Faszination Eisenbahn: Feuerrösser auf stählernen Trassen

Auf dieser zeitgenössischen Darstellung aus dem Jahr 1845 fährt ein Personenzug von Magdeburg aus in Richtung Schönebeck durch den Klosterbergegarten.

Es fühlt sich an wie eine Selbstverständlichkeit, wenn wir auf dem Magdeburger Hauptbahnhof in eine S-Bahn oder einen Intercity steigen, der uns sicher von A nach B transportiert. Dabei begann die Geschichte der Eisenbahn in mehr als schwierig. Denn während unternehmerisch denkende Menschen in der Eisenbahn einen Wirtschaftsmotor sahen und sich damit sogar für die Überwindung kleinstaatlicher Bevormundung einsetzten, fürchteten sich andere vor Qualm und Rauch der Lokomotiven oder sahen durch sie ihr eigenes Einkommen gefährdet.

Seinen Ursprung hat das schienenführende Transportmittel im Spätmittelalter. Hier begann man in den Bergwerken den Abraum mittels auf schienengelagerten Wagen – sogenannten Hunten – abzutransportieren. Anfänglich auf Holzschienen gelagert, folgten bald die haltbareren Gußschienen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die Schienentechnik fortentwickelt. In England wurde in den 1730er Jahren der einseitige Spurkranz erfunden, der die Wagen sicher auf dem Gleis führt. Die erste mehrere Anlieger bedienende Bahnlinie mit Volleisenschienen war die 1795 eröffnete Derby Canal Railway. Erste Antriebe auf längeren Strecken erfolgten mit der Muskelkraft vorzugsweise von Pferden. Oftmals nutzte man dabei Gefällestrecken, auf denen beladene Wagen mit angezogener Handbremse unter Nutzung der Schwerkraft talwärts rollten und leer wieder von Pferden hochgezogen wurden. Zwischen 1825 und 1832 wurde die Pferdeeisenbahn Budweis - Linz errichtet und führte über 128 Kilometer von Budweis in Böhmen nach Linz und war damit die längste Pferdeeisenbahn der Welt. Am 20. September 1831 fuhr in Deutschland erstmals eine Pferdebahn, auf der schon zwei Jahre später auch Personenwagen zunächst „des Vergnügens wegen“ zur Verfügung standen. Die mit Muskelkraft betriebenen Transportmittel auf Schienen hielten auch in Magdeburg Einzug. Hier allerdings in den ersten Großbetrieben. Ab 1838 enstanden in Buckau die ersten Maschinenfabriken, die hier im Auftrag der Magdeburger Dampfschifffahrts-Compagnie in den klassischen Dampfmaschinenbau einstiegen. Und die hier gefertigten Gußteile konnt man nur mit Pferdebahnen transportieren.

åErste Eisenbahnkutsche auf der Pferdebahn Budweis-Linz um 1830.

Ein neues Zeitalter wurde mit dem Einsatz von dampfbetriebenen Lokomotiven aufgeschlagen. Offiziell wird die 1835 erbaute Ludwigseisenbahn in Nürnberg als erste Eisenbahn in Deutschland angesehen, weil sie diese neuartigen Dampflokomotiven einsetzte. Sie wurde am 7. Dezember 1835 mit einer Fahrt von Nürnberg nach Fürth eröffnet, nachdem die bereits vorher erfolgten Probefahrten mit der Lokomotive „Adler“ erfolgreich waren. Der Start in die neue Bahnzeit-Ära erfolgte „fahrplanmäßig“ – es gab keine Zwischenfälle, lediglich euphorische Gesichter. Nur über die Kosten staunte man: Die aus England stammende Lokomotive Marke „Adler“ kostete damals 850 Pfund. Der britische Maschineningenieur und Lokomotivführer William Wilson mit Frack und Zylinder erhielt ein Jahresgehalt von 1.500 Gulden. Im Vergleich: der damalige Leiter der gesamten Eisenbahn bekam 1.200 Gulden im Jahr. R. Floum

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