerks bereits eröffnet. Foto: Peter Gercke

Mit alten, ein wenig dreckigen Hosen, einem Kapuzenpulli und Handschuhen ist Michael Schütze bekleidet – eben die passenden Klamotten für die Arbeit im Garten. Erst vor ein paar Tagen hat er schubkarrenweise Erde in einem Hochbeet der Initiative „Wurzelwerk“ verteilt. Und inzwischen ist auch das erste Grün auf dem 13.000 Quadratmeter großen Gelände des Werk4 in Buckau zu sehen. „Vor fünf Jahren ist dieses Projekt entstanden“, erklärt Michael Schütze vom 5 Elemente e.V. Der Verein hat sich die Förderung von Kultur, Kunst, Jugend, Sport, Bildung, Erziehung sowie die offene Kinder- und Jugendarbeit auf die Fahnen geschrieben. „Damals war unser Ziel, Jugendlichen die Themen Garten und Gärtnern etwas näher zu bringen und die Aktivitäten im Freien voranzutreiben, inzwischen gibt es hier aber sechs Gruppen, die sich an unterschiedlichen Orten auf dem Gelände um ihren Garten kümmern.“ Fünf der Gruppen haben zwei bis drei Mitglieder, eine sogar zehn.
„Wir würden gerne jeden zur Verfügung stehenden Winkel auf dem Werk4-Gelände gärtnerisch nutzen“, sagt Michael Schütze. „Jede der Gruppen hat dabei unterschiedliche Philosophien, wie sie was umsetzt.“ Einige der Beete sind halb öffentlich – beispielsweise dort, wo Wilderdbeeren wachsen.  Die meisten sind jedoch geschlossen, das heißt, die Mitglieder der Gartengruppen kümmern sich darum und ernten dann auch die Erträge. „Das geschieht alles ganz individuell ... es gibt keine Vorschriften. Aber natürlich ist es sinnvoll, Dinge anzupflanzen, die auch bei uns wachsen. Was nicht heißt, dass man auf Experimente verzichten soll.“ Man müsse manches einfach ausprobieren, meint der Vereinsvorsitzende des 5 Elemente e.V. „Beispielsweise haben wir uns schon an Exoten wie die mexikanische Klettergurke versucht und die hat sich hier ganz wohl gefühlt“, so Michael Schütze.
Am wichtigsten sei es, nachhaltig zu agieren. Die Gartengruppen setzen daher die naturnahen Kreisläufe der Permakultur. „Das bedeutet, wir versuchen, günstige Partner für ein Beet zu finden – zum Beispiel im Indianerbeet. Dort pflanzen wir Mais, Bohnen und Kürbis an. Der Kürbis verhindert als Bodendecker Wildwuchs, die Bohnen reichern den Boden mit Nitrat an und der Mais dient für die Bohnen als Rankhilfe.“ Auch Brennnesseln sind gern gesehen, da sie nicht nur als Dünger dienen, sondern auch zu Tee verarbeitet werden. Selbst die Samen werden genutzt. „Geröstet schmecken die sehr gut.“
Man muss übrigens kein Profi sein, um etwas zu erreichen. „In meiner Familie ist Gärtnern eine Tradition und so habe ich schon einige Kenntnisse mit auf den Weg bekommen. Wem diese Basis fehlt, der ist hier aber auch gut aufgehoben. Wir unterstützen uns gegenseitig nach dem Motto ‚each one teach one’ – also jeder bringt jedem etwas bei. Und das meiste lernen wir eben aus den praktischen Erfahrungen der Vergangenheit“, meint Michael Schütze.
Wer sich für urbanes Gärtnern interessiert, hat nicht nur auf dem Werk4-Gelände die Möglichkeit, sondern u.a. auch in EMMAs interkulturellem Garten, im Greenfugium, im Stadtteilgarten Jardin de Rayon, im IkuGa Magdeburg, im Stadtgarten Sonnenbad, im haus Natur-Sinn, im BUND Öko-Garten, bei Magdegrün - der Unigarten oder der KEB Streuobstwiese. Tina Heinz

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