Magdeburg – eine sportliche Stadt

In 166 Vereinen sind die Einwohner der Landeshauptstadt organisiert. Am beliebtesten ist der Fußball. Deshalb hat der FCM auch die meisten Mitglieder.
Es sagt sich so leicht daher: Magdeburg ist eine sportliche Stadt. Kaum jemand hätte wohl etwas dagegen einzuwenden – und im Grunde stimmt es ja auch: Magdeburg ist tatsächlich eine Stadt des Sports. Die meisten haben sofort die Handballer des SCM im Sinn oder die FCM-Fußballer, die in den letzten beiden Jahren für so viel Furore gesorgt haben. Oder die Boxer von SES. Doch Sport in Magdeburg, das ist weit mehr. Das sind Zehntausende, die in den Vereinen der Stadt, meist sogar mehrfach in der Woche, trainieren und bei Wettbewerben ihre Kräfte messen. Die – das gehört ebenso zum Sport – gesellig zusammenkommen, gemeinsam ihre Freizeit verbringen, zünftige Feste steigen lassen. Hinzu kommen jene, die sich Woche für Woche und egal bei welchem Wetter zur Verfügung stellen, um als Übungsleiter vor allem Kindern und Jugendlichen hilfreich zur Seite zu stehen. Die Tausender-Marke überschreitet dabei bereits die Zahl derjenigen, die dies mit einer Übungsleiter-Lizenz tun.
Sport in Magdeburg, das sind ebenso jene Tausende, wenn nicht sogar Zehntausende, die sich regelmäßig körperlich betätigen – aber eben keinem Verein angehören. Weil ihr Beruf (Pendler, Schichtarbeit) eine Mitgliedschaft dort kaum zulässt. Oder weil sie lieber individuell im Stadtpark joggen oder in einer Schwimmhalle ihre Bahnen ziehen.
Nicht zu vergessen: Sport gewinnt als Indikator bei den sogenannten weichen Standort-Faktoren einen immer höheren Stellenwert. Bei Dingen also, die neben Freizeitmöglichkeiten und Bildungsangeboten viel über die Lebensqualität einer Stadt aussagen. Die für Unternehmen bei der Ansiedlung an einem bestimmten Ort, wie für die Gewinnung hochqualifizierter Fachkräfte immer mehr zu Buche schlagen. Die vergleichende Wissenschaft weist seit Jahren darauf hin, dass die harten Standortfaktoren (z. B. Steuern, Arbeitskräftepotenzial, Infrastruktur) mittlerweile in Mitteleuropa zum Standard größerer Städte gehören und deswegen die weichen Standort-Faktoren immer bedeutender werden. Auch insofern scheint Magdeburg, was im Weiteren belegt werden soll, mit seinen sportlichen Möglichkeiten (im Breiten- wie im Leistungssport) gut gerüstet. Wie es im Jahr 2017 konkret im Magdeburger Sport aussieht, wie sich die Leibesübungen entwickeln, wer wüsste das besser als der Vorsitzende des Stadtsportbundes (SSB), Jörg Bremer. Magdeburg Kompakt traf sich mit ihm.
„Alles in allem entwickelt sich der Sport in der Landeshauptstadt positiv und sehr stabil“, lautet Bremers Generalaussage. Er belegt dies mit Fakten: „Seit 2010 steigen die Mitgliederzahlen in den Vereinen kontinuierlich an.“ Gegenwärtig betreiben etwa 18 Prozent der 240.000 Einwohner der Stadt organisiert Sport. Damit bewegt man sich in Sachsen-Anhalt in der absoluten Spitze.
2016 wurde erstmals sogar die 41.000er-Marke übertroffen. Nur weil der Verein Lucky Fitness, mit immerhin 3.245 Mitgliedern, nicht mehr dem SSB angehört, ging die Zahl zwischenzeitlich etwas zurück. Bremer: „Dennoch zeigt der Trend weiter nach oben.“
Ein ebenso positives Bild bietet sich bei den Vereinen selbst. 166 gehören derzeit dem Stadtsportbund an. „Ihre Zahl“, so der SSB-Chef, „ist seit Jahren konstant. Wobei hinzuzufügen wäre, dass es uns nicht auf die Masse ankommt, sondern zuallererst darauf, welches Leben in den Vereinen herrscht.“ 41 Landessportverbände bieten in den Vereinen, die über 60 Sportstätten (darunter Bootshäuser, Tennisplätze, Hallen und Stadien sowie Reitanlagen) in eigene Trägerschaft übernommen haben, ihre jeweiligen Disziplinen an. Bei den lizensierten Übungsleitern, einer der ganz großen Vorteile des organisierten Sports gegenüber den „Individualisten“, gab es in den zurückliegenden zehn Jahren einen Anstieg von 698 (2007) auf derzeit 1.056.
Interessante Frage in diesem Zusammenhang: Welche Sportarten sind bei den Magdeburgern augenblicklich am beliebtesten? Bremer: „Da steht natürlich der Fußball an erster Stelle. Sehr beliebt sind auch Volleyball und überraschend Schach.“ Hohen Zulauf hat nach wie vor die Laufbewegung. Bei der Zahl der Mitglieder steht, wie könnte es anders sein, der 1. FC Magdeburg ganz oben. Die Blau-Weißen profitieren außerordentlich von dem Fußball-Boom, der die Stadt erfasst hat. 4.243 FCM-Mitglieder waren zu Jahresbeginn beim SSB registriert. Inzwischen ist diese Zahl noch weiter gestiegen. Zum Vergleich: Dem SC Magdeburg gehören über 2.300 Mitglieder an.
Ein Schwergewicht der Arbeit der im Stadtsportbund organisierten Vereine liegt auf der Kinder- und Jugendarbeit. Auch hier registriert Bremer eine „positive Entwicklung“. So werden seit Jahren die Stadtjugendspiele angeboten, die sich vor allem an die Schulen richten. Von März bis in den Herbst hinein werden sie in 13 verschiedenen Sportarten angeboten. Dazu zählen auch Beachvolleyball, Schach und Drachenbootfahren. In diesem Jahr wird zudem erstmals Orientierungslauf angeboten. Das Echo war überragend: Über 350 Meldungen wurden registriert.
„Gut angenommen“ wird nach den Worten Bremers auch das „Sport- und Spielmobil“, das, von der Landeshauptstadt gefördert, regelmäßig in Magdeburg unterwegs ist. Es bietet vor allem an sozialen Brennpunkten wie Olvenstedt, Fermersleben oder Sudenburg vielfältige Freizeitbeschäftigungen für Kinder und Jugendliche. In der Ferienzeit hält der SSB einen sportlichen „Ferienkalender“ bereit. Er wird im Winter in den Hallen, im Sommer in den Freibädern veranstaltet.
Gibt es denn wirklich nichts, was noch besser zu machen wäre im Magdeburger Sport? Bremer lacht: „Natürlich, überall liegen noch Reserven. Aber besonders beim Erwerb des Sportabzeichens könnten wir schon noch ein wenig zulegen, noch mehr Leute motivieren, da mitzumachen.“ Die Polizei geht da mit gutem Beispiel voran: Jeder, der einmal die Uniform tragen will, muss das Abzeichen schon bei Bewerbung vorweisen. Rudi Bartlitz

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