„Dieses Handwerk gibt es nicht im Internet“

Handel im Wandel. Was hat sich verändert in den letzten Jahren? magdeburg kompakt fragt nach beim Mehrgenerationen-Familienbetrieb Krietsch, zu dem sowohl Goldschmiede als auch die Filiale „Uhren Meyer“ gehört.

Inwiefern hat sich mit den Jahren das Kundenverhalten verändert?
Jana Krietsch: Der Geschmack der Kunden hat sich gewandelt. War es früher vor allem reines Gold oder Silber, so sind immer mehr Kombinationen gefragt. Außerdem geht der Trend seit etwa zehn Jahren zum großflächigen Silberschmuck.  
Wolfgang Krietsch: Und Schmuck wird zunehmend zur Wertanlage. Die Kunden suchen das Besondere, Einmalige. Das finden sie bei uns oder wir fertigen es nach ihren Vorstellungen an.

Welchen Vorteil bieten Sie den Kunden, im Vergleich zum Internet?
Jana Krietsch: Zum einen ist es natürlich der Service. Bei uns bekommen sie persönliche Betreuung vom ersten Wunsch bis zum fertigen Schmuckstück. Manchmal wollen Männer ein Geschenk für ihre Liebste und meinen: „Machen Sie mal, es war beim vorigen Mal genau das Richtige“. Doch was war das? Dafür haben wir unsere Kundenkartei und können Empfehlungen geben. Weil wir möchten, dass die Kunden sich bei uns gut aufgehoben fühlen.

Wie wichtig ist es, sich an den Kunden zu orientieren?  
Wolfgang Krietsch: Natürlich haben wir die Kundenwünsche im Blick. Wir gehen aber einen Schritt weiter. Bei unserem Schmuckbrunch zum Beispiel, der seit über 20 Jahren immer am ersten Advent stattfindet, stellen wir die Schmuckmode von morgen vor und setzen selbst Trends. Wir haben treue  Fans, die seit Jahren dabei sind und aus allen Teilen Deutschlands anreisen – aber auch Fachzeitschriften berichten darüber.

Haben Sie Erfahrung mit Internetkonkurrenz?
Wolfgang Krietsch:  Nicht selten kommen Kunden zu uns und wollen Schmuck geändert haben, Ketten repariert, Ringe vergrößert oder verkleinert. Dann stellt sich heraus, sie haben im Internet bestellt und die Ware ist nicht so wie vorgestellt. Dann kommen Sie zu uns und hoffen, dass wir helfen können. Manchmal können wir das auch. Aber nicht immer. Denn zum Teil ist die Ware sehr mangelhaft.  
Das Handwerk, wie wir es bieten, gibt es nicht im Internet. Bei uns ist alles von Hand gemacht, jedes Teil einzeln poliert, jede Öse handgelötet.
Jana Krietsch: Außerdem können wir unseren Kunden genau sagen, woher unsere Materialien stammen. Denn auch das Naturbewusstsein hat sich geändert. Zu uns kommen immer häufiger Leute, die wissen wollen, woher die Steine und das Material, also Gold und Silber, kommen.
Wolfgang Krietsch: Bei uns wird umweltbewusst gerarbeitet und die Edelmetalle wiederverwertet. Das wurde von einer unabhängigen Jury kontrolliert und mit einem Zertifikat bestätigt.

Sie als Goldschmied übernahmen 1996 das  Traditionsunternehmen „Uhren Meyer“. Inwiefern gehören Uhren noch zum Angebot?
Wolfgang Krietsch: Unser Hauptgeschäft liegt in der Schmuckbranche. Darin sah Richard Meyer eine Chance, als er uns das Geschäft übergab. Er wusste, darin liegt die Zukunft. Doch Uhren werden im Angebot bleiben. Wir verkaufen und reparieren. Das ist wie beim Bäckerhandwerk: Das Geschäft besteht nicht nur aus Hochzeitstorten. Wir würden sogar gern noch einen Uhrmacher einstellen. Wenn wir einen finden.
Jana Krietsch: Es kommen wirklich manchmal Kunden ins Geschäft und fragen, ob wir auch Batterien tauschen. Natürlich machen wir das. Die Tradition von „Uhren Meyer“ bleibt bestehen. (ab)

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