Ich möchte nicht alt werden!

Seit Urzeiten träumen Menschen davon, alt zu werden, vielleicht sogar unsterblich. Zumindest ersteres geschieht zunehmend. Wir werden immer älter. Nicht nur, dass die durchschnittliche Lebenserwartung auf über 90 Jahre steigt, zumindest behaupten das die Prognosen bis 2030. War es früher eine Seltenheit, wenn jemand das 100. Lebensjahr erreichte – so verdoppelt sich gegenwärtig die Zahl derjenigen, die 100 und älter werden, alle zehn Jahre! Das betrifft übrigens nicht nur die Frauen, die bislang durchschnittlich älter wurden als Männer. Die Männer holen auf! Sichtbar ebenfalls, dass die Alten immer jünger werden. 40 ist das neue 30, 60 das neue 40 und Rentner die Generation Hipster. Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, sang schon Udo Jürgens. Von wegen Ruhestand! Senioren studieren, machen Weltreisen, lernen Salsa tanzen statt Walzer …  Das ist die eine, die schöne Seite. Wenn die Zukunft so aussehen würde – warum nicht? Doch die weniger schöne Seite ist, dass ebenso die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt. Nicht nur Hören und Sehen lassen mit zunehmendem Alter nach, auch die Beweglichkeit und letztlich die Fähigkeit zum eigenständigen Leben. Bis zum bestimmten Punkt hilft die moderne Medizin. Doch immer mehr Menschen werden in Pflegeeinrichtungen betreut. Allein die Zahl der Demenzkranken in Deutschland erhöht sich jährlich um 40.000. Tendenz steigend. Dabei ist die Spitze der Generationspyramide noch lange nicht erreicht. Schon jetzt fehlen Pflegekräfte. Weitere Pflegeeinrichtungen werden gebaut, dann fehlt noch mehr Personal. Es gibt Wartelisten für Pflegeheimplätze. Wohin soll uns das führen? Irgendwann wird jede/r zweite in der Pflege arbeiten müssen, weil es so viele Alte gibt, die gepflegt werden müssen. Wer soll das tun? Und was passiert, wenn die Generation Babyboom alt wird? Das wird lustig.

Spätestens dann wird es kompliziert. Bisher zahlen wir fleißig in die Rentenkasse ein. Doch wenn es mehr Alte als Junge gibt, ist die Möglichkeit des solidarischen Rentensystems irgendwann ausgehebelt. Zugehörend zum Jahrgang 1964, in dem so viele Kinder geboren wurden wie nie zuvor und nie wieder danach, mache ich mir keine Illusionen. Immer nur an die Rente zu denken, ist verschwendete Zeit. Wenn jährlich der Bescheid ins Haus flattert, wie hoch die Rentenzahlung einmal sein wird, finde ich das eher lustig als beruhigend. Denn noch hat niemand das Geheimrezept gefunden, von wem dieses Geld kommen soll.

Mein Entschluss steht fest: Ich möchte nicht alt werden! Zumindest nicht älter als ich fit durch die Gegend switchen kann. Lieber die Zeit genießen, das Hier und Heute. Und spätestens im Endpurt voll aufdrehen. Verrückte Sachen machen. Bungee jumping. Fallschirmspringen. Was ich mich jünger nicht getraut habe. Am besten, damit fange ich gleich an ... B.A. Grunwald

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