Blümchenparade oder Nachhaltigkeit

4. Landesgartenschau in Burg vom 21. April bis 7. Oktober 2018

In der Ihlestadt Burg gibt es nun nach Zeitz 2004, Wernigerode 2006 und Aschersleben 2010 die nächste Landesgartenschau von Sachsen-Anhalt mit Eröffnung am 21. April 2018 (Die Eintrittskarte berechtigt auch zum Besuch der weiteren 2018 stattfindenden bundesdeutschen Landesgartenschauen).

Man kann nur hoffen und wünschen, dass die getätigten Investitionen dieser strukturschwachen Stadt knapp 30 Kilometer nordöstlich der Landeshauptstadt Magdeburg nachhaltig dienen. Doch eigentlich sollen Landesgartenschauen als Regionalentwicklungsmaßnahme verstanden und genutzt werden. Wird diese Burger Gartenschau also im ganzen umgebenden Jerichower Land einen erfreulichen Entwicklungsimpuls auslösen? Man darf gespannt sein.

Seit 1996 gibt es in Ostdeutschland Landesgartenschauen in den neuen Bundesländern und der Auftakt dafür wurde damals im sächsischen Lichtenstein nordöstlich von Zwickau sehr überzeugend vollzogen. Als wahres Zugpferd erwies sich die ARD-Übertragung „Immer wieder sonntags“ mit dem Auftritt zahlreicher bundesdeutscher Schlagerstars und Bands. Damals moderiert von Max Schautzer, der zunächst in das luxemburgische Liechtenstein gefahren war – welch ein fataler Irrtum.

Ja, es wäre zu wünschen, dass diese Burger Landesgartenschau regionale Impulse für den Landkreis Jerichower Land ergibt und außerdem die benachbarte Domstadt Magdeburg zusätzliche Besucher bekommt. Wie schön wäre es gewesen, hätte man in der Durchführungszeit einen Seitenraddampfer als Leihgabe der Sächsischen Flotte in Dresden zwischen Magdeburg und Tangermünde auf der Elbe mit Dixie-Band an Bord auf der „Kaiserlinie“ als Zubringer zum Schiffsanleger in Hohenwarte eingesetzt, um von dort per Shuttle als Landesgartenschaubesucher Burg zu erreichen. Auch um dadurch Besucher auf dem Wasserweg nach Tangermünde zu bringen. In Hohenwarthe hätte ein temporär installiertes Wasserkraftwerk auf der Elbe und ein internationales Ökocamp für eine Bereicherung als dezentraler Veranstaltungsort sorgen können. Doch weit gefehlt. Offenbar will man in Burg nur eine „Blümchenparade“ veranstalten.

Schade, dass die Landesregierung zwar für das Reformationsjubiläum 100 Millionen von insgesamt 250 Millionen Euro bundesdeutschen Gesamtbudgets für die Lutherehrung bereitstellen konnte, aber nicht in der Lage ist, bis zum 8. Juni 2018, das, dem 250. Todestag von Johann Joachim Winckelmann (1717 bis 1768) als weltberühmtem Antikenforscher und Philosophen gewidmete, Museum in Stendal termingerecht fertig zu stellen. Offenbar mangelt es an mancher Stelle an zündenden Ideen und organisatorischer Kraft. So verwundert es nicht, dass mit der Landesgartenschau in Burg keine oder kaum Vernetzungen mit historischen Gegebenheiten und Personen erfolgten. Das geschichtsträchtige und an Bau- und Gartendenkmalen reiche Bundesland bleibt somit leider hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nicht zuletzt hatte die am 18. Oktober 1765 von Dessau aus begonnene anderthalb Jahre andauernde Grand Tour des damals erst 25-jährigen Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740 bis 1817) mit seinem Gefolge auch zu einem enormen Einfluss Winckelmanns bei den später im „Wörlitzer Gartenreich errichteten Bauten geführt. Allein deswegen kann man das würdige Bemühen um Winckelmann nicht losgelöst von dem am 1764 verwirklichten ersten Landschaftsgarten Deutschlands nach englischem Vorbild betrachten. Und in Burg hätte die ideale Chance bestanden, eine entsprechende Würdigung Winkelmanns in den Rahmen der diesjährigen Landesgartenschau einzubetten. Das übliche Schau-Programm mit Themengärten und manche Musikveranstaltung laden Blumenfreunde natürlich nach Burg ein. Volker A. W. Wittich

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