Arme Kinder! Jedes fünfte zählt dazu

„Baustelle Kinderarmut“ ist der Titel einer öffentlichen Veranstaltung, die am 18. Juni im Magdeburger Rathaus stattfinden wird, veranstaltet vom Netzwerk gegen Kinderarmut. Birgit Ahlert befragte dazu eine der Organisatorinnen.

Frau von Angern, wer verbirgt sich hinter diesem Netzwerk und seit wann gibt es das?
Eva von Angern: Der Startschuss für das Netzwerk gegen Kinderarmut auf Bundesebene fiel am 2. Dezember 2016 in Berlin. Initiiert von der Bundestagsfraktion Die Linke galt die Zielstellung, ein breit aufgestelltes außerparlamentarisches Bündnis zu aktivieren, um gemeinsam und überparteilich gegen Kinderarmut vorzugehen. Das Netzwerk in Sachsen-Anhalt gründete sich 2017, um auf die Situation von Kindern und Jugendlichen im Land Sachsen-Anhalt aufmerksam zu machen und den politischen Entscheidungsträgern in Bund, Land und Kommunen Anregungen zu geben, auf welche Weise nachhaltige Strategien gegen Armut und für mehr Chancengleichheit entwickelt und umgesetzt werden können. Es engagieren sich Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Familienverbände, Krankenkassen, der Internationale Bund, Kinderbeauftragte und viele mehr. Ziel des Netzwerkes Sachsen-Anhalt ist es, einen Maßnahmenplan gegen Armut von Kindern und Jugendlichen zu erarbeiten.

Wie groß ist die Kinderarmut in Magdeburg bzw. Sachsen-Anhalt?
Laut Zahlen des Deutschen Kinderschutzbundes leben in Deutschland circa 4,4 Millionen Kinder und Jugendliche in Armut oder sind von Armut betroffen. Für Sachsen-Anhalt heruntergerechnet reden wir über circa 130.000 Kinder und Jugendliche. Das bedeutet, dass jedes fünfte, in manchen Städten sogar jedes vierte Kind von Armut betroffen ist.

Ab wann zählt ein Kind als arm und warum?
Kinder zählen beispielsweise als arm, wenn ihre Eltern sogenannte Transferleistungen (SGB II-Bezug, Wohngeld, Kindergeldzuschlag) in Anspruch nehmen. Nimmt man als Berechnungsgrundlage das durchschnittliche Einkommen, so gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent davon hat. 2017 waren das in Sachsen-Anhalt 30 Prozent aller Unter-18-Jährigen. Rund 20 Prozent betreffen Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften. Weiteres Armutsrisiko haben Geringverdiener und Alleinerziehende.

Wie kann der Kinderarmut entgegengewirkt werden? Welche Möglichkeiten sollen durch die Konferenz entstehen?
Es ist eine Kooperationsveranstaltung des Netzwerkes gegen Kinderarmut und der Landeshauptstadt Magdeburg. Das Thema „Kinderarmut“ soll öffentlich debattiert und der außerparlamentarische Handlungsdruck auf die Bundesregierung und den Bundestag aufrechterhalten werden. Ziel ist es, konkrete Maßnahmen und Vorschläge vorzustellen, um der Armut von Kindern und Jugendlichen aktiv entgegenzuwirken. So werden verschiedene Modelle vorgestellt, wie die „Kindergrundsicherung“ und das Programm „Wirksame Bildungsinvestitionen“ der Bertelsmann-Stiftung als Ideengeberin des „Teilhabegeldes“ und anschließend in einer Podiumsdiskussion mit Vertreter/-innen der Bundespolitik diskutiert.

An wen richtet sich die Konferenz, wer kann teilnehmen?
Die Konferenz ist öffentlich und wir haben bereits zahlreiche Anmeldungen. Diese sind bunt gemischt: interessierte Schüler/innen, Mitarbeiter/innen aus der Kinder- und Jugendhilfe und andere mehr. Als Netzwerk ist es uns wichtig, dass wir das Thema „Kinderarmut“ öffentlich gesellschaftlich breit diskutieren und so den politischen Druck erhöhen.

Im Übrigen treffen sich die Akteure des Netzwerkes regelmäßig, zum Beispiel in den Arbeitsgruppen „Bildung“ und „Gesundheit“. Darüber hinaus haben bereits verschiedene Gespräche mit Mitgliedern der Landesregierung stattgefunden, dem Bildungsminister, der Sozialministerin und der Umweltministerin. Gemeinsam mit dem Bildungsminister ist es uns bereits gelungen, ein Projekt für Trinkbrunnen in Schulen zu realisieren. Kleine, aber wichtige Schritte. Zudem wirkt die Umweltministerin darauf hin, dass mehr Kooperationen mit Kleingartenverbänden, Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen gefördert werden. Das sind nur einige wenige Beispiele.

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